Archivbild: Bewohner blicken nach einem Erdbeben besorgt in Richtung der Phlegräischen Felder
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Droht ein Ausbruch des Supervulkans? Neapel probt Ernstfall

Droht ein Ausbruch des Supervulkans? Neapel probt Ernstfall

Seit mehr als zwei Jahren erschüttern regelmäßig Erdbeben die Region westlich von Neapel. Deutet das auf einen bevorstehenden Ausbruch des Supervulkans hin? Die Behörden haben jetzt mit einer Evakuierungsübung den Ernstfall geprobt.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Stell dir vor, es wird ernst: Es droht ein Ausbruch der Phlegräischen Felder. Innerhalb von 48 Stunden müssen dann die betroffenen Stadteile von Neapel evakuiert werden.

Sammelpunkt für die Bewohner des Quartiers Chiaia ist der Hafen. Bei dieser Übung übernehmen Schülerinnen und Schüler die Rolle der Bewohner. Das Ganze hat ein bisschen was von Klassenausflug. Keine leichte Aufgabe für Giuseppe Scuotto vom Zivilschutz Neapel, der die Klasse zum Hafen bringen soll. "Das ist sicherlich einer der kritischsten Aspekte dieser Übung. Stress, Panik und Angst zu simulieren ist nicht einfach", sagt Scuotto.

Regelmäßige Übungen um Neapel

Regelmäßig probt der Zivilschutz in und um Neapel der Ernstfall. Vor allem die Evakuierung. Denn droht ein Ausbruch des Supervulkans, heißt es: Bloß weg von hier: Betroffen wären rund 550.000 Menschen. Auch die Schülerin Sveva Aiardo: "Ich wohne in Bagnoli, mitten in den Phlegräischen Feldern, da herrscht große Angst, aber in Panik zu verfallen macht es doch nur noch schlimmer."

Inzwischen hat Giuseppe Svuotto die Schülerinnen und Schüler in einen Bus Richtung Hafen verfrachtet. Der wird von der Polizei eskortiert, damit er überhaupt durch den dichten Stadtverkehr kommt. Im Ernstfall würde das Militär die Straßen Neapels absperren. "Man versucht mit der Gefahr zu leben", sagt Übungsteilnehmerin Emanuela Lopez, "aber immer mit der Angst, dass es von einem Moment auf den anderen geschehen könnte."

Der gewünschte Nebeneffekt dieser Übung ist, die Bevölkerung zu sensibilisieren: Ihr lebt auf einem Vulkan. Und neben einem Vulkan. Im Jahr 79 brach der Vesuv aus und begrub das benachbarte Pompeji unter sich. "Damals gab es keinen Zivilschutz, keine Möglichkeiten zur Überwachung des Vulkans und keine Notfallplanung", sagt der Regionalchef des Zvilschutzes, Italo Giulvio. "Heute hingegen verfügen wir über all diese Mittel, und daher müssen wir sicherstellen, dass alle wissen und verstehen, welches Szenario die wissenschaftliche Gemeinschaft für dieses Gebiet als möglich einschätzt."

Vulkan unter dem Meer

Die Phlegräischen Felder sind 200 Quadratkilometer groß. Ein Vulkan, der unter der Erde und unter dem Meer schlummert, aber deutlich aktiver ist als der benachbarte Vesuv. An der sogenannten "Solfatara" bei Pozzuoli treten schwefelhaltige Dämpfe aus dem Boden. Das ist einer der Orte, der unter ständiger Beobachtung des Nationalen Instituts für Vulkanologie steht. "Die seismische Aktivität in dieser Gegend ist hoch. Jedes Mal, wenn ein Erdbeben über dem Wert von 1,5 auftritt, ruft mich die Leitstelle an. Es kommt also oft vor, dass ich wirklich nicht schlafe", erklärt Instituts-Direktorin Lucia Pappalardo.

Seit mehr als zwei Jahren bebt in und um Neapel regelmäßig die Erde. Ein Anzeichen dafür, dass der Vulkan in Bewegung ist. Weiteres Indiz: Das Bodenniveau steigt, langsam, um zwei Zentimeter pro Monat. Deshalb gilt in der Region Alarmstufe Gelb: Erhöhte Wachsamkeit.

"Auf Orange würde man übergehen, wenn die Signale, darauf hindeuten würden, dass sich das Magma zu bewegen beginnt", so Lucia Pappalardo. "Das heißt, dass es nicht mehr wie jetzt in sechs bis acht Kilometern Tiefe steckt, sondern anfängt, in Richtung Oberfläche aufzusteigen."

Evakuierung, wenn Alarmampel auf Rot

Wenn die Alarmampel auf Rot schaltet, dann heißt es: sofort evakuieren. Dieser Fall wird in Neapel regelmäßig geübt. Die Schülergruppe mit Giuseppe Scuotto ist inzwischen am Sammelpunkt angekommen, unten am Hafen. "Die Personen wurden registriert und sind jetzt bereit, an Bord der Schiffe zu gehen – es ist also alles nach Plan gelaufen", sagt Scuotto.

Der Plan sieht vor, dass dann zwei Schiffe den Hafen verlassen. Eines nach Sizilien, das andere nach Sardinien. Auch wenn es diesmal nur eine Trockenübung war, Neapel scheint auf den Fall der Fälle vorbereitet.

Dieser Artikel ist erstmals am 10.11.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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