Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht im Bundestag.
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Hausärztliche Versorgung: Lauterbach sichert Entlastungen zu

Hausärztliche Versorgung: Lauterbach sichert Entlastungen zu

Insbesondere in ländlichen Regionen sind Patientinnen und Patienten um jede Hausarztpraxis froh. Auch anderswo ächzen Praxen unter hoher Belastung. Nun sollen sich die Bedingungen für Mediziner und Medizinerinnen verbessern. Was plant Lauterbach?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Hausarztpraxen in Deutschland können offenbar mit Entlastungen rechnen. Vor dem "Krisengipfel" mit Vertretern der Ärzteschaft an diesem Dienstag in Berlin hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dies zugesichert. "Wir werden dafür sorgen, dass viel weniger Menschen in die Praxen kommen müssen, dass es entbürokratisiert wird und dass die Praxis auch attraktiver wird", sagte Lauterbach im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir arbeiten seit vor der Sommerpause letzten Jahres daran."

Krankschreibung, Patientenakte, Jahrespauschale - was ist geplant?

Die Praxen seien überfüllt, weil viele Patienten kommen, um ein Rezept zu verlängern oder um eine Krankschreibung zu bekommen. Das gehe künftig bei in der Praxis bekannten Patienten telefonisch, betonte er. Auch die elektronische Patientenakte werde kommen. Der sogenannte Quartalsschein für die Abrechnung bei den Kassen werde abgeschafft und stattdessen eine jährliche Pauschale eingeführt. Auch die Arzneimittelregresse sollen demnach "deutlich" zurückfahren werden.

"Vieles von dem, was gefordert wurde, setzen wir um", betonte Lauterbach. Forderungen nach mehr Geld sehe er derzeit allerdings "nicht als Priorität". Für die Hausärztinnen und -ärzte sollen Honorar-Obergrenzen aufgehoben werden, hieß es aus Ministeriumskreisen in Berlin. Im Blick stünden auch Erleichterungen bei bürokratischen Anforderungen und Regelungen für Hausbesuche.

Hausärzte-Verband mahnt im Vorfeld des Treffens bei Lauterbach

Der Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Markus Beier, mahnte, es dürfe nicht bei Absichtserklärungen bleiben. Ohne konkrete gesetzgeberische Schritte in den kommenden Wochen und Monaten drohe sich die Situation zuzuspitzen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Konkret bedeutet das, dass immer mehr Patientinnen und Patienten keine Hausarztpraxis mehr finden, die sie noch aufnehmen kann und gleichzeitig die Wartezeiten immer länger werden." In Teilen Deutschlands herrscht auch bei den Hausärzten ein eklatanter Mangel - vor allem in ländlichen Regionen.

Das Treffen bei Lauterbach müsse ein Wendepunkt gegen ein drohendes Wegbrechen der hausärztlichen Versorgung sein, so Beier. Er sprach von einer "ausgewachsenen Krise der hausärztlichen Versorgung". Viele Praxen seien an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Neben einem spürbaren Abbau der Bürokratie forderte Beier, dass die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung nun tatsächlich kommen müsse. "Damit wäre sichergestellt, dass die Hausarztpraxen endlich auch für alle Leistungen bezahlt werden, die sie erbringen." Dies sei heute nicht überall der Fall. "Hier ist die Geduld der hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen langsam am Ende."

Die Ampel-Koalition hatte in ihrem Koalitionsvertrag versprochen: "Wir heben die Budgetierung der ärztlichen Honorare im hausärztlichen Bereich auf." Der auch bei anderen Arztgruppen existierende Deckel bei der Bezahlung war im vergangenen Jahr bereits bei den Kinderärztinnen und -ärzten aufgehoben worden. Lauterbach hatte argumentiert, dass dies auch im Hinblick auf einen Mangel an Kinderärzten geschehe.

Virchowbund fordert Ende der Honorardeckel für alle Ärzte

Die Ärzteorganisation Virchowbund hat indes die generelle Aufhebung der Honorardeckel gefordert, auch wenn die Beiträge dadurch steigen. "Jetzt muss sich der Minister tatsächlich in diese Richtung bewegen", sagte der Vorsitzende des Verbands niedergelassener Ärzte, Dirk Heinrich, im Deutschlandfunk. "Da reicht es aber auch nicht, wenn er nach einem Viertel der Strecke stehen bleibt und nur die Allgemeinärzte zum Beispiel entbudgetiert würden. Die Grundversorgung ist mehr als das, was Hausärzte tun." Auch "die Grundversorgung von Fachärztinnen und Fachärzten muss entbudgetiert werden".

Ärzteorganisation droht mit weiteren Streiks

Heinrich hat mit längeren Praxisschließungen im Januar gedroht, sollte die Ärzteschaft mit dem Minister nicht zu einer Verständigung kommen. Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik Lauterbachs hatten zwischen den Jahren tausende Ärztinnen und Ärzte ihre Praxen geschlossen. Bereits an einem Brückentag im Oktober waren viele Arztpraxen aus Protest geschlossen geblieben. Kritiker hatten den Medizinern vorgeworfen, ihrem Unmut auf Kosten der Patientinnen und Patienten Luft zu machen. So müssten Ärzte der Notfallversorgung beispielsweise im Krankenhaus einspringen, wenn den Patienten im Akutfall keine offene Praxis zur Verfügung stehe.

Einnahmen und Ausgaben der Praxen

Ihre Einnahmen erzielen Arztpraxen zu mehr als 70 Prozent aus der Abrechnung mit den gesetzlichen Krankenkassen. Nach jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamts für 2021 lagen die durchschnittlichen Einnahmen bei 756.000 Euro. Dem standen Aufwendungen von 420.000 Euro gegenüber. Daraus ergab sich ein durchschnittlicher Reinertrag von 336.000 Euro je Praxis. Beeinflusst werde dieser Wert aber durch Praxen mit sehr hohen Einnahmen und Ausgaben, hieß es. Etwa die Hälfte hatte Einnahmen von bis zu 464.000 Euro und einen Reinertrag von bis zu 233.000 Euro. Die Angaben beziehen sich auch auf Gemeinschaftspraxen und Versorgungszentren mit mehreren Ärzten.

Der Reinertrag sei nicht mit dem Gewinn beziehungsweise dem Einkommen der Ärzte gleichzusetzen, erläuterten die Statistiker. Er stelle das Ergebnis des Geschäftsjahres der gesamten Praxis dar, berücksichtige aber zum Beispiel nicht Aufwendungen für Alters-, Invaliditäts-, Hinterbliebenen- und Krankenversicherung der Praxisinhaber. Kosten für Personal seien in den Aufwendungen enthalten. Nach Angaben des Virchowbunds sind auch Einkommenssteuer und Investitionen in medizinische Geräte daraus zu bezahlen.

Mit Informationen von AFP und dpa.

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