US-Präsident Donald Trump reicht dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu in der Knesset die Hand (13.10.2025)
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US-Präsident Donald Trump reicht dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu in der Knesset die Hand (13.10.2025)
Bildrechte: Kenny Holston/Pool New York Times/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk
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US-Präsident Donald Trump reicht dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu in der Knesset die Hand (13.10.2025)

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Freundschaft oder Taktik? Das Verhältnis Netanjahu und Trump

Freundschaft oder Taktik? Das Verhältnis Netanjahu und Trump

Der israelische Premier Netanjahu lässt kaum eine Gelegenheit aus, um seine Freundschaft zu US-Präsident Trump zu betonen. Eine echte Männerfreundschaft – oder manipuliert Netanjahu Trump nur für seine Zwecke? Was steckt dahinter?

Über dieses Thema berichtet: BR Story am .

Israel und die USA pflegen traditionell ein sehr enges Verhältnis. trotzdem fällt es auf, dass der israelische Premier Benjamin Netanjahu kaum eine Gelegenheit auslässt, um seine Freundschaft zu US-Präsident Donald Trump zu betonen. Aber ist das alles nur Show? Netanjahu verachte Trump, sagt der israelische Journalist Ben Caspit in der ARD-Story "Die Netanjahus – eine Familie im Krieg". Der 65jährige Netanjahu-Biograf beobachtet den israelischen Regierungschef, seitdem dieser 1988 aus den USA nach Israel kam, um Abgeordneter im israelischen Parlament, der Knesset, für die konservative Partei Likud zu werden.

Friedensnobelpreisempfehlung für den US-Präsidenten

Doch wie passt Caspits Einschätzung mit der in Washington von Kameras festgehaltenen Szene zusammen, in der Netanjahu dem US-Präsidenten eine Nominierungsempfehlung für den Nobel-Preis überreicht, die der Israeli zuvor offenbar auch zum Komitee nach Oslo geschickt hat?

Während der Übergabe des Empfehlungsschreibens lässt er Trump wissen, dass dieser eine solche Auszeichnung mehr als verdient hätte. Der US-Präsident nimmt das Schreiben unter den Augen mehrerer wichtiger Minister und Berater entgegen und bedankt sich bei Netanjahu in Trumpscher Manier mit einem lang gezogenen "Wow!". Eine filmreife Inszenierung, die politische Beobachter weltweit registrieren.

Manipuliert Netanjahu Trump?

Es sei eine von Netanjahus Fähigkeiten, zu wissen, welches "Spiel er spielen muss", um von Trump "alles Mögliche zu bekommen", so Mazal Mualem in der ARD-Story. Auch sie beobachtet und schreibt über Netanjahu seit vielen Jahren, unter anderem das Buch, "der Netanjahu Code". Uzi Beller, Jugendfreund des israelischen Premierministers, bestätigt Mualem. Netanjahu wisse, wie man Trump manipuliert, so Beller.

Trump unterstützt israelischen Kampf gegen Terror

Immerhin kann das israelische Militär viele Monate unter Netanjahus Führung einen harten Krieg gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen führen, ohne, dass Trump ihm Einhalt gebietet. Schließlich greift die US-Luftwaffe im Sommer 2025 iranische Atomanlagen an. Das Regime in Teheran bedroht Israel seit Jahrzehnten. Eine Atombombe in den Händen der Mullahs wäre aus israelischer Sicht ein existenzielles Risiko für den jüdischen Staat.

Das habe bisher noch kein israelischer Regierungschef geschafft, sagt Motti Ohana, Mitglied der Netanjahu-Partei Likud und glühender Anhänger des Premiers. Kein US-Präsident sei bisher bereit gewesen, Flugzeuge zu schicken, um ein Land zu bombardieren, das gegen Israel ist, so Ohana.

Netanjahu legt sich mit Trump nicht an

Netanjahu wisse gleichzeitig, dass er sich mit Trump nicht anlegen dürfe, so Mualem. Dass es eine Hierarchie gebe, sei ihm klar. Wenn Trump etwas vom israelischen Premierminister fordert, wie etwa einen zügigen Waffenstillstand im Gazastreifen oder eine Entschuldigung bei der Führung in Katar, weil die israelische Luftwaffe dort Hausmitglieder per Raketeneinschlag eliminiert hat, bleibt Netanjahu nichts anderes übrig, als den Wünschen Trumps zu entsprechen. Netanjahu weiß, welche Bedeutung sein Einfluss in Washington für seinen politischen Werdegang in Israel hat. Die USA unterstützen Israel militärisch. Ohne amerikanische Waffenlieferungen wären der Vielfrontenkrieg gegen die radikalen Islamisten der libanesischen Hisbollah, der palästinensischen Hamas, der jemenitischen Houthis und des Iran nicht möglich.

Dreiecksverhältnis: Evangelikale Christen, Netanjahu und Trump

Seit Jahrzehnten sind Netanjahus Kontakte in den USA, insbesondere zu den Republikanern, ein Pfund, mit dem er wuchert. Evangelikale Christen im "Bible Belt" unterstützen Israel aus religiösen und Trump aus politischen Gründen nahezu bedingungslos. Der israelische Regierungschef pflegt dieses Dreiecksverhältnis, denn es garantiert den Fortbestand des Bündnisses zwischen Jerusalem und Washington und seine Macht.

Verhältnis zu Washington als Machtgarant

Netanjahus Anhänger in Israel wollen Sicherheit und haben den Eindruck, dass der wie ein Muttersprachler das Englische beherrschende Premier durch sein Taktieren, für Sicherheit sorgt. Ben Caspit beschreibt Netanjahu als Intellektuellen, der ständig Bücher liest und über enorme politische Fähigkeiten verfügt. Allein deshalb würde er Trump, der bisher nicht mit ausgeprägter Belesenheit glänzte, insgeheim nicht ernst nehmen. Fest steht aber, Netanjahu weiß genau, ohne Trump hat er schlechte Karten.

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