Schweinebauer Frank Janetzky im Schweinestall bei Traunwalchen mit einem Ferkel.
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Schweinepreis in Deutschland auf neuem Tiefpunkt
Bildrechte: BR/Georg Florian Ulrich
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Schweinepreis in Deutschland auf neuem Tiefpunkt

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Deutsche Landwirte sorgen sich um spanisches Billigfleisch

Deutsche Landwirte sorgen sich um spanisches Billigfleisch

Spanien ist Europas größter Schweinehalter, produziert Massenware für den Export. Das setzt auch deutsche Landwirte unter Druck. Wegen eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Spanien könnte bald noch mehr Fleisch aus Spanien zu uns kommen.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Alle drei Wochen, 1 Uhr nachts, muss Frank Janetzky aufstehen, der LKW ist da. Janetzky, Schweinehalter bei Traunwalchen im Landkreis Traunstein, muss seine Schweine verladen. Sie kommen zum Schlachthof. "Mir tut jede Sau leid, die man verkauft. Aber es ist halt mein Job."

Schweinepreis in Deutschland auf neuem Tiefpunkt

Doch der lohnt sich kaum mehr. In den letzten zehn Jahren haben 41 Prozent der Ferkelerzeuger in Deutschland aufgegeben. "Ich hab' den Hof von meinen Eltern gekriegt und würd' den gern auch an meine Kinder weitergeben." Dafür müsste Janetzky investieren – in einen neuen Stall mit mehr Platz für die Tiere. Doch Janetzky verdient immer weniger Geld.

Denn der Schweinepreis ist derzeit so niedrig wie seit über drei Jahren nicht. Während Frank Janetzky im November 2023 noch 2,10 Euro pro Kilo erhielt, waren es in diesem November nur noch 1,70 Euro. "Das reicht, dass man was zu essen hat, den Schlepper repariert", so der Landwirt, "aber nicht zum Investieren." Ein Grund für den Preisverfall: Konkurrenz aus dem Ausland.

Spanien ist Europas Schweinestall geworden

Lange war Deutschland Europas größter Schweinehalter. Dann kam Spanien. 35 Millionen Schweine gibt es dort inzwischen, mehr als in jedem anderen EU-Land. Nachdem Deutschland wegen eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) Schweinefleischexporte, etwa nach China, zurückfahren musste, haben spanische Schweinehalter ihre Chance genutzt.

Sie erhöhten ihre Produktion massiv, exportierten, bis Peking Zölle einführte. Und die ASP zuletzt auch in Spanien ankam – was bei einigen Ländern dazu geführt hat, dass sie kein spanisches Schweinefleisch mehr abnehmen.

In Spanien gilt: "Pig Business is Big Business"

Schweinehaltung in Spanien liegt größtenteils in der Hand großer Firmen. Mit dem Boom sind einige rasant aufgestiegen. Litera Meat etwa, dessen Besitzer in Ungarn wegen Steuerhinterziehung verhaftet wurde, wurde innerhalb weniger Jahre zu einem der größten Schweineproduzenten Spaniens, betreibt den größten Schweine-Schlachthof Europas. Im Sommer 2019 ging hier das erste Schwein über die Schlachtbank, inzwischen sind es 160.000 jede Woche.

Die Firmen integrieren Bauern in ihr Unternehmen. Sie stellen den Landwirten Ferkel und Futter, die ziehen die Tiere gegen einen Festpreis groß. Als Großabnehmer können die Firmen billiger einkaufen, investieren, bauen teils eigene Ställe. Die beteiligten Bauern geben ihre Selbstständigkeit zwar auf, schätzen aber das sichere Einkommen. "Wir haben uns dran gewöhnt", sagt Schweinehalter Ovidio Ortín Albalate. Er hält 8.000 Mastschweine, achtmal so viele wie Frank, ist stolz auf seinen neuesten Stall. Und: Er verdient momentan mehr pro Schwein als sein bayerischer Berufskollege.

Spanische Schweinehalter haben es einfacher – die Schweine nicht

Trotz neuer Ställe: Die Haltungsbedingungen liegen in Spanien in der Regel unter dem deutschen Niveau. Haltungsstufen wie in Deutschland gibt es nicht, ein geplantes Gesetz zur Verbesserung hatte vor Gericht keinen Bestand, es gelten wieder die Standards von 2002. Deutsche Schweine haben selbst auf der niedrigsten Tierhaltungsstufe 1, wie Frank Janetzky sie auf seinem Hof hat, rund 25 Prozent mehr Platz als ihre spanischen Artgenossen.

Ende November kam es auch in Spanien zu einem ASP-Ausbruch. Länder wie Mexiko und China verhängten einen Importstopp für Schweinefleisch aus Spanien, das jetzt auch auf den deutschen Markt drängt. Und hier für noch mehr Preisdruck sorgen könnte.

Sendehinweis: Die Reportage "Deutsche Bauern ohne Zukunft? Das Geschäft mit dem spanischen Billigfleisch" läuft am 12.12. um 19 Uhr in der Sendung "Unser Land" im BR Fernsehen und in der ARD Mediathek.

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