In ihrem Hotel in Istanbul wurde ein starkes Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt – offenbar mit tödlichen Folgen: Die in der Türkei gestorbene Hamburger Familie ist nach einem vorläufigen Bericht der türkischen Gerichtsmedizin vergiftet worden. Medienberichten zufolge heißt es in dem Dokument, dass der Tod der zwei Kinder und deren Eltern vorrangig durch eine chemische Vergiftung im Hotel verursacht worden sei.
Die Wahrscheinlichkeit einer Lebensmittelvergiftung werde als gering eingestuft, berichtete der Staatssender TRT unter Berufung auf das nicht abschließende Dokument. Der finale Untersuchungsbericht solle in zehn Tagen vorgelegt werden, hieß es.
Proben von Chemikalien sollen noch untersucht werden
Nachdem die Mutter und ihre zwei kleinen Kinder vergangene Woche in Istanbul gestorben waren, starb am Montagabend auch der Vater in einem Istanbuler Krankenhaus, wie Behörden mitteilten.
Ermittler vermuteten bisher eine Lebensmittelvergiftung. Sie gingen aber auch Hinweisen auf eine Vergiftung durch Chemikalien nach, die Berichten zufolge bei der Bekämpfung von Ungeziefer im Hotel der Familie verwendet wurden. Proben der verwendeten Chemikalien sollen noch untersucht werden, so TRT.
Das Hotel der Familie war in den Fokus geraten, nachdem zwei weitere Gäste wegen Übelkeit und Erbrechen behandelt werden mussten. Ihr Zustand ist nicht kritisch.
Pestizid offenbar im Zimmer der Familie verwendet
Wie der Sender CNN Türk berichtet, war das Schädlingsbekämpfungsmittel direkt im Zimmer der Hamburger Familie ausgebracht worden. Bisher hatte es geheißen, das Gift sei in einem anderen Zimmer eingesetzt worden und möglicherweise seien Dämpfe über einen Lüftungsschacht in das Zimmer der Familie gelangt. In dem Bericht heißt es nun, in dem Zimmer gebe es keinen Lüftungsschacht.
Verwendet wurde offenbar ein Pestizid mit Aluminiumphosphid, ein sehr starkes Mittel, das in der Regel in der Landwirtschaft zum Einsatz kommt und bei Kontakt mit Wasser ein hochgiftiges Gas freisetzt.
Haftbefehle gegen vier Verdächtige in Istanbul
Bei der toten Familie handelt es sich um deutsche Staatsbürger mit türkischen Wurzeln. Die Eltern waren mit ihren beiden Kindern im Vorschulalter als Touristen in Istanbul. Die Mutter und die Kinder wurden am Samstag in der westtürkischen Provinz Afyonkarahisar bestattet. Das Schicksal der Familie hat in der Türkei große Bestürzung ausgelöst. Auch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus und kündigte Aufklärung an.
Bislang wurden elf Verdächtige festgenommen. Gegen vier von ihnen wurde der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge am Montagabend Haftbefehl erlassen. Dabei handelte es sich um Verkäufer von Süßigkeiten, gefüllten Muscheln und einem Gericht aus Kalbsdärmen (Kokorec) sowie einen Besitzer eines Cafés. Ihnen wurde fahrlässige Tötung vorgeworfen. Die Familie hatte bei den Verdächtigen gegessen.
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