Ein acht Jahre altes Mädchen aus dem Sauerland wurde fast sieben Jahre lang eingesperrt
Bildrechte: picture alliance/dpa | Markus Klümper
Audiobeitrag

Ein acht Jahre altes Mädchen aus dem Sauerland wurde fast sieben Jahre lang eingesperrt

Audiobeitrag
>

Eingesperrtes Mädchen: Ermittler nehmen Jugendamt ins Visier

Eingesperrtes Mädchen: Ermittler nehmen Jugendamt ins Visier

Acht Jahre alt und fast sieben davon eingesperrt: Das Schicksal eines Mädchens im Sauerland schockiert. Vage anonyme Hinweise gab es bereits im Vorfeld. Nun ist auch das Jugendamt in den Fokus der Ermittler geraten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Die Ermittlungen im Fall des Mädchens, das fast sein gesamtes Leben in einem Haus im Sauerland festgehalten worden sein soll, erstrecken sich laut Staatsanwaltschaft nun auch auf das Jugendamt. "Wir müssen auch beleuchten, ob das Jugendamt alles Notwendige getan hat, um den Fall aufzudecken", sagte der Siegener Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss am Montag laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa. Wenn ein achtjähriges Mädchen mutmaßlich fast sieben Jahre lang in einem Haus versteckt werde, "stellt sich zwangsläufig die Frage, ob das Kind nicht früher hätte gefunden werden können".

Hinweis aus familiärem Umfeld führte zu Aufdeckung

Laut WDR-Bericht hatten Hinweise "aus dem familiären Umfeld" in diesem Sommer in Attendorn beim zuständigen Jugendamt des Kreises Olpe die Aufdeckung des drastischen Falls ins Rollen gebracht. Das Jugendamt hatte nach eigenen Angaben nach dem Hinweis eines Ehepaares im Juni 2022 eine Anfrage beim Bundesjustizministerium gestellt, das wiederum die italienischen Behörden kontaktierte - mit dem Ergebnis, dass der von der Mutter behauptete Umzug mit ihrer Tochter von Attendorn nach Italien 2015 nie stattgefunden hatte.

Baron von Grotthuss sagte, der zentrale Hinweis sei nach bisherigen Erkenntnissen entweder aus dem Familienkreis oder aus der Nachbarschaft gekommen. Die Hinweisgeber seien offenkundig davon ausgegangen, dass Mutter und Tochter in Italien lebten und hätten Verdacht geschöpft, als sie diese dennoch sahen.

Bereits vor zwei Jahren anonyme Hinweise

In dem drastischen Fall gab es bereits länger anonyme Hinweise. Vor zwei Jahren und vor einem Jahr seien zwei anonyme Hinweise beim Jugendamt eingegangen, sagte Fachbereichsleiter Michael Färber am Montag der dpa. "Wir sind dem sofort nachgegangen, aber es gab keine stichhaltigen Hinweise oder konkreten Anhaltspunkte, dass sich das Mädchen dort aufhielt."

Man habe daher keine rechtliche Möglichkeit gehabt, das Haus zu betreten - das sei auch die damalige Einschätzung der Polizei gewesen, schilderte Färber. "Wir haben keine Anzeichen gefunden, die bestätigt hätten, dass das Kind und seine Mutter bei den Großeltern in Attendorn leben."

Ermittlungen gegen Mutter und Großeltern

Attendorn sei ländlich gelegen. "Auf dem Dorf weiß man, wer bei den Nachbarn ein und aus geht." Dass das Mädchen dort so lange Jahre nicht gesehen wurde, weist laut Oberstaatsanwalt darauf hin, dass die Beschuldigten "sehr geheim und sehr sorgfältig" vorgegangen seien. Gegen Mutter und Großeltern wird wegen Freiheitsberaubung und Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt. Die Ermittler geht davon aus, dass sie dem Mädchen fast sieben Jahre lang nicht ermöglicht hatten, "am Leben teilzunehmen" - nicht an Kita, Schule oder am Spiel mit anderen Kindern.

Mit Informationen von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!