18.01.2025: Ein junger Mann steht vor einem Kameramann bei einer Demonstration der rechtsextremen Gruppierung "Freie Sachsen".
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18.01.2025: Ein junger Mann steht vor einem Kameramann bei einer Demonstration der rechtsextremen Gruppierung "Freie Sachsen".

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"Reporter ohne Grenzen": Angriffe auf Journalisten verdoppelt

"Reporter ohne Grenzen": Angriffe auf Journalisten verdoppelt

Journalisten erfahren immer häufiger Hass und Gewalt - sie werden beleidigt, bespuckt oder getreten. Die Angriffe auf sie haben sich im vergangenen Jahr sogar mehr als verdoppelt. Das geht aus dem neuesten Bericht von "Reporter ohne Grenzen" hervor.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Zahl der gewaltsamen Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten hat sich in Deutschland im vergangenen Jahr laut einer Auswertung mehr als verdoppelt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat 89 tätliche Angriffe auf Medienschaffende dokumentiert (externer Link) und belegt - die meisten am Rande von Kundgebungen, vor allem zum Nahost-Konflikt, aber auch bei Veranstaltungen der rechten Szene und von Abtreibungsgegnern. Im Vorjahr 2023 hatte es bundesweit 41 Attacken gegeben. Nur im Corona-Jahr 2022 war mit 103 Übergriffen ein höherer Wert als 2024 gemessen worden.

Getreten oder mit Pfefferspray attackiert

Bei 75 der dokumentierten Vorfälle handelte es sich um Angriffe gegen Menschen. 14 Angriffe richteten sich gegen Redaktionsgebäude oder Wohnhäuser. Am häufigsten waren demnach körperliche Attacken in Form von Tritten und Schlägen. Als Angriff gewertet wurden diese, sofern sie Körper oder Ausrüstung tatsächlich getroffen haben. 

"38 Fälle körperlicher Gewalt ereigneten sich allein auf Nahost-Demonstrationen in Berlin", so RSF. 29 dieser Attacken richteten sich gegen zwei Reporter, die immer wieder angegriffen worden seien. "21 weitere Angriffe kamen aus dem verschwörungstheoretischen und rechtsextremen Umfeld."

Gerade mit Blick auf Angriffe aus dem rechtsextremen Lager spricht RSF zudem von einer hohen Dunkelziffer, "da gerade Lokalreporterinnen und -reporter, die immer wieder angegriffen werden, dies nicht jedes Mal melden". Generell erlebten Reporterinnen und Reporter im Kontakt mit der Bevölkerung eine wachsende Pressefeindlichkeit, hieß es.

Angst vor Bloßstellung in Sozialen Medien

Aber auch innerhalb der Redaktionen habe es 2024 Konflikte gegeben: Vor allem nach dem 7. Oktober 2023, dem Tag des terroristischen Anschlags der Hamas auf Israel, sei der Organisation immer wieder von einem "stark verengten Meinungskorridor" bei der Arbeit zu Israel und Palästina berichtet worden.

Unter anderem Auslandskorrespondenten schilderten aus den Redaktionen äußerst langwierige Kontroll- und Aushandlungsprozesse zu Begriffen, mit denen die israelische Kriegsführung kritisiert werde. Aussagen palästinensischer Quellen und von Menschenrechtsorganisationen oder den Vereinten Nationen würden grundsätzlich in Frage gestellt. Viele Journalisten äußerten zudem Angst vor Bloßstellung in anderen Medien und in den sozialen Netzwerken.

Immer weniger unabhängige Lokalzeitungen

Grundsätzlich halte sich die Medienvielfalt in Deutschland weiterhin auf einem international hohen Niveau, doch wirtschaftlicher Druck gefährde sie zunehmend. Während öffentlich-rechtliche und private Sender weiterhin ein großes Angebot hätten, nehme die Zahl unabhängiger Lokalzeitungen ab. Seit 1992 sei der Anteil der Landkreise, in denen es nur noch eine Lokalzeitung gebe, von 33,5 auf 46,75 Prozent gestiegen, hieß es.

Auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" steht Deutschland auf Platz 10 von 180 Staaten. Die neue Liste wird am 3. Mai veröffentlicht.

Mit Informationen von dpa und epd

Zum Audio: Wenn Journalisten zwischen politische Fronten geraten

Symbolbild: TV-Kameras
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