Viele erinnern sich noch an das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Für Selenskyj wurde das Aufeinandertreffen dort Ende Februar zu einer Demütigung vor der Weltöffentlichkeit. Und auch die Zusammenkunft zwischen Trump und dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa verlief anders als geplant. Auch Ramaphosa führte Trump in seinem Amtszimmer vor und versuchte, mit einem Video seinem Vorwurf eines "Genozids" an weißen Bauern Nachdruck zu verleihen.
Vor diesem Hintergrund war der Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz bei Trump mit Spannung erwartet worden.
Öffentlicher Teil des Antrittsbesuchs wirkt freundschaftlich
Bei dem ersten Zusammentreffen von Merz und Trump kam es zu keinen ähnlichen Szenen, wie sie manche befürchtet hatten. Trump begrüßte Merz per Handschlag vor dem Weißen Haus. Danach überreichte Merz Trump ein Gastgeschenk: Ein Faksimile der Geburtsurkunde seines deutschen Großvaters – also eine Nachbildung der Urkunden in deutscher und englischer Sprache. Das Dokument im Goldrahmen bezeugt die Geburt von Friedrich Trump am 14. März 1869 in Kallstadt, einem Winzerdorf an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz.
Im Anschluss sagte Trump, er strebe eine "großartige Beziehung" zu Deutschland an und betonte sein gutes Verhältnis zum Bundeskanzler. Weil Journalistinnen und Journalisten bei dem Treffen im Oval Office Fragen stellten, war der Redeanteil von Merz gering. Trump dagegen beantwortete unter anderem auch Fragen zur amerikanischen Innenpolitik. Und er ging auf Vorwürfe ein, er sei Kremlchef Wladimir Putin zugewandt. "Ich bin mit niemandem befreundet", sagte Trump. Dann wandte er sich mit einer Geste an Merz und fügte hinzu: "Wir sind befreundet."
Außerdem äußerte sich Trump zu Merz Charakter und nannte den Bundeskanzler scherzhaft einen "schwierigen" Ansprechpartner, aber auch einen "großartigen Vertreter Deutschlands". Und er sprach ein Kompliment aus: Merz spreche so ein gutes Englisch, sagte Trump an seinen Gast gewandt und fragte: "Würden Sie sagen, es ist so gut wie Ihr Deutsch?" Merz antwortete auf Englisch, es sei nicht seine Muttersprache. Aber er versuche, fast alles zu verstehen und so gut zu sprechen, wie er könne.
Im Video: Trumps und Merz Zusammentreffen verlief freundschaftlich
US-Präsident Trump empfing Bundeskanzler Merz bei dessen Antrittsbesuch im Weißen Haus freundschaftlich
Trump und Merz sprechen auch über den Krieg in der Ukraine
In Bezug auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine forderte Merz Trump dazu auf, gemeinsam mit Deutschland und Europa an dessen Ende zu arbeiten. Amerika sei "in einer sehr starken Position, um in diesem Krieg etwas zu unternehmen und ihn zu beenden", sagte Merz und nannte Trump dabei eine "Schlüsselfigur". Er sei, so Merz, auch gekommen, um darüber zu sprechen, was man gemeinsam für dieses Ziel tun könne.
Trump schloss derweil weitere Sanktionen gegen Russland nicht aus. "Wir werden keinen Deal machen, wenn das nicht aufhört", sagt Trump. Sanktionen habe er im Kopf, und er werde eine harte Haltung einnehmen, wenn der Krieg nicht ende. Dies betreffe dann aber beide Seiten.
Weitere Themen und wie der Tag für Merz weitergeht
Auch weitere Themen wurden angeschnitten: Die geplante Steigerung der deutschen Verteidigungsausgaben nannte Trump "positiv". Er sagte, er setze auf ein "gutes Handelsabkommen" mit der EU. Merz sagte im Oval Office, Deutschland verdanke den USA viel. Und auf Englisch: "Das werden wir nie vergessen". Trumps deutsche Wurzeln seien "eine sehr gute Grundlage für eine enge Zusammenarbeit". Die Frage eines Journalisten, ob die in Deutschland stationierten US-Truppen dort auch bleiben sollen, bejahte Trump.
Bei der Begegnung waren auch Vizepräsident JD Vance und Außenminister Marco Rubio dabei. Jene Regierungsmitglieder also, die zuletzt Deutschland und anderen europäischen Verbündeten die Beschneidung der Meinungsfreiheit und die Ausgrenzung von Parteien wie der AfD vorgeworfen hatten. Merz hatte vor seinem Besuch in Washington klargemacht, dass er die Kritik aus den USA für "übergriffig" hält. Bei dem Treffen im Oval Office kam das heikle Thema nicht zur Sprache.
Nach dem Gespräch vor laufenden Kameras, das etwa 45 Minuten dauerte, gab es noch ein vertrauliches Mittagessen zwischen Trump und Merz. Im Anschluss sagte Merz in einem ARD-Brennpunkt, Donald Trump habe eine Einladung zu einem Besuch in Deutschland angenommen. Nun werde nach einem Termin gesucht.
Im Video: Politikwissenschaftler Werz ordnet das Treffen im Oval Office ein
BR24 TV schaltet zum Politikwissenschaftler Michael Werz, langjähriger Beobachter der US-Politik. Er ordnet das Gespräch im Oval Office ein.
Mit Informationen von dpa, reuters, AFP
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