Ein Rentner hält eine Geldbörse und Geld in den Händen, aufgenommen in Herzogenburg (Niederösterreich).
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Ist das österreichische Rentensystem besser als das Deutsche?

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Ist das österreichische Rentensystem besser als das Deutsche?

Ist das österreichische Rentensystem besser als das Deutsche?

Die Österreicher bekommen im Schnitt mehr Rente als die Deutschen. Aber auch die Beiträge sind höher. Haben sie das bessere System? Und was kann die neue Bundesregierung von Österreich lernen? Ein Blick ins Nachbarland.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Die Österreicherinnen und Österreicher beziehen deutlich mehr Rente als die Deutschen. 632 Euro brutto mehr waren es im Durchschnitt im Jahr 2023. Aber warum ist das so? Und: Wäre das auch ein sinnvolles Modell für Deutschland?

Höhere Rentenbeiträge in Österreich

Der Volkswirtschaftsprofessor Holger Bonin, Chef des Instituts für Höhere Studien in Wien, macht für die höheren Renten in Österreich mehrere Faktoren verantwortlich. Ungefähr die Hälfte des Unterschieds kämen dadurch zustande, dass das österreichische System schlicht teurer sei. "Der Beitragssatz bei der gesetzlichen Rente liegt seit vielen Jahren stabil bei über 22 Prozent." In Deutschland, so Bonin, sei er bisher bei unter 19 Prozent.

Gerät das österreichische System an seine Grenzen?

Ein weiterer Faktor seien die Zuschüsse durch den Staat – diese seien im Vergleich zu Deutschland viel höher, so Bonin. Er warnt: Aktuell gerate das österreichische System inflationsbedingt an seine Grenzen. Darum setze nun auch in Österreich eine Diskussion darüber ein, wie man das Pensionssystem stabilisieren könne, weil sich zeige, dass "das System nicht weiter tragfähig ist. Die Aussichten sind nicht gut, angesichts der stärkeren Alterung".

Heißt dies, das System funktioniert gar nicht so viel besser, als oft angenommen? Dr. Florian Blank forscht zum Rentenvergleich zwischen Deutschland und Österreich und ist Referatsleiter Sozialpolitik der Hans-Böckler-Stiftung. Begriffe wie "Generationengerechtigkeit" oder "Tragfähigkeit" seien mit Vorsicht zu behandeln, denn, so Blank, denn darin würden auch immer Bewertungen stecken. Diese Bewertungen führten zu den Fragen, wie viel Geld in die Alterssicherung fließen soll und was faire Leistungen sind.

Der Blick nach Österreich – er kann inspirieren

Diese Fragen seien jedoch nicht am Schreibtisch durch die Wissenschaft zu klären, sondern es handle sich dabei um politische und gesellschaftliche Fragen. Der Blick in andere Länder sei jedoch inspirierend, so Blank, denn dies ermögliche auch zu hinterfragen, "was in Deutschland teilweise mit 'Ja, das ist halt so und es geht nicht anders'", verkauft werde.

Ein Rentensystem für alle – auch in Deutschland?

Ein wichtiger Unterschied ist auch die Einbeziehung selbstständiger und verbeamteter Personen im österreichischen Rentensystem. Könnte dies auch in Deutschland funktionieren? Im Koalitionsvertrag von Union und SPD werden Beamte nicht angesprochen – zu Selbstständigen heißt es aber:

"Wir wollen Selbstständige besser fürs Alter absichern. Wir werden alle neuen Selbstständigen, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem zugeordnet sind, gründerfreundlich in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen. Andere Formen der Altersvorsorge, die eine verlässliche Absicherung für Selbstständige im Alter gewährleisten, bleiben weiterhin möglich."

Alle Selbstständigen jetzt in das System zu holen, ergäbe möglicherweise ein Übergangsproblem, denn damit würden ja wieder auch Forderungen fällig – aber man könne damit kurzfristig die demografische Belastung abfedern. Dafür könne man es im Hinterkopf behalten, so Holger Bonin.

Florian Blank unterstützt diesen Vorstoß, denn ein System, das mehr Menschen umfasse, sei stabiler, gerade auch mit Blick auf den Wandel im Arbeitsmarkt. Zudem begrüßt er auch, dass Menschen abgesichert würden, die bisher nicht abgesichert gewesen seien.

Die Integration Selbstständiger in die Rentenkassen sei zwar kein Allheilmittel gegen den demografischen Wandel, sagt Blank, "und trotzdem kann die Ausweitung der Rentenversicherung tatsächlich sinnvoll sein."

Wie sicher ist unsere Rente? Auch Thema in der Münchner Runde

Die Frage nach der Finanzierung der Renten – sie entscheidet sich also möglicherweise nicht nur daran, wo die Ökonomie Lücken berechnet, sondern auch daran, was unsere Gesellschaft als gerecht empfindet.

Über die Zukunft der Rente diskutierte am 30.04.2025 auch die Münchner Runde. Zu Gast waren: Christian Doleschal, Vorsitzender Junge Union Bayern, Ronja Endres, SPD-Vorsitzende Bayern, Stephan Protschka, AfD-Vorsitzender Bayern, Prof. Veronika Grimm, Mitglied Sachverständigenrat Wirtschaft sowie Lydia Staltner, Gründerin "Lichtblick Seniorenhilfe".

Dieser Artikel ist erstmals am 30. April 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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