(Symbolbild) Der leere Kabinettstisch im Bundeskanzleramt in Berlin, aufgenommen vor Beginn einer Kabinettssitzung.
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Kabinett: Mehr Männer als Frauen, viele Juristen, ein Metzger

Kabinett: Mehr Männer als Frauen, viele Juristen, ein Metzger

Friedrich Merz ist der neue Bundeskanzler. Inzwischen sind alle wichtigen Namen der schwarz-roten Bundesregierung bekannt. Alter, Geschlecht, Berufe, Migrationshintergrund: Das schwarz-rote Kabinett in der BR24-Datenanalyse – mit Ampel-Vergleich.

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Das Kabinett Merz steht. CDU, CSU und SPD haben ihre Ministernamen präsentiert. Jüngstes Kabinettsmitglied ist die 35-jährige SPD-Politikerin Reem Alabali-Radovan, künftig Bundesministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Abgesehen von Kanzler Friedrich Merz (69) von der CDU ist das älteste Kabinettsmitglied ebenfalls ein Sozialdemokrat: der 65-jährige Verteidigungsminister Boris Pistorius. Welche Zahlen und Daten noch wichtig sind – ein Überblick.

Schwarz-rotes Kabinett: Zehn Männer, acht Frauen

Wenn Friedrich Merz die erste Sitzung seines Kabinetts leitet (und niemand fehlt), wird er mit neun Ministern und acht Ministerinnen am Tisch sitzen. Bei der Ministerriege liegt der schwarz-rote Frauenanteil also bei 47 Prozent, im gesamten Kabinett inklusive Merz bei 44 Prozent. Allerdings gibt es zwischen den drei Parteien leichte Unterschiede. Die CSU entsendet eine Frau und zwei Männer, die CDU vier Männer und drei Frauen. Bei der SPD sind es drei Männer und vier Frauen.

Damit startet das neue schwarz-rote Kabinett mit einem etwas niedrigeren Frauenanteil als das Kabinett von Olaf Scholz. Bei der Ampel lag der Frauenanteil am Kabinettstisch zu Beginn der Legislatur 2021 (inklusive des Kanzlers) bei 47 Prozent – und nur in der Ministerriege bei 50 Prozent. Allerdings gab es damals auch ein Ministerium weniger als jetzt.

Grafik: Frauenanteil im alten und neuen Kabinett

Zwei Bundesministerinnen mit Migrationshintergrund

Im schwarz-roten Kabinett wird es zwei Bundesministerinnen mit Migrationshintergrund geben: die angehende Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) und die künftige Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Alabali-Radovans Eltern stammen aus dem Irak, sie selbst wurde in Moskau geboren und kam mit der Familie vor 30 Jahren als Geflüchtete nach Ostdeutschland. Prien verbrachte ihre ersten Lebensjahre in den Niederlanden. Dorthin waren ihre Großeltern einst vor den Nazis geflüchtet.

In der neuen Bundesregierung gibt es, jenseits des Kabinetts, einige weitere Vertreterinnen. Zum Beispiel Natalie Pawlik (SPD), die neue Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration. Oder Serap Güler (CDU), die angehende Staatsministerin im Auswärtigen Amt.

Grafik: Anteil der Personen mit Migrationshintergrund

Mehrere Verbände äußerten bereits scharfe Kritik an der Zusammensetzung des neuen Bundeskabinetts. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland liege bei rund 30 Prozent und werde weiter zunehmen, betonte Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland. In Sachen gesellschaftlicher Repräsentanz gebe es mit Friedrich Merz aber keinen Politikwechsel, sondern ein "Weiter so". Sofuoğlu dürfte damit auch die Ampel-Vorgängerregierung meinen: Dort saß nur eine Person mit Migrationshintergrund am Kabinettstisch.

