13.02.2024, Berlin: Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, nimmt an einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie zum Hass im Netz teil. Die Studie wurde im Rahmen des Kompetenzwerks gegen Hass im Netz «Lauter Hass · leiser Rückzug» herausgegeben. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Familienministerin Paus plant, Opfer von Hatespeech besser zu schützen.

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Hass im Netz: Gefahr für die Demokratie

Hass im Netz: Gefahr für die Demokratie

Eine "Bedrohung für die Demokratie" und "allgegenwärtig": Das sind die Worte von Bundesfamilienministerin Paus zur Studie "Hass im Netz". Und es wird klar: Es muss schnell etwas getan werden – doch das kann dauern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wahlarena am .

"Geben Sie mir ein Fahrzeug und ich fahre ein paar Mal über Sie hin und her" oder "Nimm dir einen Strick und geh dich erhängen": Solche persönlichen Hass-Nachrichten erreichen die Bundesfamilienministerin. In einem aktuellen Video in den sozialen Medien veröffentlicht Lisa Paus (Grüne) diese. Die Ministerin weiß: Mit den Hass-Erfahrungen im Netz ist sie nicht allein. Die neue Studie "Lauter Hass – leiser Rückzug" bestätigt das: Jeder zweite ist im Netz schon einmal beleidigt worden.

Vor allem 16- bis 24-Jährige von Hass im Netz betroffen

Nun hat Paus am Dienstag die Studie "Lauter Hass - leiser Rückzug" des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz vorgestellt. Dafür wurden 3.000 Internetnutzerinnen und -nutzer ab 16 Jahren befragt: von ihren Eindrücken auf sozialen Medien bis hin zu den persönlichen Erfahrungen beim Thema Hass. Aber auch zu ihrer Wahrnehmung, ihren Eindrücken oder eigenen Erfahrungen zum Thema Hass im Netz.

Dabei zeigt sich: Besonders betroffen sind Menschen mit Migrationshintergrund, junge Frauen oder Personen aus der queeren Community. Und vor allem Menschen, die sich politisch im Internet äußern.

Auch in den Altersgruppen machen sich Unterschiede bemerkbar: Denn besonders die Jüngsten (16- bis 24-Jährigen) sind am meisten von Hass im Netz betroffen. "Wir laufen Gefahr, dass eine ganze Generation das als Normalität begreift", warnt Hannah Gleiß, Co-Geschäftsführerin bei NETTZ (Vernetzungsstelle gegen Hatespeech) ist.

Was ist Hatespeech?

Wie Betroffene Hass im Netz wahrnehmen, unterscheidet sich, das wird auch in der Befragung deutlich: "Hass im Netz ist ein riesengroßer Bereich", erklärt Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin bei HateAid, einer gemeinnützigen Organisation zur Beratung von Betroffenen. Auch sie war an der Studie beteiligt und erklärt: Hass reicht von Beleidigung über Bedrohungen bis hin zu Verleumdungen oder Rassismus. "Das heißt: Hass im Netz ist eigentlich immer da, wo man sich von etwas angegriffen fühlt. Da muss man immer auf sein Gefühl vertrauen", so von Hodenberg.

Hass im Netz: Betroffene ziehen sich aus dem Internet zurück

Die traurige Konsequenz für Betroffene: sie ziehen sich sozial zurück, haben psychische Beschwerden oder Probleme mit dem Selbstbild. Ein Drittel der Befragten zieht sich nach der Studie komplett aus Diskursen und Debatten im Internet zurück, stellt die Online-Aktivität teils ganz ein. Die Folge: "Unser Diskurs verengt sich und gibt viel mehr Raum für extreme Positionen", sos Elena Kountidou von den Neuen Deutschen Medienmacher*innen.

Diese Entwicklungen seien eine Bedrohung für die Demokratie, so Bundesfamilienministerin Paus. "Unsere Demokratie hört nicht vor den Türen des digitalen Raumes auf. Online und offline Welt bedingen einander". Umso wichtiger sei es, die gleichen rechtlichen Maßstäbe für die digitale und analoge Welt zu setzen.

Besserer Schutz von Betroffenen – stärkere Verantwortung für Plattformen

Auch das Kompetenznetzwerk "Hass im Netz" stellt aufgrund der Studie direkte Forderungen. Von Lisa Paus werden diese bildlich als "Dreiklang" bezeichnet: So sollen Betroffene stärker geschützt werden, beispielsweise mit einem bundesweiten Netzwerk von Beratungsstellen oder effektiven Meldesystemen. Außerdem müssten bestehende Gesetze zum Schutz konsequenter umgesetzt werden.

Auch die Social-Media-Plattformen, wie Instagram oder TikTok, müssen stärker zur Verantwortung gezogen werden, so die Forderung der Studienmacher. Große Plattformen sollen finanzielle Verantwortung für die gesellschaftlichen Schäden tragen, die durch Hassrede entstehen. Und der letzte Ton im Dreiklang: Die Medienkompetenz in der Gesellschaft soll stärker gefördert werden.

Was kann ich gegen Hass im Netz tun?

Auch individuell ist viel im Kampf gegen Hass im Netz möglich, so die Studienmacher – sie wollen damit auch Hoffnung machen. Betroffene sollen sich an ihr Umfeld wenden oder Hilfe bei einer Beratungsstelle suchen. Außerdem sei es wichtig, der Plattform den Hass-Beitrag zu melden oder bei besonders schweren Fällen bei der Polizei Strafanzeige zu erstatten, rät von Hodenberg.

Aber genauso seien Betroffene auf die Mithilfe der digitalen Gesellschaft angewiesen: "Wenn du auf der Straße bist und siehst, dass jemand angegriffen wird: Was machst du dann? Du gehst vielleicht hin, du holst andere Leute, du rufst die Polizei." Oft helfe es daher auch im digitalen Raum, Betroffene anzuschreiben und Unterstützung zu zeigen: sei es in einer Privatnachricht oder in Kommentaren.

Vor Hass im Netz ist keiner sicher

Bei der aktuellen Studie wird klar: Vor Hass im Netz ist keiner sicher – alle können betroffen sein. Und die Zeit im Kampf dagegen drängt, meint von Hodenberg und kritisiert, "dass wir viel zu lange einfach danebengestanden und versucht haben, Brände zu löschen, anstatt wirklich systemisch an das Problem ranzugehen."

Auch Familienministerin Paus gibt bezüglich der Maßnahmen zu: "Früher wäre besser gewesen, definitiv, ich finde auch – einiges ist da versäumt worden. Aber jetzt sind wir tatsächlich mit Hochdruck dran." Die Grünen-Politikerin verspricht: Die Bundesregierung werde da, wo nötig, Gesetze "überprüfen und bei Bedarf auch nachjustieren."

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