Nach dem spektakulären Museumseinbruch in den weltberühmten Pariser Louvre läuft die landesweite Großfahndung nach den Tätern auf Hochtouren. Regierungspolitiker reagierten empört über den Einbruch in den Louvre und kündigten an, die Diebe mit allen nötigen Mitteln zu jagen und zur Strecke bringen zu lassen.
Was passiert mit den Juwelen - einer Beute, nach der nun die ganze Welt fahndet? Und wie geht es weiter im Louvre? Das hat BR24 heute um 16 Uhr gefragt. Zu Gast sind der ARD-Korrespondent in Paris, Cai Rienäcker und der Kunst-Experte und Chefreporter Kultur vom Deutschlandradio, Stefan Koldehoff. Das Video finden Sie oben eingebettet über diesem Artikel.
Macron spricht von "Angriff auf Frankreichs Kulturgut"
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Tat als Angriff auf Frankreichs Kultur bezeichnet. "Der Diebstahl im Louvre ist ein Angriff auf ein Kulturgut, das wir schätzen, weil es Teil unserer Geschichte ist", sagte Macron. "Wir werden die Werke wiederfinden und die Täter vor Gericht stellen. Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Paris wird überall alles getan, um dies zu erreichen", so Macron weiter.
Er betonte außerdem, dass das im Januar vorgestellte Projekt zur Modernisierung des Louvre auch eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen vorsehe. "Es wird die Erhaltung und den Schutz dessen gewährleisten, was unser Gedächtnis und unsere Kultur ausmacht", sagte der Präsident.
Flucht auf Motorrollern – Fahndung nach vier Personen läuft
Laut der Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau wird nach einem "Kommando" von vier Personen gefahndet, das maskiert zu dem spektakulären Diebstahl anrückte und danach "auf leistungsstarken Motorrollern" floh. Möglicherweise habe es sich bei den Tätern bloß um Handlanger gehandelt, hinter denen eine kriminelle Organisation als Auftraggeber stecke. Bei ihrer Fahndung können sich die Ermittler auf Bilder der Videoüberwachung des Museums stützen.
Innenminister Laurent Nuñez sagte, der Diebstahl sei offensichtlich von einem "sehr erfahrenen Team" begangen worden. Er sei aber "zuversichtlich, dass die Täter und die gestohlenen Gegenstände sehr schnell gefunden werden".
Handschuhe, Werkzeuge und ein Funkgerät ließen die Täter bei ihrem Coup am Tatort zurück. Unweit vom Museum verloren sie außerdem eine Warnweste. Beweismittel wie diese könnten den Fahndern Hinweise auf die Einbrecher und ihre Hintermänner liefern.
Wie im Film – Überfall dauerte nur wenige Minuten
Für ihren dreisten Überfall bei helllichtem Tage hatten die Täter am Sonntagmorgen einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw an der zur Seine gelegenen Seite des Museums auf dem Bürgersteig geparkt und Warnkegel auf der Straße aufgestellt. Während zwei der Täter auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock des Museums. Dort zerstörten sie mit einem Trennschleifer eine Scheibe, um direkt in den Ausstellungsraum in der Galerie d'Apollon zu gelangen und dort auf Beutezug zu gehen.
Im Innern des Prachtbaus bedrohten sie nach Angaben der Staatsanwältin das Museumspersonal und brachen zwei Vitrinen auf. Anschließend verließen die Diebe den Louvre wieder und entkamen mit ihrer Beute – acht kostbaren Schmuckstücken früherer Königinnen und Kaiserinnen, darunter mit Edelsteinen übersäte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen. Nach nur etwa sieben Minuten flohen die Täter.
Im Video: Nach Louvre-Einbruch - Wie sich Museen in Bayern schützen
Die Louvre-Diebe sind weiterhin spurlos verschwunden. Auch in Bayern fragt sich mancher, ob ein solcher Coup auch hierzulande möglich wäre.
Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen
Seit dem Überfall wird heftig über die Sicherheit französischer Museen diskutiert. "Da haben wir versagt", räumte Justizminister Gerald Darmanin ein. Er sorgt sich, dass dieser Diebstahl im größten Museum der Welt auch einen Imageschaden nach sich zieht, sagte Darmanin im Sender France Inter. Dies vermittele "ein sehr negatives Bild von Frankreich".
Kulturministerin Rachida Dati räumte ein, dass der Schutz der Museen lange vernachlässigt worden sei. "Hier haben wir es mit organisierter Kriminalität zu tun, deswegen müssen wir jetzt die nötigen Mittel bereitstellen", sagte sie dem Sender Europe 1.
Louvre bleibt vorerst geschlossen
Das Museum bleibt nach dem spektakulären Einbruch für Besucher - anders als zunächst angekündigt - weiter geschlossen. Wer einen Besuch gebucht habe, erhalte eine Rückerstattung, teilte der Louvre mit. Nach dem Kunstraub am Sonntagmorgen war das Museum evakuiert und für den Rest des Tages geschlossen worden. Dies sollte unter anderem die Ermittlungen der Polizei in dem riesigen Museum erleichtern. Die Schließung wird nun um einen Tag verlängert.
Mit Informationen von dpa und AP
Im Video: Interview - Stefan Koldehoff zum Louvre-Einbruch
Stefan Koldehoff, Experte für Kunsthandel und Kunstdiebstahl im Interview.
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