19.05.2025, Rumänien, Bukarest: Präsidentschaftskandidat Nicusor Dan gestikuliert nach seinem Sieg in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen.
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Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt hat der pro-europäische Kandidat Nicusor Dan gewonnen.

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Pro-Europäer Nicusor Dan gewinnt rumänische Präsidentschaftswahl

Pro-Europäer Nicusor Dan gewinnt rumänische Präsidentschaftswahl

Nicusor Dan hat die Präsidentschaftswahl in Rumänien mit 54 Prozent der Stimmen gewonnen und sich damit gegen den rechtsradikalen George Simion durchgesetzt. In Bukarest feierten Tausende den Sieg des Pro-Europäers.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

In Rumänien hat der pro-europäische Kandidat Nicusor Dan die Präsidentschaftswahl gewonnen. Er setzte sich in der Stichwahl mit 54 Prozent der Stimmen gegen seinen Kontrahenten, den Rechtsradikalen George Simion durch. Der Wahlabend war dabei überraschend unspannend verlaufen. Dans Sieg war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, am Ende hatte er einen Vorsprung von rund 850.000 Stimmen.

Hohe Wahlbeteiligung - Viele Nichtwähler mobilisiert

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen hatte George Simion noch das mit Abstand beste Ergebnis geholt, 41 Prozent der Stimmen. Nicusor Dan war mit 21 Prozent auf Platz zwei gelandet. Doch er konnte viele Wähler der anderen neun unterlegenen Kandidatinnen und Kandidaten und auch viele Nichtwähler mobilisieren. Die Wahlbeteiligung war von 53 Prozent in der ersten Wahlrunde auf 65 Prozent in der Stichwahl angestiegen.

Der künftige Präsident Rumäniens ist ein 55-jähriger Mathematikprofessor und parteiloser Bürgermeister von Bukarest. Dieses Amt wird Nikusor Dan freilich aufgeben, wenn er Präsident wird.

Tausende Rumänen feiern in Bukarest Wahlsieg

Nach dem Wahlsieg versammelten sich Tausende Menschen spontan in der Innenstadt in Bukarest und skandierten Freuden-Sprechchöre, wie "Nikusor, Nikusor" oder "Einheit!" Viele aus dem pro-europäischen Lager hatten sich Sorgen gemacht, dass Rumänien ein "illiberales" EU-Land werde, wie Ungarn oder die Slowakei.

Nicusor Dan trat vor seine jubelnden Anhänger an ein Rednerpult. "Ich möchte mich bei den Zehntausenden Rumänen bedanken, die in den vergangenen Wochen für unsere Idee gekämpft haben. Sie haben bewiesen, welche Kraft die Zivilgesellschaft hat. Diese Kraft ist viel stärker als die Entfremdung in diesem Land", sagte Dan.

In Rumänien haben sich tatsächlich viele von der Politik entfremdet. Sowohl der Rechtsradikale, George Simion als auch der parteilose Refompolitiker, Nicusor Dan, waren Protestkandidaten. Der Präsidentschaft-Kandidat der großen Regierungskoalition aus den Parteien PSD, PNL und UDMR war schon in der ersten Wahlrunde ausgeschieden. Und dann löste sich die Regierungskoalition Anfang Mai auf, Premier Marcel Ciolacu trat zurück. Die Regierung war immer unbeliebter geworden, ihr wurde Korruption vorgeworfen.

Neuer Präsident will Korruption in Rumänien bekämpfen

Rumänien steht bei der Korruption an dritter Stelle in der EU – nach Ungarn und Bulgarien. Das will Nicusor Dan als Präsident ändern und viele kaufen ihm das auch ab. Denn immerhin ist er im Gegensatz zu vielen anderen rumänischen Politikern selbst nicht durch Korruption aufgefallen.

"Bei den heutigen Wahlen hat eine Gemeinschaft von Rumänen gewonnen, die einen tiefgreifenden Wandel wollen. Eine Gemeinschaft, die eine funktionierende Verwaltung fordert ein Land mit weniger Korruption und eine prosperierende Wirtschaft für die rumänischen Bürger", sagte Dan.

Eine der ersten Aufgaben des künftigen Präsidenten ist es, einen neuen Premierminister zu finden und ihm den Regierungsbildungsauftrag zu erteilen. Dabei ist im Moment noch schwer vorstellbar, mit welcher Regierung Nicusor Dan gut zusammenarbeiten könnte, denn Reformkräfte haben im rumänischen Parlament keine Mehrheit.

Nicusor Dan will Reform von Justiz und Verwaltung

Auf die gut fünf Millionen Wähler des rechtsradikalen Präsidentschaftskandidaten George Simion will Nicusor Dan auch zugehen.

"Es ist eine Gemeinschaft, die so empört ist, dass sie glaubt, die Lösung für Rumänien sei eine Revolution. Es ist unsere Pflicht, diese Menschen davon zu überzeugen, dass die Lösung für Rumänien eine Reform der Justiz ist und eine Reform der Verwaltung. Es wird eine schwierige Zeit kommen, um die Wirtschaft ins Gleichgewicht zu bringen. Ich bitte Euch um Hoffnung und Geduld", so Dan.

Der unterlegene Kandidat bei der Präsidentschaftswahl, der 38-jährige Chef der Rechtsradikalen AUR-Partei, George Simion, meldete sich mit einem etwas skurrilen Video zu Wort. Im feinen blauen Anzug, an einem edlen Holzschreibtisch sitzend, verkündete er zu melancholischer Klaviermusik seine Wahlniederlage."Es ist Zeit, unseren Kampf fortzusetzen für Gerechtigkeit und Wahrheit, für die traditionelle Familie, für den christlichen Glauben und die Freiheit", sagte Simion.

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