US-Moderator Jimmy Kimmel
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Aus für Kimmel: Warum Trump Late-Night-Talker angreift

Aus für Kimmel: Warum Trump Late-Night-Talker angreift

Das Aus für Jimmy Kimmel ist für US-Präsident Trump ein großer Erfolg. Ein weiterer Kritiker verstummt. Aber seine Pläne gehen noch weiter. Was dahintersteckt und warum das Folgen bis nach Deutschland hat.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Der US-amerikanische TV-Moderator Jimmy Kimmel ist bekannt für seine satirischen Äußerungen und heftige Kritik an der US-Regierung um Donald Trump. So auch nach der Ermordung des rechtspopulistischen Aktivisten Charlie Kirk. Am Montag hatte er in seiner Sendung "Jimmy Kimmel Live" davon gesprochen, dass Trump und dessen Verbündete Kirks Tod nutzen würden, um davon politisch zu profitieren. So trauere nicht ein Erwachsener um den Mord an einem Freund, sondern "ein Vierjähriger um einen Goldfisch", hatte Kimmel erklärt. Er sagte außerdem: "Wir hatten am Wochenende einige neue Tiefpunkte, als die MAGA-Gang verzweifelt versuchte", den Mann, der Charlie Kirk ermordet habe, "als alles andere als einen von ihnen darzustellen und alles Mögliche tat, um daraus politisches Kapital zu schlagen", sagte er. MAGA ist die Abkürzung für Trumps Make-America-Great-Again-Bewegung ("Macht Amerika wieder großartig").

Dies löste massive Entrüstung bei Donald Trump und seinen Unterstützern aus. In ihren Augen hat Kimmel damit zum Ausdruck gebracht, dass der Tatverdächtige Tyler R. Teil der MAGA-Bewegung sein könnte. Im Moment sind dessen Motive noch unklar. Der Sender ABC reagierte auf Kimmels Äußerung und kündigte an, dessen Sendung sofort aus dem Programm zu nehmen. Die Begründung dafür folgt der Argumentation von Donald Trump. Jimmy Kimmels Kommentare zum Tod von Charlie Kirk seien "in einer kritischen Phase unseres nationalen politischen Diskurses beleidigend und unsensibel", hieß es von ABC. Das Sender-Netzwerk gehört zum Disney-Konzern.

Trump lobt Sender für ihren "Mut"

Auf das Aus von Kimmel reagierte Trump euphorisch. Dies seien "tolle Neuigkeiten für Amerika", schrieb er auf seiner Social-Media-Plattform "Truth Social". Außerdem beglückwünschte er die ABC-Verantwortlichen, "dass sie endlich den Mut hatten, das zu tun, was getan werden musste". Kimmel habe außerdem "null Talent".

Jimmy Kimmel ist dabei nicht der Erste, der seine Late-Night-Show verlieren wird. Schon vor einigen Monaten wurde bekannt, dass auch Stephen Colberts "Daily Show" im kommenden Jahr abgesetzt werden wird. Colbert gilt ebenfalls als prominenter Trump-Kritiker. Der US-Präsident griff inzwischen auch die zwei verbliebenen Late-Night-Moderatoren an. Die Comedians Seth Meyers und Jimmy Fallon seien "totale Versager". Der Sender NBC müsse deren Sendungen ebenfalls beenden, so Trump.

