Seit mehr als 20 Jahren betreibt die Deutsche Krankenhausgesellschaft ein Krankenhaus-Verzeichnis. Große Bekanntheit genoss es in der Vergangenheit nicht – vermutlich auch, weil das Angebot nicht nutzerfreundlich und informativ genug war. Dennoch betonen die Verantwortlichen der Krankenhausgesellschaft, dass das Verzeichnis das führende Portal dieser Art in Deutschland sei. Monatlich würde es mittlerweile von 500.000 Menschen genutzt.
Krankenhausgesellschaft verbessert Transparenz-Verzeichnis
Damit es noch mehr werden, ist das Portal überarbeitet worden: einfacher und barrierefreier soll es sein – mit vielen Informationen, zum Beispiel welche Kliniken welche Fachabteilungen hat. Wie viele Patienten in dem jeweiligen Haus von wie vielen Ärzten und Pflegekräften behandelt werden. "Wir wollen wirklich objektiv darstellen, wer leistet was, bei welcher Behandlung", sagt der Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß. Daher gebe es in dem Verzeichnis keine Rangfolge der Kliniken, sondern eine vereinfachte Darstellung der gesammelten Ergebnisse der externen Qualitätssicherung.
Das Portal zeige, dass die Kliniken seit Jahrzehnten transparent über ihre Leistungsfähigkeit informieren. "Die Mär, dass diese Informationen den Patientinnen und Patienten vorenthalten werden, ist schlichtweg unwahr", sagt Gaß, der in seiner Funktion die Interessen der Krankenhäuser vertritt.
Minister Lauterbach plant eigenes, staatliches Verzeichnis
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht das anders. Der Bund plant ein eigenes Transparenz-Verzeichnis, den sogenannten Klinik-Atlas. Das Angebot sollte eigentlich schon fertig sein. Die Länder hatten aber das dazugehörige Krankenhaustransparenzgesetz im Bundesrat aufgehalten und in den Vermittlungsausschuss geschickt. Sie hatten Bedenken, dass sich der Bund durch das Gesetz zu sehr in die Krankenhausplanung der Länder einmischen und der Ruf von Kliniken leiden könnte.
Inzwischen ist das Gesetz beschlossen. Als Starttermin für den "Klinik-Atlas" des Bundes wurde zuletzt der 1. Mai in Aussicht gestellt.
"Klinik-Atlas" des Bundes will mehr Informationen bieten
Lauterbachs staatliches Verzeichnis will mit zusätzlichen Informationen über die bundesweit 1.700 Klinikstandorte punkten: wie zum Beispiel der Personalstärke in einzelnen medizinischen Abteilungen und dem Weiterbildungsstand der Ärzte. Gesundheitsminister Lauterbach plant auch, die Kliniken nach sogenannten Leistungsgruppen und Leveln einzugruppieren, um schneller sehen zu können, welches Krankenhaus zum Beispiel ein besonders spezialisiertes Haus oder ein Universitätsklinikum ist. Auch die Komplikationsraten der Krankenhäuser sollen im "Klinik-Atlas" veröffentlicht werden – ähnlich wie im Verzeichnis der Krankenhausgesellschaft.
Lauterbach hat in der Vergangenheit mehrfach auf Studienergebnisse verwiesen, wonach viele Menschen in Deutschland sterben würden, weil sie nicht in der für sie richtigen Klinik behandelt wurden.
Mehr Bürokratie für die Kliniken zugunsten der Transparenz?
Die Krankenhausgesellschaft kritisiert die Pläne des Gesundheitsministeriums. Die Kliniken müssten zusätzliche Informationen abfragen und liefern. Und das führe zu mehr Bürokratie, so Vorstandsvorsitzender Gaß. Er hält ein paralleles Register zu dem der Krankenhausgesellschaft für unnötig. Seine Kritik lässt sich vielleicht auch damit erklären, dass der Bund das bereits vorhandene Krankenhaus-Verzeichnis nicht mehr wie früher mit 10.000 Euro pro Monat finanziell unterstützt. Ob das Geld nun in das neue, staatliche Angebot fließt, ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich.
Patienten könnten die Gewinner sein
Dennoch ist für die Krankenhausgesellschaft klar: Sie will an dem eigenen Portal festhalten und scheut die Konkurrenz mit dem Bund nicht. Die Patientinnen und Patienten könnten am Ende die Gewinner sein. Denn Konkurrenz belebt in der Regel das Geschäft – vorausgesetzt, beide Verzeichnisse sind einfach anzuwenden und bieten einen echten Mehrwert.
Der Chef der Krankenhausgesellschaft Gaß betont: So ein Verzeichnis sei eine Entscheidungshilfe, ersetze aber nicht das Gespräch und die Bewertung des behandelnden Arztes. Eine Aussage, der wohl auch Gesundheitsminister Lauterbach zustimmen würde.
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