Neue Autos müssen seit 2018 mit eCall ausgerüstet sein. Auch Handys und smarte Uhren haben mit ihrer automatischen Notruffunktion schon Leben gerettet. Sie sorgen aber auch für unnötig viel Arbeit bei Bayerns Rettungskräften - der Verband der bayerischen Leitstellenbetreiber schätzt die Fehlalarmquote auf über 90 Prozent.
Fehlalarme – Große Belastung für die Rettungsdienste
Die Leitstellen behandeln alle Alarme zunächst als echte Notfälle. Aufwändige Rückrufversuche oder nicht rückverfolgbare Anrufe binden allerdings Ressourcen. Manche Leitstellen sehen hier eine potenzielle Gefährdung, weil Rettungsmittel durch Fehlalarme blockiert und im Ernstfall für andere Patienten verzögert verfügbar sein könnten.
"Die aktuell hohe Fehlalarmquote ist belastend für Leitstellen und Rettungskräfte", bilanziert Verbandssprecher Jürgen Meyer. "Wichtig wäre eine bessere technische Qualität, verlässliche Rückmeldemöglichkeiten und vor allem: eine strukturierte Integration in die Leitstellensysteme."
Automatisierte Notrufe immer häufiger
Die bayerischen Integrierten Leitstellen berichteten von immer häufigeren automatisierten Notrufen: "Die Angaben reichen von mehrmals täglich bis zu über 18 Ereignissen pro Tag. Auch kleinere Leitstellen geben an, dass solche Alarme mittlerweile zum festen Bestandteil des Tagesgeschäfts gehören", schildert Meyer. Die Zahlen schwankten allerdings stark, da nicht alle Apps und Anbieter strukturiert ausgewertet werden könnten.
Bei der Leitstelle in München beispielsweise gingen mit Stichtag Ende Juni binnen Jahresfrist 3.208 eCall-Meldungen und 26 Smartwatch-Alarme ein. Die Leitstellen HochFranken und Schweinfurt zählen jeweils bis zu 30 Einsätze im Monat, und viele andere nannten pauschal "mehrmals täglich". Die Bandbreite der berichteten Fehlalarme lag dabei zwischen 75 und über 95 Prozent. Augsburg etwa registrierte bei 350 eCall-Meldungen 275 Fehlalarme.
Wertvolle Innovation – aber verbesserungswürdig
Die häufigsten Auslöser automatischer Notrufe sind den Leitstellen zufolge Fahrzeuge mit eCall-Systemen. Gerade im Kfz-Bereich hätten sich die Funktionen bereits vielfach bewährt und Leben gerettet, schilderte Meyer. Er spricht von einer "wertvollen technischen Innovation".
Bei Smartphones mit Sturzerkennung oder Unfallfunktion und Smartwatches mit integrierter SOS-Funktion besteht hingegen nach den Erfahrungen der Rettungskräfte noch erheblicher Entwicklungsbedarf. Bei ihnen seien die Auslöseschwellen oft zu niedrig eingestellt, was zu einer Vielzahl unbeabsichtigter Notrufe führe.
Mit Informationen von dpa
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