Wenn die Entwicklung eines Kindes in Deutschland gefährdet ist, schreitet das Jugendamt ein. Im vergangenen Jahr war dies laut Statistischem Bundesamt aber deutlich seltener der Fall als noch 2023: Insgesamt mussten im Jahr 2024 rund 69.500 junge Menschen vorübergehend in die Obhut der Behörde genommen werden. Die Daten der Statistiker zeigen dabei auch einige klare Trends.
Zahl der Unterbringung geht zurück - auch weil unbegleitete Einreisen sinken
Erfreulich ist, dass die Zahl dieser Schutzmaßnahmen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr erstmals wieder rückläufig war, nachdem sie zuvor drei Jahre in Folge gestiegen war. 2023 waren es noch gut 5.100 Mädchen und Jungen mehr, die vom Jugendamt untergebracht werden mussten. Das entspricht einem Minus von sieben Prozent, wie das Bundesamt in Wiesbaden bekanntgab.
Als Ursache für den klaren Rückgang vermuten die Statistiker die ebenfalls stark sinkende Zahl an unbegleiteten Grenzübertritten von Minderjährigen in Deutschland. 2024 wurden rund 8.500 solcher Fälle weniger registriert - ein Minus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Mehr Inobhutnahmen wegen Kindeswohlgefährdung
Daneben gibt es aber auch eine besorgniserregende Entwicklung: Die Fallzahl von Inobhutnahme, die durch dringende Kindeswohlgefährdungen ausgelöst wurde, stieg um knapp 2.600 Fälle (plus 10 Prozent) und durch Selbstmeldungen von betroffenen Jungen oder Mädchen um rund 850 Fälle (plus 10 Prozent). Dies bedeutet, dass Kinder und Jugendliche aus eigenem Antrieb Hilfe beim Jugendamt suchten.
In einer akuten Krisensituation kann das Jugendamt Minderjährige vorübergehend aus der bisherigen Umgebung herausnehmen und an einem sicheren Ort unterbringen. Das kann ein Heim, eine Pflegefamilie oder eine betreute Wohnform sein. Kinder und Jugendliche werden beispielsweise wegen Misshandlungen oder Vernachlässigung durch Erziehungsberechtigte in Obhut genommen.
Schutzmaßnahmen dauern im Schnitt drei Monate
Zu den häufigsten Anlässen für diesen Schritt gehören laut aktueller Statistik Überforderung der Eltern (25 Prozent), Vernachlässigung (12 Prozent), körperliche Misshandlung (11 Prozent) und psychische Misshandlung (8 Prozent). Am häufigsten sind jedoch unbegleitete Einreisen aus dem Ausland mit 44 Prozent.
Während der Schutzmaßnahme wurden gut drei Viertel der Betroffenen in einer Einrichtung und knapp ein Viertel bei einer anderen Person oder in einer betreuten Wohnform untergebracht. Im Schnitt endete eine Inobhutnahme nach 62 Tagen, also gut zwei Monaten. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die durchschnittliche Dauer der Schutzmaßnahmen um 12 Tage an.
Mit Informationen von dpa und KNA
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