In einer feierlichen Zeremonie hat die Pariser Kathedrale Notre-Dame am Samstagabend um 19 Uhr wieder ihre Tore geöffnet. Der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich hatte zuvor nach katholischem Ritus drei Mal mit dem Bischofsstab an das Hauptportal geklopft, worauf der Chor von Notre-Dame mit einem Psalmgesang antwortete. Wegen der Warnung vor einem Unwetter mit Windböen von bis zu 80 Kilometern pro Stunde wurde die Zeremonie vom Vorplatz der Kathedrale komplett nach drinnen verlegt.
Hunderte Gäste nahmen an der Feier teil
Zur Feier der Wiedereröffnung der gotischen Kirche sind hunderte Gäste geladen. Zu ihnen zählen etwa 40 Staats- und Regierungschefs. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte die Wiedereröffnung einen historischen Moment der Freude und der Hoffnung und Notre-Dame ein europäisches Wahrzeichen, das tausend Jahre europäische Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen verkörpere. Steinmeier sagte, er sei dankbar, stellvertretend für alle Deutschen dabei sein zu dürfen.
Auch Italiens Präsident Sergio Mattarella und der polnische Präsident Andrzej Duda nahmen an der Feier teil. US-Präsident Joe Biden ließ sich von seiner Frau Jill vertreten. Großbritanniens Thronfolger Prinz William war ebenfalls dabei – genau wie auch der designierte US-Präsident Donald Trump sowie der ukrainische Präsident Selenskyj.
Vor den geladenen Gästen sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in seiner Ansprache, die Restaurierung der Kirche innerhalb von fünf Jahren habe bewiesen, wozu Frankreich in der Lage sei. Er bedankte sich bei allen, die zur Restaurierung beigetragen haben. Feuerwehrleute, die Notre-Dame 2019 vor den Flammen gerettet hatten, und Handwerker, die an dem Wiederaufbau des Gotteshauses beteiligt waren, erhielten bei der Zeremonie minutenlangem Applaus. Auf die Westfassade der Kathedrale wurde das Wort "Danke" in verschiedenen Sprachen projiziert.
Am Rande der Wiedereröffnung gab es auch politische Gespräche
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der designierte US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kamen noch vor der Wiedereröffnung von Notre-Dame zu einem Dreier-Gespräch zusammen. Sie trafen sich im Élysée-Palast, nachdem Macron zuvor ein bilaterales Gespräch mit Trump geführt hatte.
Erste Messe und Altarweihe am Sonntag
Während der ersten Messe am Sonntag findet auch die Weihe des Altars statt. Dazu werden neben Präsident Macron mehr als 150 Bischöfe aus Frankreich und anderen Ländern erwartet. Eingeladen sind auch Vertreter der Pariser Pfarreien sowie Kranke, Menschen mit Behinderungen und Obdachlose. Mit ihnen werden die Bischöfe anschließend zu Mittag essen.
700 Millionen Euro für Restauration
Fünfeinhalb Jahre, nachdem ein Feuer Teile der weltberühmten Kathedrale in der französischen Hauptstadt zerstört hatte, sind die wichtigsten Restaurierungsarbeiten in dem gotischen Gotteshaus abgeschlossen. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 700 Millionen Euro.
Die Wiedereröffnung kann aus Sicht von Papst Franziskus auch einen positiven Einfluss auf das kirchliche Leben in Frankreich haben. "Möge die Wiedergeburt dieser bewundernswerten Kirche ein prophetisches Zeichen des Wiederauflebens der Kirche in Frankreich darstellen", so zitierte der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich das Kirchenoberhaupt aus einem Schreiben.
Ein besonderer Moment war das Ritual der Weihe der "Großen Orgel" von Notre-Dame, die nach fünf Jahren wieder ihren einzigartigen Klang zurückerlangte. Viele der Gäste wirkten bewegt und überwältigt angesichts der neuen Schönheit der Kathedrale.
Eintritt weiterhin frei
Auch Touristen dürfen die Kathedrale bald wieder besuchen – und zwar weiterhin kostenlos, allerdings sollte man sich anmelden. Wie das genau geht, das erklärt Frankreich-Korrespondentin Julia Borutta im Audio.
Im Audio: Notre-Dame - wie kann ich die Kirche besichtigen?
Mit Informationen von AFP, dpa und KNA
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