Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien hat gegen den Tiroler Immobilieninvestor René Benko Anklage erhoben. Die Anklageschrift sei beim Landesgericht Innsbruck eingebracht worden, teilte die Behörde mit. Dem Gründer des Signa-Konzerns werde "betrügerische Krida" vorgeworfen. Als Krida werden in Österreich Konkursvergehen bezeichnet.
Vermögenswerte beiseitegeschafft?
Benko wird vorgeworfen, er habe im Rahmen seiner Insolvenz unrechtmäßig Vermögenswerte dem Zugriff seiner vielen Gläubiger entzogen. Konkret geht es laut WKStA zunächst um eine Miet- und Betriebskostenvorauszahlung in Höhe von rund 360.000 Euro für die Anmietung eines Hauses, die als wirtschaftlich und sachlich unvertretbar eingestuft wird, sowie um eine Schenkung von 300.000 Euro an Angehörige.
Der durch die Anklage erfasste Gesamtschaden beläuft sich damit auf rund 660.000 Euro. Der Strafrahmen für betrügerische Krida liegt laut WKStA bei ein bis zehn Jahren Freiheitsstrafe.
Auch in München wird gegen René Benko ermittelt
Es ist die erste Anklage im Rahmen des umfassenden Verfahrenskomplexes Signa, in dem die Staatsanwaltschaft auch wegen schweren Betrugs, Untreue, Förderungsmissbrauch und Gläubigerbegünstigung ermittelt. Weitere dürften folgen - und das nicht nur in Österreich.
Italien hatte bereits im Dezember 2024 Haftbefehl gegen Benko erlassen. Und die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen René Benko wegen Betrugs- und Untreueverdachts in dreistelliger Millionenhöhe: Zusammen mit Verantwortlichen der Signa-Gruppe soll er Gelder im "Projekt Franz" in München veruntreut haben.
Bundesregierung förderte Benko mit 680 Millionen Euro
Das für die Öffentlichkeit wohl folgenreichste Geschäft des Selfmade-Mans und Immobilien-Tycoons Benko war der Kauf der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Kette mit über 93 Filialen im Jahr 2019. Benko versprach, sie vor der drohenden Insolvenz zu retten – und bekam dafür von der damaligen schwarz-roten Bundesregierung eine stattliche Finanzspritze: 680 Millionen Euro. Inzwischen hat Galeria wieder neue Eigentümer, viele Filialen sind geschlossen.
Leere Kaufhäuser und "Geisterbaustellen"
In Bayern mussten zuletzt neun Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen dicht machen – unter anderem in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Schweinfurt. Für die betroffenen Kommunen bedeutet das Aus der wichtigen Innenstadt-Magneten eine Herausforderung, die mal besser (Neunutzung in Nürnberg) und mal schlechter (Leerstand in Regensburg) bewältigt werden konnte.
Dazu kommen zahlreiche weitere Benko-Baustellen auch in deutschen Großstädten, die inzwischen überwiegend zu "Geisterbaustellen" geworden sind – Projekte in Berlin, der Hamburger Elbtower, die Alte Akademie in München.
Kontrovers - Die Story: René Benkos bitteres Erbe
Zum Nachhören: Anklage gegen Investor René Benko erhoben
René Benko (Archivbild vom 24.04.2024)
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