Die Ausbildung für Ungediente soll fortgesetzt werden. Das bestätigte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums auf BR24-Anfrage. Männer und Frauen, die nie zuvor bei der Bundeswehr gedient haben, werden darin zu Reservisten ausgebildet, um im Bedarfsfall eingesetzt zu werden. Wie es damit ab 2026 weitergehen soll, war bislang unklar. Nun scheint eine größere Diskussion offiziell abgeräumt.
Pro: Engagement in der Bundeswehr von extern
Während unter anderem ranghohe Generäle an der Sinnhaftigkeit zweifelten, sprachen sich insbesondere Kreise der Reserve für eine Fortsetzung aus. Als Gründe dafür galten praktische Erfahrungen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Der Landesvorsitzende des Reservistenverbandes in Bayern, Fabian Forster, lobte etwa mehrfach deren Engagement und beschrieb sie als "Leistungsträger". In Interviews mit BR24 betonte Forster, es sei "auch dem Bild der Bundeswehr nicht zuträglich, wenn sich Menschen gern in der Reserve engagieren möchten, wir ihnen aber die Türe vor der Nase zu schlagen".
Contra: Mehr Ausbildungs-Aufwand
Gegen eine Fortsetzung des Modells sprach in den Augen der truppeninternen Kritiker unter anderem der Aufwand, der in die Ausbildung gesteckt werden muss. Ihr Lager setzte eher auf eine Stärkung und eine Verjüngung der Reserve durch das neue Wehrdienstmodell.
Nun stellt das Verteidigungsministerium klar, dass die Ausbildung Ungedienter als "wichtiger Beitrag zur Stärkung der Reserve" betrachtet wird.
Geringe Abschlussquote bei externen Reservisten
Die Zahlen scheinen das auf den ersten Blick zu widerlegen: Seit dem Start des Modells im Jahr 2018 hätten über 5.000 Männer und Frauen die Ausbildung begonnen, so die Sprecherin. Erfolgreich abgeschlossen hätten sie bislang aber nur etwa 1.250.
Eine Begründung, warum die Quote so gering sei, lieferte das Ministerium auf Nachfrage zunächst nicht. Interessenten hatten auch im BR mehrfach kritisiert, es sei schwer, überhaupt einen Platz in der Ausbildung zu bekommen. Der Blog "ungedient.de", der praktische Tipps rund um die Ausbildung gibt, präzisiert, die Zahlen ließen nicht auf eine hohe Abbrecherquote schließen. Als vorrangiger Grund wird dort vielmehr angeführt, dass die Ausbildung nur als abgeschlossen gilt, wenn Teilnehmer die formale Qualifikation auf Papier zuerkannt bekommen haben. Dies geschehe aber häufig erst im Rahmen der anschließenden Reservedienstleistungen.
Einsatz als "Heimatschützer"
Vorgesehen sind die Reservistinnen und Reservisten für die sogenannten Heimatschutzverbände der Bundeswehr. Diese werden gerade im größeren Rahmen wieder aufgebaut, nachdem vergleichbare Strukturen vor Jahren aufgelöst worden waren. Seit einer Umstrukturierung im Frühjahr unterstehen die Kräfte dem Heer. Sie sind nun in einer eigenen "Heimatschutzdivision" mit aktuell etwa 6.700 Dienstposten gebündelt.
Aufgabe der Einheiten ist zum Beispiel der Schutz militärischer Einrichtungen. Konkret könnten sie eingesetzt werden, um Depots oder Rastplätze für Militärkonvois vor Sabotageakten oder Angriffen zu schützen. In der Ausbildung werden deshalb militärische Grundlagen vermittelt. Dazu zählt die Handhabung von Waffen, die Orientierung, das Bewegen im Gelände oder der Wachdienst. Bei späteren Reserveübungen sollen diese Kenntnisse vertieft werden.
Heimatschutzdivision im Aufbau
Angesichts der Bedrohungslage wird dem Heimatschutz wieder mehr Bedeutung beigemessen. Deutschland gilt der Nato als logistische Drehscheibe im Falle eines Angriffs auf Bündnisgebiet im Osten. Truppen müssten in so einem Fall durch die Bundesrepublik verlegt werden.
Der Kommandeur der neuen Heimatschutzdivision, Generalmajor Andreas Henne, hatte Anfang August im BR24-Interview betont, die Division befinde sich noch im Aufbau, der "Aufwuchs mit Material und Personal" habe erst begonnen. Die Geschwindigkeit sei aber "nicht so langsam, wie man sich das für die Bundeswehr vorstellen mag", so Henne wörtlich.
Drohnen bezeichnete er als "zentrale Herausforderung". Er kündigte an, dass seine Kräfte Systeme zur Drohnenabwehr sowie eigene Drohnen bekommen sollen: "Wir sind nicht das ungeliebte vierte Kind im Heer, sondern wir werden sehr zuvorkommend auch mit Ausrüstung versehen", sagte der Generalmajor.
Dieser Artikel ist erstmals am 24. September auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.