Alter: Altersdurchschnitt bei Schwarz-Rot höher

Das Durchschnittsalter des schwarz-roten Kabinetts liegt bei 53,1 Jahren. Zum Vergleich: Bei der Ampel lag das Durchschnittsalter zu Beginn bei 50,4 Jahren. Um herauszufinden, welche Altersgruppen wie gut oder schlecht vertreten sind, ist aber ein genauerer Blick auf die Verteilung sinnvoller.

Im Kabinett Scholz gab es niemanden im Alter zwischen 35 und 39 Jahren, bei Merz sind es dagegen zwei Mitglieder. Dafür hatte das Ampel-Kabinett vier Mitglieder zwischen 40 und 44 Jahren – bei Merz ist aus dieser Altersgruppe niemand vertreten. Unterschiede gibt es auch bei der Ü60-Fraktion: Im Kabinett Merz sind vier Vertreter 60 Jahre oder älter, im Kabinett Scholz war es dagegen nur einer (Scholz selbst).

Grafik: Altersverteilung im neuen und alten Kabinett

Berufe: viel Jura-Hintergrund – und ein Metzger

Für das neue Bundeskabinett gilt, was generell oft in der Politik auffällt: Es sind vergleichsweise viele Juristen dabei. Für den schwarz-roten Kabinettstisch wird das heißen: Sieben Menschen haben Jura studiert und als Rechtsanwälte, Richter oder in der Verwaltung gearbeitet. Vier haben bisher in der Politik gearbeitet und Karriere gemacht. Der einzige echte Handwerksvertreter wird der künftige Landwirtschaftsminister Alois Rainer – er ist gelernter Metzger.

Allzu groß ist der Unterschied zwischen dem Kabinett Merz und dem Kabinett Scholz nicht, was die Berufe angeht. Die genaue Aufschlüsselung finden Sie beim Durchklicken durch die folgende interaktive Grafik.

Grafik: Berufe der neuen und alten Kabinettsmitglieder

Das Merz-Kabinett: Weniger NRW und wenig Osten

Bei der Herkunft – also dem Geburtsort – der Ministerinnen und Minister fällt auf: Im Merz-Kabinett ist das bevölkerungsstärkste Bundesland Nordrhein-Westfalen weniger vertreten als in der Ampel. Zwei NRW-Vertretern im neuen Kabinett stehen vier im alten Kabinett gegenüber. Der Freistaat Bayern stellt künftig über die CSU drei Kabinettsmitglieder, in der Ampel waren es null gebürtige Bayern.

Beim Ost-West-Vergleich sieht es dagegen ähnlich aus. Im Ampel-Kabinett waren es zwei Vertreter aus den "neuen Bundesländern", im neuen schwarz-roten Kabinett sind es zwei gebürtige sowie die in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsene Alabali-Radovan. Einige Bundesländer gingen sowohl unter Merz als auch unter Scholz in Sachen Ministerposten leer aus – zum Beispiel Sachsen und das Saarland. Die folgende Grafik zeigt die Herkunft der beiden Ministerriegen nach Bundesländern.

Grafik: Herkunft nach Bundesländern

Schwarz-Rot: Mehr Minister vom Land

Die Anzahl der Kabinettsmitglieder aus Großstädten hat sich gegenüber der vergangenen Legislaturperiode halbiert: Statt zehn leben jetzt nur noch fünf in einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Unter Friedrich Merz gibt es wieder mehr Ministerinnen und Minister, die in kleinen Städten oder einer Landgemeinde mit weniger als 5.000 Einwohnern zu Hause sind.

Grafik: Anteil der Wohnortgrößen im neuen und alten Kabinett

Grafik: Über die Daten

Hinweis (06.05.24): In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass im schwarz-roten Kabinett zwei Vertreter aus den Ost-Bundesländern seien. Weiter hieß es, dass Mecklenburg-Vorpommern bei der Vergabe der Kabinettsposten leer ausgegangen sei. Streng nach Geburtsort betrachtet stimmt das auch – allerdings ist die künftige Entwicklungsministerin Alabali-Radovan in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und im dortigen SPD-Landesverband. Wir haben die Stelle deshalb entsprechend angepasst.

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