Aktivisten der Umweltgruppe "Letzte Generation" haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale im Willy-Brandt-Haus beschmiert. (02.11.2022)
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Am vergangenen Mittwoch beschmierten Klima-Aktivisten die Fassade des Willy-Brandt-Hauses in Berlin.

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Scholz rügt Aktionen der "Letzten Generation"

Scholz rügt Aktionen der "Letzten Generation"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Proteste der Klimaaktivisten von der "Letzten Generation" scharf kritisiert. Währenddessen bewerten Kirchenvertreter, Sozialethiker und Umweltschützer die Aktionen der Gruppe differenziert.

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Kunstgemälde beschmieren und Verkehrsstaus provozieren – die Debatte über die Aktionen der Klimaaktivisten von "Die letzte Generation" läuft weiter auf Hochtouren. Kirchenvertreter äußerten einerseits Kritik – aber auch grundsätzliche Unterstützung für das Anliegen der Aktivisten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält die Aktionen für "keinen guten Einfall".

Scholz über Aktionen der "Letzten Generation": "Leute ärgern sich"

Scholz kritisierte die Protest-Aktionen der Gruppe deutlich. "Ich gebe gerne zu, dass ich das nicht gut finde, wenn jetzt Kunstwerke irgendwie bemalt oder mit Brei beworfen werden", sagte Scholz am Samstag auf dem Debattenkonvent der SPD in Berlin auf die Frage, wie man mehr Verständnis für die Anliegen der Aktivisten schaffen könne. Scholz sagte, man müsse sich überlegen, was man mit Aktionen anrichte.

Die Aktivisten von "Die letzte Generation" argumentieren zumeist, dass derartige Gemälde schon bald ohnehin nichts mehr wert sein würden, wenn man sich aufgrund der Klimakrise ums Essen streiten müsse – und versuchen auf diesem strittigen Weg auf den Klimawandel aufmerksam zu machen.

Scholz glaubt, dass das Gegenteil zu ihrem Anliegen erreicht werde, wenn sich Aktivsten auf die Straße klebten und den Verkehr behinderten. "Ich glaube, die Leute, die da im Stau stehen, verstehen nicht plötzlich die Ernsthaftigkeit des Anliegens, sondern ärgern sich nur von vorne bis hinten. Und deshalb glaube ich, das ist kein guter Einfall", sagte Scholz.

  • Zum Artikel: Sitzblockaden fürs Klima: Freiheit und Grenzen im Rechtsstaat

Bedford-Strohm: Aktionen der "Letzten Generation" kontraproduktiv

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hält Aktionen der Klimaaktivisten der "Letzten Generation" für "komplett kontraproduktiv". Menschen müssten nicht aufgerüttelt werden, viele hätten sehr genau verstanden, wie ernst die Situation sei, sagte Bedford-Strohm am Freitagabend bei der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Magdeburg.

Die Kirche dürfe den politischen Verantwortlichen auch nicht von einem "moralischen Hochpodest" Ratschläge erteilen, da sie oftmals selbst ihre Klimaziele noch nicht erreiche, so Bedford-Strohm. Natürlich müsse man alles tun, das Ruder herumzureißen. Doch er sehe nicht, wie das Festkleben auf Straßen oder die Brei-Attacken auf Kunstwerke dazu helfen solle. Bedford-Strohm nannte die Aktionen "absurd". Sie verhinderten, dass Menschen konstruktive Energie entwickelten und handelten.

Viel Kritik an den Klimaaktivisten der "Letzten Generation": Bayerns Landesbischof Bedford-Strohm nannte die Aktionen absurd.
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Viel Kritik an den Klimaaktivisten der "Letzten Generation": Bayerns Landesbischof Bedford-Strohm nannte die Aktionen absurd.

Bischof Meister: Klima-Aktivisten moralisch unterstützen

In der Kirche gibt es aber durchaus auch andere Stimmen. Die Kirchen sollten Klima-Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" nach den Worten von Hannovers Landesbischof Ralf Meister moralisch unterstützen. "Das heißt nicht, dass wir alle Maßnahmen begrüßen, die durchgeführt werden, sondern dass man sie auch kritisieren kann", sagte Meister am Samstag am Rande der Generalsynode.

