Der Ort im Gazastreifen, an dem die Journalisten laut Al-Dschasira getötet wurden
Der Ort im Gazastreifen, an dem die Journalisten laut Al-Dschasira getötet wurden
Bild
Mehrere Al-Dschasira-Journalisten im Gazastreifen getötet
Bildrechte: Reuters
Schlagwörter
Bildrechte: Reuters
Videobeitrag

Mehrere Al-Dschasira-Journalisten im Gazastreifen getötet

Videobeitrag
>

Mehrere Al-Dschasira-Journalisten im Gazastreifen getötet

Mehrere Al-Dschasira-Journalisten im Gazastreifen getötet

Bei einem israelischen Angriff in Gaza sind fünf Al-Dschasira-Journalisten getötet worden. Einen der Getöteten bezeichnete die israelische Armee als Anführer einer Terrorzelle. Al-Dschasira weist die Anschuldigungen zurück.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Zelt für Journalisten in der Stadt Gaza sind mehrere Journalisten des in Katar ansässigen Nachrichtensenders Al-Dschasira getötet worden. Der Sender gab am Sonntagabend unter Berufung auf das Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt bekannt, dass es sich dabei um den 28-jährigen Al-Dschasira-Korrespondent Anas al-Scharif sowie vier weitere Mitglieder seines Teams handele.

Israel bezeichnet al-Scharif als Anführer einer Terrorzelle der Hamas

Das israelische Militär bestätigte dies und erklärte, al-Scharif habe sich "als Journalist ausgegeben" und sei "ein Anführer einer Terrorzelle der Hamas und verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen" gewesen. Al-Scharif hatte jegliche Verbindungen bestritten.

Schon im Oktober hatte Israel Al-Dschasira-Journalisten – darunter auch al-Scharif – vorgeworfen, sich als bezahlte Kämpfer der Palästinensergruppe betätigt zu haben. Al-Dschasira wies die Anschuldigungen als "fabriziert" zurück. Es handele sich um einen Versuch, die wenigen noch in der Region verbliebenen Journalisten zum Schweigen zu bringen, um so die harte Realität des Krieges vor der Weltöffentlichkeit zu verbergen, hieß es damals vonseiten des Senders. Er bezeichnete den 28-jährigen al-Scharif zudem als "bekannten arabischen Korrespondenten", der ausführlich aus dem Norden des Gazastreifens für den Sender berichtet habe.

Israel berief sich auf Dokumente, die den Angaben zufolge im Gazastreifen gefunden wurden, sowie auf anderweitig gesammelte Geheimdienstinformationen. Die Nachrichtenagentur AP war nicht in der Lage, die Authentizität der von Israel im Internet veröffentlichten Dokumente zu bestätigen.

Neben al-Scharif seien dabei auch der Al-Dschasira-Korrespondent Mohammed Kreikeh und die Kameramänner Ibrahim Saher, Moamen Aliwa und Mohammed Nufal getötet worden.

DJV verurteilt israelischen Angriff auf Journalistenzelt

Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) äußerte sich "entsetzt" über den Tod der fünf Journalisten. "Die Praxis Israels, Journalisten ohne glaubwürdige Beweise als Kämpfer zu bezeichnen, wirft ernsthafte Fragen" auf, erklärte CPJ-Regionalleiterin Sara Kudah in der Nacht zum Montag. "Journalisten sind Zivilisten und dürfen niemals zur Zielscheibe werden", fügte Kudah hinzu. Das CPJ hatte schon im vergangenen Monat erklärt, es sei ernsthaft um die Sicherheit von al-Scharif besorgt und bezeichnete ihn als "Ziel einer Verleumdungskampagne durch das israelische Militär". Die palästinensische Journalistengewerkschaft bezeichnete den israelischen Angriff auf al-Scharif und seine Kollegen als "blutiges Verbrechen" und Ermordung. 

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) verurteilte den israelischen Angriff. Selbst falls Anas al-Sharif ein Terrorist gewesen sein sollte, rechtfertige das nicht den Luftangriff auf ein Journalistenzelt, sagte DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster. Dass auf Grundlage von nicht überprüfbaren Vorwürfen gezielt Jagd auf Medienschaffende gemacht werde, sei nicht hinnehmbar, fügte er hinzu.

So viele getötete Journalisten im Gaza-Krieg wie nie zuvor

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas gilt als der tödlichste für Journalisten bisher. Nach Angaben des Medienbüros der von der Hamas geführten Regierung im Gazastreifen wurden seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 insgesamt 238 Journalisten getötet. Das CPJ geht von mindestens 186 getöteten Reporterinnen und Reportern, die Organisation Reporter ohne Grenzen von mehr als 200 getöteten Journalisten im Gazastreifen aus.

Vorbereitete Nachricht für Todesfall

Al-Scharif war Teil eines Teams der Nachrichtenagentur Reuters, das 2024 für seine Berichterstattung über den Krieg mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Er hat bei der Social-Media-Platform X über 560.000 Follower. In einer Nachricht, die er für den Falle seines Todes vorbereitet hatte und die veröffentlicht wurde, hieß es: "Ich habe nie gezögert, die Wahrheit so zu verbreiten, wie sie ist, ohne Verzerrung oder Falschdarstellung – damit Allah Zeugnis ablegen kann über diejenigen, die geschwiegen haben, die unsere Tötung hingenommen haben (…)".

Mit Informationen von Reuters, dpa und AFP.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!