Der entgleiste Regionalexpress im Kreis Biberach.
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Mehrere Tote bei Zugunglück in Baden-Württemberg

Mehrere Tote bei Zugunglück in Baden-Württemberg

Im Kreis Biberach in Baden-Württemberg ist auf der Strecke zwischen Riedlingen und Munderkingen ein Personenzug entgleist. Laut Behörden gab es dabei drei Tote und 50 Verletzte. Ein Erdrutsch, ausgelöst durch Starkregen, war wohl die Ursache.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Das tödliche Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs ist nach ersten Ermittlungen der Polizei vermutlich durch Starkregen ausgelöst worden. "Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte", teilten die Ermittler mit.

Am frühen Sonntagabend war im Südosten Baden-Württembergs ein Personenzug entgleist. Dabei sind laut Polizeiangaben mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Rund 50 Menschen wurden verletzt, 25 von ihnen schwer. Das sagte die Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach in der Nacht am Unfallort.

Alle Verletzten in Krankenhäusern

Unter den Toten befinden sich den Rettungskräften zufolge der Lokführer sowie ein weiterer Bahn-Mitarbeiter. Die Verletzten seien inzwischen alle versorgt und in umliegende Krankenhäuser gebracht worden, berichtete die Kreisbrandmeisterin dem SWR am späten Abend. Man werde jetzt die Bergung der Waggons von den Gleisen vorantreiben. Die Strecke werde am Montag "definitiv noch nicht wieder befahrbar sein".

Beim Unglück rund 100 Personen im Zug

Das Zugunglück war gegen 18.10 Uhr auf der Strecke zwischen Riedlingen und Munderkingen im Landkreis Biberach passiert. Der Regionalexpress der Linie RE 55 war auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm. In dem Zug waren laut Bundespolizei rund 100 Menschen, als zwei Waggons aus noch ungeklärten Umständen entgleisten, einer kippte um.

Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten "Massenanfall von Verletzten" – das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss.

Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen im Nachbar-Bundesland. Weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung. Die Unfallstelle liegt in einem schwer zugänglichen Waldstück.

Entgleiste und umgestürzte Waggons

Auf Videoaufnahmen vom Ort des Geschehens ist zu sehen, wie Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst auf den entgleisten Waggons arbeiteten, um sich Zugang zu den Fahrgästen zu verschaffen. Auf den Aufnahmen sind außerdem mehrere entgleiste Waggons zu erkennen – mindestens einer ist umgestürzt. Außerdem sind Bäume am Unfallort umgeknickt. Auch eine Achse des Zuges ist offenbar bei dem Unglück abgerissen worden und liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.

Im Audio: Zugunglück bei Biberach – Was bisher bekannt ist

Einsatzkräfte arbeiten sich auf einem entgleisten und umgekippten Waggon zu den Fahrgästen vor.
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Zugunglück nahe Biberach: Einsatzkräfte arbeiten sich auf einem entgleisten und umgekippten Waggon zu den Fahrgästen vor.

Hangrutsch möglicher Auslöser des Zugunglücks

Zuvor hatte es in dem Gebiet ein Unwetter gegeben: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes seien in der betroffenen Region in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.

Ob der Unfall also mit dem Wetter in Zusammenhang steht, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Anzeichen verdichten sich jedoch. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte am Unfallort: "Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutschunfall ursächlich gewesen ist". Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.

Nach ersten Erkenntnissen könnte ein Hangrutsch Geröll auf die Gleise geschoben und so das Unglück ausgelöst haben. Experten vor Ort sagten Reportern von "Schwäbische.de" [externer Link; möglicherweise Bezahlinhalt], die Zugspitze des Regionalexpresses sei nach links entgleist, etwa fünf Meter den Hang hinaufgeschleudert und dort an Bäumen zerschellt.

Politiker äußern sich bestürzt und versprechen Hilfe

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich erschüttert. "Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer. Allen Verletzten wünsche ich eine rasche und vollständige Genesung", sagte Kretschmann einer Mitteilung zufolge.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte sich bestürzt: "Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus", schrieb der Kanzler auf der Plattform X. "Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe ich im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen", schrieb Merz außerdem.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sagte: "Aktuell lässt sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks bei Riedlingen nur erahnen." Die Lage vor Ort sei erschütternd. "Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können. Unsere Experten sind unterwegs, um gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen."

Sonder-Hotline und Sammelstelle für Angehörige

Die Polizei Ulm teilte in einer Pressemitteilung mit: Für Angehörige wurde eine Sammelstelle im Bürgerzentrum Daugendorf eingerichtet. Adresse: Haldenrain 3, 88499 Riedlingen. Zudem gebe es ein Hinweistelefon, welches unter der Nummer 0731-1881122 erreichbar ist.

Die Deutsche Bahn hat für Betroffene und deren Angehörige eine kostenlose Sonder-Hotline unter 0800/3111111 eingerichtet. Außerdem stünden Notfallseelsorger und Krisenpsychologen für betroffene Reisende und Mitarbeitende bereit.

Bahn informiert Reisende über Homepage

Auch die Deutsche Bahn (DB) hat sich am späten Abend zu dem Unglück geäußert. Man sei "tief bestürzt über eine Zugentgleisung mit mehreren Toten und vielen Verletzten", so die Bahn in einer Mitteilung. Die Behörden würden derzeit die Hintergründe ermitteln und dabei von der DB voll unterstützt.

Der Zugverkehr ist auf der Strecke bis auf Weiteres unterbrochen. Reisende zwischen Munderkingen, Mengen und Sigmaringen werden gebeten, sich auf bahn.de [externer Link] oder dem DB Navigator und anderen Fahrplanauskünften vor Antritt der Reise zu informieren.

Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.

Mit Informationen von dpa und AFP

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