Late-Night-Talker besonders unter Druck

Dass Donald Trump Medien angreift, hat Methode. Aber im Moment werde "das schon seit Jahren vorhandene Klima nochmal weiter brutalisiert", erklärte der Kommunikationswissenschaftler Klaus Kamps im Deutschlandfunk. Vor kurzem hat der US-Präsident zum Beispiel die New York Times wegen angeblicher Verleumdung auf 15 Milliarden Dollar Schadensersatz verklagt oder die Nachrichtenagentur AP von Pressekonferenzen im Weißen Haus ausgeschlossen. Immer wieder attackiert Donald Trump allerdings die Late-Night-Shows besonders heftig. Für den US-Medienwissenschaftler Jeff Jarvis von der Montclair State University spielen Sendungen wie die von Kimmel oder Colbert eine wichtige Rolle. "Late-Night-Shows bieten so ziemlich die einzigen politischen Kommentare, die es im US-Fernsehen gibt", sagte er in BR24 Medien. Diese Shows haben größere Freiheiten als zum Beispiel nüchterne Nachrichtensendungen. Immer wieder haben Kimmel oder Colbert Falschbehauptungen der US-Regierung satirisch entlarvt und dabei auch deutliche Worte benutzt.

Einflussnahme über Umwege

Um die Sender auf seine Linie zu zwingen, nutzt Donald Trump ein einflussreiches Werkzeug: die Medienaufsichtsbehörde FCC. Diese wird inzwischen von seinem Vertrauten Brendan Carr geleitet. Der hatte ebenfalls die Absetzung von Kimmels Sendung gefordert. Sollte dies nicht geschehen, könnten Sendelizenzen entzogen werden, erklärte Carr. Dazu kommt, dass mehrere Inhaber von ABC-Partnersendern Fusionen planen. Da diese wiederum von der Aufsichtsbehörde FCC genehmigt werden müssen, hat Trump einen weiteren Hebel in der Hand, um die Verantwortlichen zu beeinflussen. Es geht also mutmaßlich nicht um ideologische Gründe, sondern in erster Linie um wirtschaftliche Interessen, die bei der Absetzung von Jimmy Kimmels Sendung eine Rolle gespielt haben dürften. Ganz ähnlich war dies offenbar beim Aus für Stephen Colbert.

Die Kritik an diesen Entscheidungen ist groß. Die Writers Guild of America, die Gewerkschaft der US-Drehbuchautoren, ermahnte die Sender beispielsweise: "Unsere Worte haben euch reich gemacht. Uns zum Schweigen zu bringen, macht die ganze Welt ärmer." Und der Medienwissenschaftler Jeff Jarvis spricht seit längerem davon, dass "die Einschüchterung der Medien in vollem Gang sei".

Folgen auch in Deutschland spürbar

Auch deutsche Medien spüren die wachsende Polarisierung in Folge der Ermordung von Charlie Kirk. Dem US-Korrespondenten des ZDF, Elmar Thevesen, wurde wegen angeblich unpassender Äußerungen zum Tod Kirks damit gedroht, dass sein Visum für die USA entzogen werden könnte. Auch Dunya Hayali, die Moderatorin des "heute journal" im ZDF, geriet wegen einer Anmoderation zum Fall Kirk in die Kritik. Sie hatte auf "oftmals abscheuliche, rassistische, sexistische und menschenfeindliche Aussagen" des ermordeten 31-Jährigen hingewiesen. Gleichzeitig verurteilte sie Menschen, die dessen Tod feierten. Daraufhin wurde sie vor allem im Netz massiv angefeindet und erhielt Morddrohungen. Hayali erklärte, dass sie sich deshalb vorerst aus den Sozialen Netzwerken zurückziehen werde.

Der Deutsche Journalistenverband nannte die Vorkommnisse ein "Alarmsignal". Die massiven Attacken gegen kritische Journalistinnen und Journalisten nach dem Kirk-Attentat nähmen auch in Deutschland zu, so der DJV-Vorsitzende Mika Beuster. "Hier wird der Druck nicht von der Regierung ausgeübt, sondern von Rechtspopulisten und fanatischen Medienhassern in den sozialen Netzwerken."

Hinweis der Redaktion: Wir haben den Artikel am Anfang um ein ausführlicheres Zitat von Jimmy Kimmel ergänzt.

Im Video: Deutscher Journalisten-Verband kritisiert Absetzung

Deutscher Journalisten-Verband kritisiert Absetzung von Jimmy Kimmel
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Deutscher Journalisten-Verband kritisiert Absetzung von Jimmy Kimmel

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