Eucharistiefeier mit Speisenweihe im Freisinger Mariendom am Ostersonntag.
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Papst-Vorschlag: Ein gemeinsames Ostern für alle Christen?

Papst-Vorschlag: Ein gemeinsames Ostern für alle Christen?

Am 20. April feiern in diesem Jahr alle Christen gemeinsam Ostern. Eine Besonderheit, denn in den meisten Jahren feiert die Ostkirche ein paar Tage nach der Westkirche. Der Papst schlägt vor, dass ein gemeinsames Osterfest zur Normalität werden soll.

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Tausende Gläubige strömen jedes Jahr in der Nacht zum Ostersonntag in die griechisch-orthodoxe Allerheiligen Kirche im Münchner Norden. Es sind so viele, dass die Straße vor der Kirche gesperrt werden muss, weil nicht alle in die Kirche passen, sagt der Pfarrer der Kirche, der Archimandrit Georgios Siomos. Bis in die frühen Morgenstunden feiert die Griechisch-Orthodoxe Gemeinschaft die Auferstehung Jesus.

Das Besondere in diesem Jahr: Die orthodoxen Christen begehen Ostern am 20. April, am gleichen Tag, wie die westlichen Christen, also Katholiken und Protestanten. Dass das Osterfest von Ost- und Westkirche zusammenfällt, war zuletzt im Jahr 2017 der Fall.

Konzil von Nizäa legt im Jahr 325 den Ostertermin fest

Wann Ostern gefeiert werden soll, wurde im Jahr 325 beim Konzil von Nizäa, dem ersten ökumenischen Konzil, festgelegt – also vor genau 1.700 Jahren.

Ostern ist demnach immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn. Das gilt sowohl für die West- als auch für die Ostkirche.

Kalenderreform führt zu unterschiedlichen Osterdaten

Kompliziert wurde es ab dem 16. Jahrhundert. Unter Papst Gregor XIII. stellten Wissenschaftler fest, dass der seit dem Römischen Reich geltende Julianische Kalender die Schaltjahre nicht korrekt berechnen konnte und korrigierten ihn. Seitdem gilt in den Westkirchen der Gregorianische Kalender, der dem Julianischen Kalender inzwischen 13 Tage voraus ist. Die Ostkirche machte bei der Umstellung nicht mit, so der katholische Theologe und Liturgiewissenschaftler Stefan Kopp: "Das war eine konfessionelle Auseinandersetzung, der äußere Ausdruck einer inneren Spaltung."

Bei der Berechnung des Osterfests der orthodoxen Kirche gibt es noch eine weitere Ausnahme: Ostern darf erst nach dem jüdischen Pessachfest gefeiert werden. Fällt der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem Frühlingsanfang auf das Pessachfest, wird Ostern noch einmal um eine weitere Woche nach hinten verschoben. Das führt dazu, dass in den Ostkirchen manchmal bis zu vier Wochen nach den Westkirchen Ostern gefeiert wird.

Papst macht Hoffnung auf ein gemeinsames Osterfest

Ein gemeinsames Ostern wird schon seit langem diskutiert. Den Wunsch hat auch Papst Franziskus bereits geäußert. Er gab bekannt, dass die katholische Kirche auch künftig bereit sei, ein gemeinsames Datum für Ostern zu akzeptieren. Und auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hofft auf Fortschritte in Richtung einer Einigung.

Auch Apostolos Malamoussis, der Erzpriester des ökumenischen Patriachats, würde das begrüßen. "Das wäre ein wichtiges Zeichen nach außen, auch zu den anderen Religionen, dass wir als Christen viele Wege finden, erst unter uns diese Einheit zu finden und dann auch nach außen weiterzuempfehlen", sagt er.

Unterstützung bekommt er von seinem Kollegen, dem Archimandrit Georgis Siomos, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern ist. Er hat dafür auch einen praktischen Grund: "Weil wir uns hier sehr, sehr schwertun, wenn das Datum nicht zusammenfällt mit den hiesigen Feiertagen."

Auch Weltkirchenrat spricht sich für gemeinsames Ostern aus

In ihrer Osterbotschaft sprachen sich auch die Spitzenvertreter des weltweiten Ökumenischen Rates der Kirchen für ein gemeinsames Ostern aus. "Könnten wir nicht immer alle am selben Tag das Osterfest feiern, das das Herzstück unseres Glaubens ist?", fragen Weltkirchenrat-Generalsekretär Jerry Pillay und ÖRK-Zentralausschuss-Vorsitzender Heinrich Bedford-Strohm in einem gemeinsamen Text.

Widerspruch kommt allerdings zum Beispiel von der russisch-orthodoxen Kirche. Man sei nicht bereit für eine Kalenderreform und befürchte, dass dies zu einer Spaltung führen könne.

Franziskus und Ökumenischer Patriarch Bartholomaios planen Treffen

Im Mai wollen sich Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. anlässlich des 1700. Jubiläums des Konzils von Nizäa in Istanbul treffen, wenn dies die Gesundheit von Franziskus zulässt. Vielleicht wird dann auch über einen gemeinsamen Ostertermin gesprochen.

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