Die deutschen Atomkraftwerke sind längst abgeschaltet – 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll muss aber noch für mindestens eine Million Jahre sicher verwahrt werden. Dafür wurden ursprünglich 90 Teilgebiete in Deutschland festgelegt, die jetzt immer weiter reduziert werden. Momentan liegt Atommüll in 16 oberirdischen Zwischenlagern in mehreren Bundesländern.
Jetzt hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) neue Gebiete benannt, die als Atommüll-Endlager nicht mehr infrage kommen.
Welche Regionen gelten nicht mehr als mögliche Endlagerorte?
Bereits letztes Jahr war klar, dass Regionen bei Günzburg, im Fichtelgebirge, östlich von Rosenheim und südöstlich von Landshut nicht mehr infrage kommen. In der Zwischenzeit wurde ein großer Bereich zwischen Nürnberg, Augsburg und dem Bayerischen Wald näher untersucht.
Auch diese Regionen haben sich jetzt als ungeeignet herausgestellt. Dort ist der Granitanteil zu hoch. Granit ist oft stark zerklüftet. Durch die Risse kann Wasser zirkulieren. Wenn Wasser in Kontakt mit radioaktiven Stoffen kommt, kann es diese weitertransportieren.
Welche Regionen sind weiterhin geeignet?
In Bayern befinden sich einige Regionen, die weiterhin infrage kommen: in der Oberpfalz in den Landkreisen Cham, Schwandorf und Neustadt an der Waldnaab. In Niederbayern in den Landkreisen Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf, Regen, Landshut und Straubing-Bogen.
Bundesweit eignen sich außerdem Gebiete in der Nähe von Hannover, Erfurt, Bautzen und Osnabrück. Ein großer Teil Niedersachsens und Schleswig-Holsteins wird noch überprüft. Insgesamt ist noch etwa ein Viertel der Bundesfläche in Bearbeitung.
Grafik: Suche nach dem Atommüllendlager
BR-Grafik: Suche nach dem Atommüllendlager. Bisherige und aktuelle Gebiete
Wie reagiert Bayern auf die Ergebnisse?
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) erwartet jetzt, dass die bayerischen Gebiete, die noch im Rennen sind, bald aus dem Verfahren genommen werden. Er begründet das mit den geologischen Voraussetzungen: "Solche Gesteinsformationen sind in Bayern nach derzeitiger Erkenntnis des Bayerischen Geologischen Dienstes nicht vorhanden", heißt es in einer Mitteilung aus dem Umweltministerium.
Die Begeisterung im Bayerischen Wald hält sich in Grenzen. Dort kommen Gebiete weiterhin für ein Endlager in Frage. Bettina Blöhm von der Bürgerinitiative gegen ein Atommüllendlager im Saldenberger Granit sagt dem BR: "Das wäre ein massiver Eingriff in unser Gebiet, in unsere Infrastruktur, in unsere gesamte touristische Region in Niederbayern. Mir wäre es lieber gewesen, wir wären als Gebiet gleich rausgeflogen."
Was ist mit noch nicht untersuchten Regionen?
Während in Bayern alle Untersuchungen in der deutschlandweit laufenden ersten Erkundungsphase abgeschlossen sind, halten sie im Bundesgebiet weiter an. 2026 soll es wieder ein Update geben. Allerdings betont die BGE, dass die jetzt veröffentlichten Ergebnisse nicht verbindlich sind.
Der Bundestag entscheidet bis Ende 2027 auf dieser Basis, welche Regionen weiter erkundet werden. Spätestens bis 2050 will das Bundesumweltministerium ein Endlager gefunden haben – 20 Jahre später als ursprünglich geplant.
Wieso dauert der Prozess so lange?
Das Verfahren ist sehr komplex. Experten untersuchen, wie rissfest der Boden ist, ob es Anzeichen für vulkanische Aktivitäten oder tektonische Störungen wie Erdbeben gibt und wie viel Gestein überhaupt vorhanden ist. Bruno Thomauske, Physiker und Experte für Atomkraft, kritisiert den Prozess, der im Vergleich zu anderen Ländern sehr lange dauert: "Deutschland ist das einzige Land, das ein bestmögliches Atommüllendlager sucht, nicht "nur" ein geeignetes." Der Physiker vermutet, dass die Endlagersuche bis mindestens in die 2080er Jahre andauern wird.
Iris Graffunder, Vorsitzende der Bundesgesellschaft für Endlagerung, verteidigt den langen Vorlauf: "Mir ist wichtig, dass wir den Menschen zeigen, dass wir weiter vorankommen und dass man auch sieht, welche Regionen jetzt rausfallen und welche weiter im Rennen sind." Es brauche den Diskurs für den Erfolg der Endlagersuche.
Im Video: Endlager in Bayern sind weiter denkbar
Bis spätestens 2050 soll der Ort gefunden sein, an dem in Deutschland der Atommüll gelagert wird. In Bayern kommen nur wenige Standorte in Frage.
Dieser Artikel ist erstmals am 3. November 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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