Waggon der italienischen Staatsbahn (Symbolbild)
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Bildrechte: pa/Wagner/Ulrich Wagner
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Fahren bald italienische Schnellzüge zwischen deutschen Städten?

Fahren bald italienische Schnellzüge zwischen deutschen Städten?

Die italienische Staatsbahn überlegt, sich im deutschen Fernverkehr breit zu machen. Es geht um Schnellzüge zwischen großen Städten. Das Bundesverkehrsministerium würde einen Einstieg der Italiener begrüßen. Und was erwartet die Bahnkunden?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3 am Morgen am .

Der deutsche Schienenmarkt ist schon seit Jahrzehnten vollständig für den Wettbewerb geöffnet. Neben der Deutschen Bahn gibt es viele andere Verkehrsunternehmen, die Zugverbindungen anbieten. Das ist vor allem im Nah- und Regionalverkehr der Fall.

Im Fernverkehr ist die Deutsche Bahn dagegen Platzhirsch – in erster Linie mit ICE-Verbindungen. Der Staatskonzern hat mit einem Marktanteil von zuletzt rund 95 Prozent nahezu ein Monopol. Bekanntester Wettbewerber im Fernverkehr ist FlixTrain mit seinen grünen Zügen. Flix konzentriert sich auf Strecken, die von den Bahnkunden stark nachgefragt sind – zum Beispiel die Verbindungen Berlin-Hamburg oder Berlin-Köln.

Italiener könnten Fernverkehr aufmischen

Möglicherweise gibt es bald einen neuen Wettbewerber: Der Einstieg der italienischen Staatsbahn Trenitalia könnte das Fernverkehrsgeschäft aufmischen.

Das Unternehmen bestätigte der ARD: "Der italienische Eisenbahnbetreiber Ferrovie dello Stato (FS) prüft die Möglichkeit, mit 50 Zügen in das deutsche Fernverkehrsnetz einzusteigen." Eine Ausschreibung für den Kauf von 50 Hochgeschwindigkeitszügen laufe schon seit Mai. Bis wann die italienische Staatsbahn entscheidet, ob sie künftig im deutschen Fernverkehr mitmischt, ist noch offen.

Verkehrsminister würde neuen Anbieter begrüßen

Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sieht einen möglichen Einstieg der Italiener positiv. "Alles, was den Wettbewerb fördert, ist aus Kundensicht und aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums zu begrüßen", heißt es aus Schnieders Haus auf BR24-Anfrage. Die Bundesregierung setze sich auf europäischer Ebene für mehr Wettbewerb auf der Schiene ein. "Noch bestehende Marktzugangs- und Wettbewerbshindernisse" müssten ausgeräumt werden.

Bundesnetzagentur hat noch keine Anfrage aus Italien

Welche Anbieter auf dem deutschen Schienennetz mit welchem Angebot unterwegs sind, entscheiden der Netzbetreiber – in der Regel die Bahn-Tochter DB InfraGO – sowie die Bundesnetzagentur. Bei der Behörde in Bonn liegt noch keine Anfrage der italienischen Staatsbahn vor, sagte eine Sprecherin dem ARD-Hauptstadtstudio.

Im Regionalverkehr sind die Italiener über ihr Tochterunternehmen Netinera in Deutschland schon breit vertreten. Dazu gehören Verkehrsfirmen wie die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) oder die Metronom-Züge, die vor allem im Norden unterwegs sind.

Experten: Ticketpreise könnten sinken

Für die Bahnkunden wäre ein Einstieg der Italiener in den deutschen Markt positiv, erwarten Experten. Ganz nach dem Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Preise im Fernverkehr könnten sinken und Fahrgäste auf gefragten Hauptachsen profitieren.

Insbesondere Verbindungen von Nord- nach Süddeutschland und die großen Ost-West-Abschnitte seien für neue Anbieter attraktiv, erklärte Christian Böttger, Professor für Verkehrswesen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, im WDR. Zuvor müssten Netzbetreiber und Bundesnetzagentur "als Wächter der Trassenvergabe" die entsprechenden Strecken zugänglich machen.

Gibt man auf bestimmten Strecken neuen Anbietern eine Chance, "müsste man die Deutsche Bahn rauswerfen", erklärt Böttger. Ähnlich laufe das schon auf den Streckenabschnitten, auf denen FlixTrain unterwegs ist. Das heißt: Die Deutsche Bahn muss auf diesen Strecken zugunsten anderer Anbieter Zugverbindungen reduzieren.

Neuer Anbieter, alte Probleme?

Neue Anbieter stehen allerdings vor ähnlichen Problemen wie die Deutsche Bahn. Was den Fernverkehr ausbremst, ist vor allem das zum Teil marode Schienennetz. Verkehrsexperte Böttger sagt außerdem: Aufgrund der knappen Trassen sei die Möglichkeit begrenzt, Züge zu fahren. "Dabei sind weniger die Strecken selbst der Engpass als vielmehr die Knoten, die heute bereits überlastet sind." Gemeint sind zentrale Kreuzungen oder Knotenpunkte im Netz, aber auch Bahnhöfe.

Zu viele Züge auf dem veralteten Schienennetz sind schon heute ein Grund für Verspätungen und Zugausfälle. Im Oktober haben die Pünktlichkeitswerte der Deutschen Bahn im Fernverkehr einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Nur 51,5 Prozent der Züge hatten weniger als sechs Minuten Verspätung.

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