Meister betonte, dass er selbst in seiner Jugend das System radikal in Frage gestellt habe. "Diese Generation nimmt das in einer radikalen Form der Anfrage wahr, was adäquat ist zu der Herausforderung, in der wir nicht nur als Gesellschaft, sondern auch als Menschheit stehen." Zugleich befürchte er jedoch eine weitere Radikalisierung von "Letzter Generation": "Es könnte eine weitere Radikalisierung verhindern, wenn große institutionelle gesellschaftliche Akteure das auch unterstützen."

Sozialethiker: Verkehrsblockaden ja – Kunst-Beschmutzung nein

Der Berliner Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl sieht die Proteste der Klima-Aktivisten der "Letzte Generation" in einer Sackgasse. "Protestaktionen müssen auch mal stören. Ansonsten würden sie ja wirkungslos bleiben. Allerdings muss eine Protestaktion so gestaltet sein, dass sie von der Bevölkerung verstanden werden kann", sagte das Mitglied des Deutschen Ethikrats in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Protestformen sollten in einem unmittelbaren Zusammenhang zu dem stehen, wogegen sie sich richten. "Da habe ich erhebliche Zweifel", sagte der Sozialethiker. "Kurzzeitig Straßen zu blockieren, macht grundsätzlich Sinn. Eine überbordende Automobilität trägt erheblich zu den Klimaproblemen bei. Ob ausgestellte Kunstwerke oder die Existenz von Parteizentralen dazu beitragen, ist doch sehr fraglich. Nachvollziehbarer wäre eine Sitzblockade vor den Eingängen in die Parteizentralen. Dann müssten die mit den Protestaktionen Adressierten symbolisch über die Demonstrierenden stolpern."

Klimaschützer Alt kritisiert Bild-Zeitung

Der Journalist, Publizist, Klimaschützer und Pazifist, Franz Alt, mahnt angesichts der aufgeheizten Diskussionen über die Protestaktionen der Klima-Gruppe "Letzte Generation" zur Besonnenheit. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte Alt: "Einige Kommentare, die ich dazu zum Beispiel in der Bild-Zeitung gelesen habe, habe ich journalistisch für glatt daneben gehalten. Da wurde überhaupt nicht gefragt, warum protestieren die jungen Leute? Also da wurde einfach drauf geschlagen."

Abgesehen davon rät der überzeugte Christ den jungen Klimaaktivisten aber zu mehr Fingerspitzengefühl bei ihren Aktionen: "Ich empfehle den Kollegen und Kolleginnen von Fridays for Future und denen, die sich auf der Straße festkleben, um Autos aufzuhalten, doch etwas mehr Achtsamkeit gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern." Aktionen wie Kartoffelbrei auf ein Monet-Gemälde zu schmieren, führen nach Ansicht Alts nicht dazu, Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen. "Das ist natürlich ein Angriff auf die etablierte Kunst. Und das verärgert die Menschen. Da werden schlicht die Anstandsregeln verletzt. Und das hilft dem Klima nicht."

Bericht: Blockade wohl nicht Schuld am Tod von Radfahrerin

Hintergrund der anhaltenden Debatte ist, dass ein Spezialfahrzeug, das am vergangenen Montag helfen sollte, die Verletzte unter dem Lkw zu befreien, nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau stand. Dieser soll durch eine Aktion der "Letzten Generation" ausgelöst worden sein. Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtete jedoch unter Berufung auf einen Einsatz-Vermerk, dass es nach Einschätzung der behandelnden Notärztin keine Auswirkungen auf die Rettung der verletzten Frau hatte, dass der sogenannte Rüstwagen nicht zur Verfügung stand. Die Notärztin habe unabhängig davon, dass das Fahrzeug im Stau stand, entschieden, auf das Anheben des Lastwagens zu verzichten.

Nach Informationen der SZ hat der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes den Vermerk am Dienstagabend an die Spitze der Berliner Feuerwehr geschickt. Der Senatsinnenverwaltung liegt nach Angaben von Sprecher Thilo Cablitz bislang kein umfassender Bericht zu dem Einsatz vor, sondern lediglich eine Erstinformation. Diese beinhalte erste Angaben zur Verzögerung des Rüstwagens, erklärte Cablitz. Die vorliegende Erstinformation werde der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt.

Mit Informationen von dpa und KNA

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