Mehrere Erdbeben haben Istanbul und die Region erschüttert. Berichte über größere Schäden oder Schwerverletzte gab es zunächst nicht.
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Mehrere Erdbeben haben Istanbul und die Region erschüttert. Berichte über größere Schäden oder Schwerverletzte gab es zunächst nicht.

Videobeitrag
>

Erdbeben erschüttert Istanbul und umliegende Regionen

Erdbeben erschüttert Istanbul und umliegende Regionen

Ein Erdbeben hat die türkische Metropole Istanbul und die Region erschüttert, viele Menschen liefen aus Furcht ins Freie. Die Behörden gaben die Stärke des Bebens mit 6,2 an, laut offiziellen Angaben gab es aber keine Todesopfer oder größere Schäden.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Eine Reihe von Erdbeben hat die Millionenmetropole Istanbul erschüttert. Laut dem Katastrophendienst Afad hatte das bisher heftigste Beben um 12.49 Uhr MEZ eine Stärke von 6,2. 151 Verletze werden behandelt. Sie seien "aus Panik aus der Höhe gesprungen", schrieb das Istanbuler Gouverneursamt auf der Plattform X. Sie schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf der Plattform X, es gebe bislang keine Kenntnisse über Tote. Über größere Sachschäden war zunächst nichts bekannt. Die Stadt wird seit dem Mittag immer wieder von Beben erschüttert, das stärkste mit 6,2. Auf Fotos und Videos waren keine Beschädigungen zu erkennen.

Stärke des Bebens lag über 6,0

Die Epizentren der Beben lagen Afad zufolge in der Gegend von Silivri, etwa 80 Kilometer westlich von Istanbul. Es habe sich in einer Tiefe von 6,92 Kilometern befunden. "Ein Erdbeben der Stärke 6,2 hat sich in Silivri, Marmarameer, Istanbul ereignet", erklärte Innenminister Ali Yerlikaya im Onlinedienst X. Das Beben sei auch in den umliegenden Provinzen zu spüren gewesen, fügte er hinzu. 

Auch die US-Erdbebenwarte USGS nannte eine vorläufige Stärke von 6,2. Das Beben sei in einer Tiefe von zehn Kilometern aufgetreten. Das Epizentrum habe etwa 40 Kilometer südwestlich von Istanbul im Marmarameer gelegen. Zuvor hatte das GFZ, das Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam, die Stärke mit 6,02 angegeben.

Menschen auf den Straßen, Wellen auf dem Bosporus

Auf Videos war zu sehen, wie Menschen nach den Beben in Istanbul auf die Straße liefen, es wurde berichtet, dass es zahlreiche Nachbeben gab und die Mobilfunk-Verbindungen teilweise ausfielen. Andere Aufnahmen zeigten Wellen auf dem Bosporus, die durch das Beben ausgelöst wurden.

"Ich spreche unseren Bürgern meine besten Wünsche aus", teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf der Plattform X mit. "Wir beobachten die Situation genau", erklärte er. Alle staatlichen Institutionen befänden sich derzeit in voller Alarmbereitschaft und verfolgten die Lage genau. Einsatzteams untersuchten die Lage vor Ort "mit größter Sorgfalt". "Gott sei Dank gibt es momentan keine bedenkliche Lage", sagte Erdogan.

Imamoglu: Kann an diesem Tag nicht an eurer Seite sein

Auch der inhaftierte und abgesetzte Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu wandte sich an die Bevölkerung. Er bedauerte, nicht an der Seite der Einwohner stehen zu können: "Mein größter Kummer ist, dass ich an diesem schwierigen Tag nicht an eurer Seite sein kann – als jemand, der sein Leben der katastrophenorientierten Stadtplanung Istanbuls gewidmet hat", hieß es in einem Beitrag auf Imamoglus X-Account.

Der Kampf gegen die Naturkatastrophe sei eine existenzielle Aufgabe für alle Institutionen. Das Thema Erdbeben sei weitaus bedeutender als Wahlsiege oder Machtstreben, deshalb brauche es jetzt dringend "Einheit, Zusammenhalt, Solidarität und gemeinsamen Verstand".

Es sei unerlässlich, ein breit angelegtes Konzept zu erarbeiten, das Istanbul und sein Umland umfasst, so der Oppositionspolitiker. Er war dafür, seinen Vorschlag für einen "Istanbul-Erdbebenrat" unbedingt in die Tat umzusetzen.

Der Katastrophendienst Afad warnte derweil die Menschen in der Region davor, beschädigte Gebäude zu betreten.

Erschütterung auch in Griechenland und Bulgarien spürbar

Das Erdbeben war auch in Teilen Griechenlands deutlich zu spüren. Vor allem im Nordosten des Landes am Grenzfluss Evros zur Türkei hin wurden die Menschen in Angst versetzt, berichteten griechische Medien. Zuvor hatten sie aufgrund der ersten, schwächeren Beben bereits eine Warn-SMS des griechischen Katastrophenschutzes erhalten. Meldungen über die Erdstöße gab es außerdem von etlichen Inseln in der Ägäis, darunter Chios und Lesbos. Schäden habe es jedoch nicht gegeben, hieß es in den Berichten übereinstimmend.

Die Beben in Istanbul wurden auch in ganz Bulgarien gespürt, am stärksten im südöstlichen Grenzgebiet und in der Region Burgas am Schwarzen Meer, wie das Geophysische Institut in Sofia mitteilte.

Experten hielten Beben bereits für überfällig

Experten gingen davon aus, dass ein Beben rund um die Stärke 7 in der Metropole Istanbul mit 16 Millionen Menschen überfällig war, die Region gilt als stark gefährdet. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier ein Beben über der Stärke 7 bis 2030 auftritt, beziffern Forscher mit 60 Prozent. Laut türkischem Städtebauminister Murat Kurum gelten 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten in der Stadt als erdbebengefährdet.

Auch beim Potsdamer Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) beobachtet man die Vorgänge sehr genau. Es sei das schwerste Beben in der Region seit 25 Jahren, teilten die Wissenschaftler mit. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zwei Szenarien: Entweder ist die unmittelbare Region nun vorerst entspannt und die Seismizität klingt langsam ab, oder die durch das Beben erzeugten Spannungsumlagerungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Erdbeben in der Region", hieß es von dort. Bis 16:55 Mitteleuropäischer Zeit gab es 127 Nachbeben.

Ein von einem schweren Nachbeben gefolgtes Beben der Stärke 7,8 hatte am 6. Februar 2023 in der Türkei und im benachbarten Syrien Verwüstung angerichtet. Mehr als 53.000 Menschen kamen in der Türkei ums Leben. In elf südlichen und südöstlichen Provinzen wurden Hunderttausende Gebäude zerstört. Weitere 6.000 Menschen kamen in den nördlichen Teilen Syriens zu Tode.

Mit Informationen von AP und DPA

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!