Die Frau, die am Freitag im Hamburger Hauptbahnhof mehrere Menschen mit einem Messer verletzt haben soll, hat die Tat vor dem Haftrichter zugegeben. Das teilte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg mit.
Alle Verletzten außer Lebensgefahr
Der Haftrichter hatte bereits am Samstag die Unterbringung der Verdächtigen in einer psychiatrischen Klinik angeordnet. Der sogenannte Unterbringungsbefehl lautet auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen. Denn 15 Menschen waren laut Polizei unmittelbar mit dem Messer verletzt worden, drei weitere erlitten andere Verletzungen, "beispielsweise durch einen Sturz oder Schock".
Drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren und ein 24 Jahre alter Mann waren lebensgefährlich verletzt worden. Sie befinden sich inzwischen alle in einem stabilisierten Zustand, wie die Polizei am Samstag mitteilte.
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Kein politisches Motiv erkennbar
Zur mutmaßlichen Täterin sagen die Behörden, dass "inzwischen sehr konkrete Hinweise auf eine psychische Erkrankung" bestünden und "keine Anhaltspunkte für eine politische Motivation".
Wie ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums bestätigte, wurde die 39-Jährige am Tag vor der Attacke aus einer Psychiatrie im Landkreis Cuxhaven entlassen. Dort war sie zuvor behandelt worden. Nach Auskunft der Klinik gab es zum Zeitpunkt der Entlassung keinen medizinischen Befund, der eine weitere Unterbringung gerechtfertigt hätte. Nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden hatte die Frau, die aus Braunschweig stammen soll, offenbar keinen festen Wohnsitz.
Mutige Helfer greifen ein
Die Tat hatte sich am Freitag gegen 18.00 Uhr ereignet. Die Verdächtige soll den Behörden zufolge nach dem Betreten des Hauptbahnhofs zunächst auf dem Südsteg mit dem Messer hantiert haben. Auf dem Bahnsteig der Gleise 13/14 habe sie dann begonnen, auf dort auf den Zug Wartende mit dem Messer einzustechen.
Durch "das sehr schnelle Eingreifen" zweier Passanten, die sich auf dem Bahnsteig befanden, sowie einer Streife habe der Angriff unterbrochen werden können. Die Frau wurde dann umgehend festgenommen. Hinweise darauf, dass sie zum Zeitpunkt der Tat unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stand, bestünden derzeit nicht, hieß es.
Polizei bittet um Mithilfe
Die Ermittler baten Zeuginnen und Zeugen des Vorfalls sich zu melden. Film- oder Fotoaufnahmen können zudem über ein Online-Hinweisportal eingereicht werden. Der genaue Tatablauf befindet sich den Behörden zufolge "weiter in der Rekonstruktion". Die gemeinsamen Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei dauerten an.
Der Hamburger Hauptbahnhof gehört mit mehr als 500.000 Reisenden pro Tag zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland. Im freitäglichen Feierabendverkehr herrscht dort regelmäßig dichtes Gedränge. An diesem Freitag hatten in Hamburg zudem die Schulferien begonnen.
Konsequenzen gefordert
Die Grünen fordern nach dem Angriff die "volle Präsenz" der Bundespolizei an Bahnhöfen und Flughäfen. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sei "in der vollen Verantwortung, diese Präsenz sicherzustellen", sagte Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz der "Rheinischen Post". Dobrindt (CSU) hatte es zuvor "schockierend" genannt, "wenn Reisende hinterhältig und feige attackiert werden".
Linken-Fraktionschef Sören Pellmann verlangte, ebenfalls in der "Rheinischen Post", eine bessere Versorgung für psychisch erkrankte Menschen. Der Fall in Hamburg "zeigt erneut die gefährlichen Lücken in der psychiatrischen Versorgung in Deutschland. Es wird nicht reichen, Messerverbotszonen oder die Überwachung im öffentlichen Raum auszuweiten", unterstrich Pellmann.
Andreas Rosskopf, Vorsitzender des Bezirks Bundespolizei/Zoll der Gewerkschaft der Polizei (GdP), forderte dringend flächendeckende Kontrollmöglichkeiten für die Bundespolizei an Bahnhöfen und durch Künstliche Intelligenz gestützte Kameratechnik mit Verhaltenserkennung. Zudem fehlten der Bundespolizei aktuell rund 3.500 Kräfte an Bahnhöfen.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Video: Messerattacke am Hamburger Hauptbahnhof
Polizei im Einsatz in der Nähe des Tatorts
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