Wenn die AfD konsequent ist, stimmt sie im nächsten (geheimen) Wahlgang für Friedrich Merz. Das Chaos wäre perfekt. Merz hätte viel, viel mehr Stimmen, als Union und SPD aufbringen. Ob er seine Koalitionsmehrheit hinter sich hat, bliebe unklar. Schwächer könnte ein Kanzler nicht starten.
- Direkt zum aktuellen Artikel: Im zweiten Wahlgang: Bundestag wählt Merz zum neuen Kanzler
Erinnerungen an Thüringer Debakel
Das erinnert an Thüringen 2020: Der FDP-Mann Thomas Kemmerich wurde damals mit AfD-Stimmen Ministerpräsident.
Würde sich sowas nun im Bundestag abspielen, kann Merz nur wiederholen, was er im Januar sagte, nach der Abstimmung über seinen Migrations-Plan: "Wenn es hier heute eine solche Mehrheit gegeben hat, dann bedaure ich das."
Kein Motiv rechtfertigt die Verweigerung
Die Lage ist dramatisch. Schuld sind Friedrich Merz selbst und Lars Klingbeil. Sie haben diese Wahl offenbar miserabel vorbereitet, Zweifler nicht bearbeitet. Noch mehr Schuld aber liegt bei den Abweichlern, die Merz ihre Stimme verweigert haben. Über ihre Motive kann man spekulieren, muss man aber nicht: Ob Denkzettel, Frust, Krisenlust oder Vorbehalte gegen den Kanzlerkandidaten – egal, kein Motiv rechtfertigt die Stimmverweigerung.
Oder doch? Abgeordnete sind an Aufträge und Weisungen nicht gebunden, an Kanzlerkandidaten schon gar nicht. Sie sind nur ihrem Gewissen unterworfen. Das faktische Nein zu Merz – eine Gewissensentscheidung? Frage an jene Abweichler, die sich das so zurechtlegen: Habt Ihr ans Ende gedacht? Oder wenigstens einen Schritt weiter? Dafür spricht wenig. Siehe oben.
Schwächung der Mitte
Die Ränder sind so stark, wie die Mitte schwach ist. Am heutigen Dienstag haben ein paar Bundestagsabgeordnete von Union und/oder SPD die Mitte geschwächt. Und zwar erheblich.
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