Die Bundeswehr baut ihre Verteidigungsfähigkeit aus: Nicht nur durch mehr Personal, auch mit mehreren P-8A Poseidon. Poseidon ist in der griechischen Mythologie der Gott des Meeres – und darum geht’s auch: Um die Überwachung großer Seegebiete. Wer jetzt an ein Schiff denkt, irrt: P-8A Poseidon ist ein Flugzeug.
"Neue Ära der deutschen Aufklärung auf See"
Die Bundeswehr will ihre Einsatzbereitschaft stärken, sie will wachsen und Sicherheit garantieren. Unter dem Motto jedenfalls fand Donnerstag und Freitag auch die Bundeswehrtagung statt. Da kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) an: "Bis 2029 soll eine Bundeswehr stehen, die in der Breite ausgestattet ist und Orientierung nach innen und außen gibt. Für Verbündete, Partner und Gegner."
Danach nahm Pistorius teil am Einflug des ersten deutschen Seefernaufklärers P8-A Poseidon. Das Flugzeug soll künftig große Seegebiete überwachen, Schiffsbewegungen verfolgen und es kann U-Boote aus 12.500 Metern Höhe orten und bekämpfen. Laut Verteidigungsministerium läutet es eine "neue Ära der deutschen Aufklärung auf See" ein.
Poseidon wurde laut Bundeswehr schnell beschafft
Deutschland hat insgesamt acht Maschinen des Typs Boeing P-8A Poseidon bestellt. Sie ersetzen ältere Flugzeuge. Entschieden wurde das noch unter der ehemaligen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) im Jahr 2021. Ausgeliefert werden die Flugzeuge schrittweise bis 2028. Die Bundeswehr erklärte: "Eine kurze Zeit für Beschaffungen in dieser Größenordnung."
Die Seefernaufklärer werden künftig von der Deutschen Marine genutzt. Stationierungsort ist der Fliegerhorst Nordholz bei Cuxhaven. Nach Aussage der Marine wird das neue Kampfflugzeug auch für die Zusammenarbeit innerhalb der Nato wichtig sein. Es ist fast 40 Meter lang, hat eine Spannweite von etwa 38 Metern und wird damit das größte Kampfflugzeug der Bundeswehr sein. Auch die USA, Großbritannien, Norwegen, Australien und Neuseeland setzen die Flugzeuge schon ein.
Ein Erfolg für Pistorius in einer Phase mit viel Kritik
An diesem Freitag kann Pistorius also einen Erfolg vermelden. Ganz anders sieht das aber bei der Digitalisierung der Bundeswehr aus. Zuletzt gab es für das 20 Milliarden Euro-Projekt große Kritik im Verteidigungsausschuss an dem Minister: Es würde seit Jahren versucht, Soldaten, Fahrzeuge und Waffensysteme digital miteinander zu vernetzen – erfolglos, so die Kritik.
Dabei steht die Bundeswehr laut ihren Kritikern ganz am Anfang, es wird noch lange dauern und es gibt technische Probleme: Allein für die Umrüstung eines einzigen "Leopard 2"-Panzers brauchen Techniker 400 Stunden. Außerdem gibt es Softwareprobleme, sodass fraglich ist, ob die Funkgeräte denn funktionieren. Laut Pistorius: "Industrieseitige" Probleme, die aber gemeinsam gelöst werden sollen. Der Wehrbeauftragte Henning Otte (CDU) sagte: Dass die Truppe aktuell noch die alte analoge Technik nutzen müsse, mache es einem potenziellen Feind leichter, Soldaten zu orten – sei also ein echtes Sicherheitsrisiko.
Pistorius wirbt für neue Fehlerkultur in der Truppe
Vielleicht auch mit Blick auf die aktuellen Probleme kündigte Pistorius bei seiner Rede auf der Bundeswehrtagung eine neue Fehlerkultur an. Er sagte, um die Truppe fit zu machen, brauche es nicht nur mehr Menschen und Material, sondern auch mehr Mut. Dazu gehörten auch Fehler. Und: "Sie werden nicht bestraft, sondern verstanden und korrigiert." Grund ist dafür sei die "Mangelressource Zeit". In den vergangenen Jahren habe sich eine Achse vieler Autokratien gebildet: Russland, Nordkorea, Iran und andere nutzten Krisen, um ihren Einfluss auszuweiten, sagte Pistorius.
Und so endet diese Woche mit Licht und Schatten für Pistorius: Einerseits konnte er ein neues, modernes Flugzeug in Empfang nehmen, andererseits lassen sich die Probleme mit dem Digitalfunk nicht in Kürze lösen.
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