Nach dem schweren Erdbeben in Südostasien ist die Zahl der bestätigten Todesopfer in Myanmar nach offiziellen Angaben auf 1.644 angestiegen. In einer Erklärung der Militärführung vom Samstagnachmittag war zudem von 3.408 Verletzten und 139 Vermissten die Rede.
Mit am schwierigsten ist die Lage nach einem teilweisen Einsturz eines Wohnblocks in Mandalay: Unter den Trümmern werden mehr als 90 Verschüttete befürchtet. Im Nachbarland Thailand wurden bislang rund zehn Todesfälle gemeldet. Rettungskräfte suchen weiterhin in beiden Ländern in Trümmern fieberhaft nach möglichen Überlebenden.
Schwere Beben: Opferzahl könnte beträchtlich steigen
Am Freitag hatte die Erde in Südostasien heftig gebebt und schwere Zerstörungen angerichtet. Das Deutsche Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam und die US-Erdbebenwarte (USGS) geben die Stärke mittlerweile mit 7,7 an. Zudem registrierten beide Institute ein paar Minuten später etwas südlich ein weiteres Erbeben mit einer Stärke von 6,4.
Das ganze Ausmaß der Schäden ist bislang nicht klar. Nach Berechnungen der USGS besteht eine 35-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl der Todesopfer in Myanmar zwischen 10.000 und 100.000 liegen könnte.
Epizentrum in Mandalay - auch Hauptstadt Naypyidaw betroffen
Das Epizentrum des stärkeren Bebens lag in der Nähe von Mandalay, der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Myanmars. Das Beben war auch in Thailand, China und Vietnam teils deutlich zu spüren; Häuser und Brücken stürzten ein, Straßen wurden aufgerissen.
Betroffen war auch die Hauptstadt Naypyidaw. Dort stürzte der Eingang der Notaufnahme eines wichtigen Krankenhauses ein. Rund um die 1.000-Betten-Klinik mussten hunderte Verletzte unter freiem Himmel behandelt werden.
Auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt stürzte zudem ein Flugverkehrskontrollturm ein. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, berichtet die Nachrichtenseite "Myanmar Now". Der Flughafenbetrieb sei gesperrt worden, hieß es.
In den sechs am schlimmsten betroffenen Regionen des Landes wurde der Notstand ausgerufen. Das Rote Kreuz in Myanmar sprach von verheerenden Schäden. Es bestehe große Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy brechen könnten.
Mindestens 17 Tote in Bangkok
Auch im Nachbarland Thailand forderten die Beben ihre Opfer: Die Behörden der Hauptstadt Bangkok bestätigten mindestens 17 Todesfälle in der Millionenstadt – mindestens zehn davon in einem eingestürzten Hochhaus. In den frühen Morgenstunden (Ortszeit) bargen Helfer eine weitere Leiche aus den Trümmern.
Zudem gibt es viele Verletzte und noch vermisste Personen. Medienberichten zufolge sollen Rettungskräfte unter den Trümmern Lebenszeichen festgestellt haben. Menschen haben sich dort versammelt und warten verzweifelt auf Nachrichten über ihre Angehörigen, von denen sie seit dem Unglück nichts mehr gehört haben. Die Helfer kämpfen gegen die Zeit. Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden.
Zerrüttete Infrastruktur erschwert Rettungsmaßnahmen in Myanmar
Die Lage in Myanmar ist bislang unübersichtlich. Das Land am Golf von Bengalen leidet seit vier Jahren unter einem Bürgerkrieg, der mit der Machtübernahme der Junta einsetzte. Aus dem Land dringen nur wenige Informationen nach außen. Die Militärjunta informiert lediglich über bestätigte Todesfälle.
Ein akuter Mangel an medizinischen Hilfsgütern erschwert zudem nach Angaben der UNO die Rettungsmaßnahmen. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe sei "dringend humanitäre Hilfe nötig", teilte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) am Samstag mit. Es seien aber nicht genügend "Trauma-Kits" und Blutbeutel sowie Medikamente und Zelte für medizinisches Personal vorhanden.
Rebellen in Myanmar rufen Teil-Waffenruhe aus
Am Sonntag verkündeten die gegen die Militärregierung des Landes kämpfende Rebellen eine zweiwöchige Teil-Waffenruhe. Die oppositionelle Nationale Einheitsregierung in Myanmar teilte mit, die sogenannten Volksstreitkräfte (PDF) würden in den von dem Erdbeben betroffenen Gebieten keine offensiven Militäreinsätze ausführen. Wie viel diese Ankündigung wert ist, muss sich allerdings erst noch zeigen. Von der zweiwöchigen Teil-Waffenruhe seien "Aktionen zur Verteidigung" ausgenommen.
Globale Hilfsangebote: Auch bayerische Einsatzkräfte involviert
Eine Reihe von Ländern bot Thailand und insbesondere Myanmar ihre Hilfe an. Indien und China schickten bereits Hilfslieferungen und Einsatzkräfte nach Myanmar. Auch das Auswärtige Amt erklärte im Onlinedienst X, Deutschland unterstütze die Hilfsprogramme der UNO und sei bereit, weitere Hilfe zu leisten. Voraussichtlich am Montag will die internationale Hilfsorganisation humedica ein vierköpfiges Expertenteam aus Kaufbeuren nach Myanmar entsenden.
Mit Material von dpa, AFP und Reuters
Im Video: Nach Erdbeben - Suche nach Überlebenden unter den Trümmern
Nach einem Erdbeben in Myanmar sind inzwischen mehr als 1.600 Tote gezählt worden. Die Suche nach Überlebenden unter den Trümmern hält an.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!