Fast drei Monate nach dem tödlichen Absturz des österreichischen Extremsportlers Felix Baumgartner an der italienischen Adriaküste ist die Ursache für das Unglück geklärt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in der Stadt Fermo ist der Absturz mit einem motorisierten Gleitschirm auf menschliches Versagen zurückzuführen. Dies teilte Staatsanwalt Raffaelle Iannella mit.
- Zum Vorbericht: Obduktion soll Tod von Extremsportler Baumgartner klären
"Rein menschlicher Fehler" als Unfallursache
"Der Gleitschirm befand sich in einwandfreiem Zustand und wies keinerlei Mängel auf", erklärte Iannella auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dies habe ein technisches Gutachten ergeben. Der Staatsanwalt sprach von einem "rein menschlichen Fehler".
Während des Fluges sei es zu einem raschen Höhenverlust gekommen, als eine Sturzspirale eingesetzt habe. Baumgartner sei dann nicht mehr in der Lage gewesen, den Schirm aus der Spirale heraus zu steuern. Der Rettungsschirm wurde erst kurz vor dem Aufprall am Boden ausgelöst.
Richtige Flugtechnik nicht angewendet
Laut den bisher bekannten Erkenntnissen der Ermittler war nur klar, dass Baumgartner erst durch den Aufprall getötet wurde und nicht, wie einige vermuteten, bereits während des Fluges gestorben war. Unklar war noch, was genau während des Fluges geschah. Es war spekuliert worden, eine am Gleitschirm installierte Kamera könnte sich verheddert haben oder sei in den Propeller geraten.
Das technische Gutachten ergab nach den Worten von Iannella jetzt aber, dass Baumgartner während der Dauer der Sturzspirale nicht die "vorgesehene Technik zur Wiederherstellung einer stabilen Fluglage" angewendet habe. Ein "konsequentes und kräftiges Ziehen" an der rechten Steuerleine wäre nötig gewesen, sei aber unterblieben. Dies habe letztlich zum Kontrollverlust über das Fluggerät geführt.
In den kommenden Tagen werde angesichts dieser Erkenntnisse die Einstellung des Verfahrens zu dem Absturz beantragt, so Iannella. Das technische Gutachten sei bereits der Rechtsvertretung der Familie von Baumgartner übermittelt worden.
Felix Baumgartner wollte "immer die Welt von oben sehen"
Der gebürtige Salzburger Felix Baumgartner lebte ein extrem gefährliches Leben. "Ich wollte immer die Welt von oben sehen", sagte er einmal in einem Interview. Speziell beim Basejumping riskierte er oft alles. 2012 hatte er seinen größten Coup: Mit einem Sprung aus 39 Kilometern Höhe in der Stratosphäre auf die Erde hatte er weltweit Schlagzeilen gemacht. Im Fernsehen und im Internet sahen viele Millionen Menschen live zu, wie sich Baumgartner in die Tiefe stürzte.
Besonders stolz war der Hubschrauberpilot auf seine Karriere als Basejumper. Der Getränkekonzern Red Bull, der ihn sponserte, listet einige seiner spektakulärsten Sprünge auf, darunter den "vermutlichen schwierigsten B.A.S.E-Jump aller Zeiten – in den 190 Meter tiefen flaschenförmigen Höhlenschacht der Mamethöhle im kroatischen Velebitgebirge".
Letzter Flug im Urlaub mit Lebensgefährtin
Letztlich war es dann ein relativ normaler Gleitschirmflug, der Baumgartner das Leben kostete. Mit seiner Lebensgefährtin, der Rumänin Mihaela Radulescu Schwartzenberg, verbrachte der 56-Jährige einen Urlaub an der italienischen Adriaküste. Vor seinem letzten Flug postete er in den sozialen Medien mehr als ein Dutzend Fotos, auf denen er mit seinem Gleitschirm über der Adriaküste zu sehen war.
Am 17. Juli setzte Baumgartner zu seinem letzten Flug an. Er stürzte in der Nähe des Badeorts Porto Sant’Elpidio ab, prallte gegen eine Holzhütte an einem Swimmingpool in einer Ferienanlage und starb sofort. Alle Versuche, ihn zu reanimieren, blieben ohne Erfolg.
Mit Informationen von dpa
Video: Baumgartner und sein Stratosphärensprung
Der Stratosphärensprung erregte 2012 weltweite Aufmerksamkeit
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