Bundespräsident Steinmeier und Israels Staatspräsident Rivlin im Januar 2020 anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
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Bundespräsident Steinmeier und Israels Staatspräsident Rivlin im Januar 2020 anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

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Holocaust-Gedenktag: Steinmeier und Rivlin mit einer Stimme

Holocaust-Gedenktag: Steinmeier und Rivlin mit einer Stimme

Bundespräsident Steinmeier und sein israelisches Pendant Rivlin haben in einem Telefonat der Opfer des Holocaust gedacht. Im Bundestag verurteilte die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, Teile der AfD.

Am Holocaust-Gedenktag haben die Präsidenten Deutschlands und Israels, Frank-Walter Steinmeier und Reuven Rivlin, sowie EU-Ratspräsident Charles Michel den Überlebenden Respekt gezollt. Diese stünden "für den Triumph der Menschlichkeit über den Hass", ihre innere Stärke sei "eine Inspiration für uns alle", sagten sie in einer gemeinsamen Videobotschaft.

Deutschland und Israel: Gemeinsam gegen Antisemitismus

Steinmeier und Rivlin telefonierten am Vormittag miteinander. "Auch wenn wir uns wegen Corona heute leider nicht persönlich treffen können, so stehen wir zusammen und erinnern gemeinsam an die Opfer der Shoa", sagte Steinmeier nach Angaben einer Sprecherin des Bundespräsidialamts. Rivlin, auf dessen Wunsch das etwa 15-minütige Telefonat zustande gekommen sei, habe sich nochmals ausdrücklich für die Rede Steinmeiers in Yad Vashem vor einem Jahr bedankt. Steinmeier hatte als erstes deutsches Staatsoberhaupt bei der internationalen Holocaust-Konferenz in Jerusalem gesprochen.

Der Bundespräsident hatte sich damals zur Verantwortung der Deutschen für den Holocaust mit Millionen Toten bekannt und mit Blick auf den heutigen Antisemitismus gesagt, Zeit, Worte und Täter seien nicht dieselben wie damals. "Aber es ist dasselbe Böse." Deutschland werde den Antisemitismus bekämpfen und jüdisches Leben schützen.

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz. Seit 25 Jahren ist der 27. Januar daher in Deutschland der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, seit 2005 Internationaler Holocaust-Gedenktag der Vereinten Nationen. Im vergangenen Jahr hatte Rivlin zu diesem Anlass im Bundestag gesprochen.

Schäuble: Erinnerungskultur schützt nicht vor Geschichtsleugnung

Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erinnerte am Mittwoch vor dem Hintergrund steigender Fremdenfeindlichkeit an die deutschen Verbrechen des Holocausts. "Es ist niederschmetternd, eingestehen zu müssen: Unsere Erinnerungskultur schützt nicht vor einer dreisten Umdeutung oder sogar Leugnung der Geschichte. Sie schützt auch nicht vor neuen Formen des Rassismus und des Antisemitismus, wie sie sich auf Schulhöfen, in Internetforen oder Verschwörungstheorien verbreiten", sagte Schäuble bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am Mittwoch im Bundestag.

An der Gedenkfeier nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesratspräsident Reiner Haseloff, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth teil. Hauptrednerinnen waren die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, und die Publizistin Marina Weisband.

Das jüdische Leben in Deutschland bestehe in seiner Vielfalt seit 1.700 Jahren, erinnerte Schäuble. Doch die Nationalsozialisten hätten den Antisemitismus in nie Dagewesenes gesteigert: Sie hätten den Juden das Mensch-Sein abgesprochen. Danach schien jüdisches Leben in Deutschland unmöglich. Und doch gebe es heute wieder ein vielfältiges deutsch-jüdisches Leben. "Ein unglaubliches Glück für unser Land, das wir uns immer wieder neu verdienen müssen. Wir verdanken es auch den vielen jüdischen Zuwanderern, die sich bewusst für Deutschland entschieden haben", sagte Schäuble.

Knobloch zur AfD: "Sie haben Ihren Kampf vor 76 Jahren verloren"

Auch die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, warnte in ihrer Bundestagsrede vor einem Erstarken des Antisemitismus. Die Holocaust-Überlebende richtete sich dabei im Plenum des Bundestags ausdrücklich an die AfD. "Ich kann nicht so tun, als kümmerte es mich nicht, dass Sie hier sitzen", sagte sie am Mittwoch an die AfD-Angeordneten gewandt.

Sie wolle zwar kein pauschales Urteil über die AfD fällen, betonte Knobloch: "Vielleicht ist die eine oder andere noch bereit zu erkennen, an welche Traditionen da angeknüpft wird." Den "Übrigen in Ihrer Bewegung" sage sie aber: "Sie werden weiter für Ihr Deutschland kämpfen, und wir werden weiter für unser Deutschland kämpfen - und ich sage ihnen: Sie haben Ihren Kampf vor 76 Jahren verloren."

Charlotte Knobloch im Bundestag
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Charlotte Knobloch im Bundestag

Weisband: Jüdisches Leben in Deutschland muss selbstverständlich werden

Zweite Gedenkrednerin im Bundestag war die Publizistin Marina Weisband. Sie berichtete davon, dass es für Juden und Jüdinnen in Deutschland auch heute noch fast unmöglich sei, "einfach nur Menschen" zu sein. Sie müssten aus Sicherheitsgründen ihr Jüdischsein verstecken und unsichtbar machen.

"Einfach nur Mensch zu sein ist Privileg derer, die nichts zu befürchten haben aufgrund ihrer Geburt", sagte Weisband. "Einfach nur Mensch zu sein bedeutet, dass jüdisches Leben in Deutschland unsichtbar gemacht wird" - denn es sei "gefährlich, sichtbar zu sein".

Die jüngere Generation der Juden in Deutschland stehe vor der Aufgabe, "einen Weg zu finden, das Gedenken weiterzutragen, ohne uns selbst zu einem lebenden Mahnmal zu reduzieren", sagte Weisband. Ziel sei es, dass jüdisches Leben in Deutschland als "schlichte Selbstverständlichkeit" wahrgenommen werde.

Die 1932 geborene Knobloch ist Holocaust-Überlebende. Sie überstand die Schoa versteckt auf einem Bauernhof in Mittelfranken. Die 1987 in Kiew geborene Weisband spricht im Bundestag als Vertreterin der dritten Generation nach dem Holocaust. Seit 2018 ist sie Mitglied der Grünen und engagiert sich dort in den Bereichen Digitalisierung und Bildung.

unter Verwendung von dpa-, AFP- und KNA-Material.

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