Pandemie, Anschlag, Krieg: Wie sich Krankenhäuser vorbereiten
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Pandemie, Anschlag, Krieg: Wie sich Krankenhäuser vorbereiten
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Pandemie, Anschlag, Krieg: Wie sich Krankenhäuser vorbereiten

Pandemie, Anschlag, Krieg: Wie sich Krankenhäuser vorbereiten

Der erste Corona-Fall in Deutschland liegt bald sechs Jahre zurück. Die Zeit danach hat unser Gesundheitssystem gefordert. Inzwischen herrscht Krieg in Europa. Experten haben sich deshalb damit beschäftigt, wie krisenfest unsere Krankenhäuser sind.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat bereits des Öfteren auf die schlechte finanzielle Situation der Kliniken aufmerksam gemacht. In der von ihr beauftragten Studie "Investitionsbedarfe zur Herstellung der Resilienz deutscher Krankenhäuser" [externer Link] haben Experten drei Szenarien beleuchtet und errechnet, was es kostet, die Krankenhäuser in Deutschland auf bestimmte Krisensituationen vorzubereiten.

Szenario: Cyberangriff und Sabotageversuche

Das erste Szenario ist für einige Kliniken in Deutschland schon Realität geworden: Immer wieder gibt es Cyberangriffe auf Krankenhäuser. Im Jahr 2023 traf es die Uniklinik Frankfurt: Ein Hackerangriff legte Teile der Verwaltung für bis zu zehn Monate lahm. In Bayern wurden Anfang 2024 die Bezirkskliniken Mittelfranken angegriffen.

Die Experten haben errechnet: Um die Krankenhäuser fit zu machen gegen Cyberangriffe und Sabotage, müssten rund 2,7 Milliarden Euro investiert werden – zum Beispiel in bessere technische Infrastruktur und Energieversorgung.

Experten errechnen auch Kosten für Kriegsszenarien

Die beiden anderen Szenarien treten hoffentlich nicht ein. Um trotzdem darauf vorbereitet zu sein, bräuchte es noch mehr Geld. Szenario zwei: Der Nato-Bündnisfall – also ein anderes Nato-Land wird angegriffen und Deutschland unterstützt unter anderem bei der Versorgung von bis zu 1.000 Verwundeten am Tag. Um die Krankenhäuser darauf vorzubereiten, bräuchte es laut Studie 4,9 Milliarden Euro.

Um die Kliniken gegen einen Angriff auf Deutschland zu wappnen, müsste die bauliche Sicherheit verbessert werden: Die Experten nennen das dritte Szenario "Verteidigungsfall" und haben Kosten von 14,7 Milliarden Euro errechnet – etwa, um Tiefgaragen oder Keller so umzubauen, dass darin Patientinnen und Patienten behandelt werden könnten.

Wo es im Bündnis- oder Kriegsfall haken würde

Es gibt laut der Studie zwar Einsatzpläne für zivile Katastrophen, aber keine für den Fall militärischer Bedrohungen. Größte Engstelle im System ist für die Experten in jedem Fall der Personalmangel. Damit stehen und fallen ihnen zufolge auch die Betten- und Intensivkapazitäten. Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal seien außerdem nicht ausreichend geschult in Katastrophenmedizin, also für die Arten von Verwundung, mit denen sie im Kriegsfall zu tun hätten.

Nachholbedarf an deutschen Kliniken sehen die Studienmacher auch bei deren Schutz. Krankenhäuser seien bisher etwa kaum darauf vorbereitet, Zugangskontrollen durchzuführen, um Sabotageakte zu vermeiden.

Was sich schon gebessert hat

Durch Erfahrungen in der Corona-Pandemie wurden in manchen Kliniken aber bereits Schwachstellen angegangen. Unter anderem hätten Krankenhäuser damals zugunsten der Patientenversorgung auf komplizierte Abrechnungsverfahren verzichten können – so etwas sei wieder möglich. Zudem wurden die Lagerkapazitäten für Medikamente mancherorts erhöht und Arzneien nicht mehr nur aus einer Hand beschafft, was Abhängigkeiten verringert habe.

Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft hat die schwarz-rote Bundesregierung beim Sondervermögen für die Infrastruktur außerdem in Aussicht gestellt, dass in Krankenhäuser investiert werden soll.

Und: Manche Kliniken proben bereits den Ernstfall oder planen Großübungen. Vergangene Woche wurde in der LMU-Klinik in München eine "biologische Sonderlage" inszeniert – also so getan, als hätte jemand einen Anschlag mit einem giftigen Stoff verübt. Laut der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach liegen dafür heuer und in den Folgejahren bis zu zwei Millionen Euro bereit.

Letzter großer Test in Würzburg vor zwei Jahren

Eine Klinik, die schon seit Jahren immer wieder große Übungen macht, ist die Uniklinik Würzburg. Oberarzt Thomas Wurmb zufolge wurde zuletzt 2023 ein "Massenanfall von Patienten" trainiert. Dabei würden geschminkte, vermeintlich Verletzte auf Tragen angeliefert und behandelt wie echte Patienten.

Gemeinsam mit der Bundeswehr sei auch schon trainiert worden, wie das Krankenhaus mit einer radioaktiv verstrahlten Person umgehen muss. Neben solchen Übungen, so Wurmb, brauche es aber eben auch eine übergeordnete Gesamtstrategie, welches Krankenhaus sich zu welcher Zeit wie vorbereitet. Damit im Notfall eine medizinische Versorgung aufrechterhalten und auf den gestiegenen Bedarf reagiert werden kann.

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