Leere Liegen am Strand von Monterosso, Cinque Terre, Ligurien, Italien
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Strand-Vergnügen in Italien: Hohe Kosten und leere Liegen

Strand-Vergnügen in Italien: Hohe Kosten und leere Liegen

Bei Temperaturen weit jenseits der 30 Grad zieht es die Menschen in Italien im August eigentlich an den Strand. Vielen sind die Liegen und Sonnenschirme dort aber inzwischen zu teuer – Leerstand ist die Folge. Die hohen Preise haben mehrere Gründe.

Seit Jahrzehnten sind viele italienische Strandabschnitte in festen Händen: An den Küstenorten reiht sich eine Badeanstalt an die nächste. Um zum Meer zu kommen, muss man meist durch ein kleines Häuschen mit Bar oder Restaurant gehen. Am Strand stehen dann Liegestühle und Sonnenschirme ordentlich aufgereiht und warten auf die Badegäste. Der Service hat natürlich seinen Preis: 30 Euro am Tag für zwei Liegen und einen Sonnenschirm sind keine Seltenheit.

20 bis 30 Prozent weniger Besuche

Das Konzept der Badeanstalten, im Italienischen "stabilimenti balneari" genannt, klingt für deutsche Italienreisende ungewöhnlich, für viele Italienerinnen und Italiener ist es aber vollkommen normal, Geld für einen Tag am Strand auszugeben. Doch zuletzt kommen dabei offensichtlich einige Familien an ihre Grenzen: Laut "Assobalneari", einem der Betreiberverbände, ist die Zahl der Besuche in den Strandbädern zuletzt um 20 bis 30 Prozent eingebrochen.

Der Hauptgrund dafür dürften gestiegene Preise sein. Gut 5 Prozent teurer sind Liegen und Sonnenschirm dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr, laut einer Umfrage der italienischen Verbraucherschutzorganisation "Altroconsumo".

Große Unterschiede je nach Region

Die Preise für eine Strandliege variieren je nach Region: Die teuersten Plätze gibt es laut "Altroconsumo"-Umfrage in Alassio an der ligurischen Küste, auf halbem Wege zwischen Genua und Monaco. Dort kosteten zwei Liegen mit Sonnenschirm in der ersten Reihe mehr als 350 € für eine Woche Anfang August. Deutlich günstiger kommt man an der nördlichen Adria-Küste weg: In Rimini etwa kostet das gleiche Angebot im selben Zeitraum noch knapp 170 Euro.

Für viele italienische Familien ist das ein beträchtlicher Kostenfaktor: Italienische Haushalte haben im Mittel etwa ein Viertel weniger Geld zur Verfügung als deutsche. Der Preisanstieg wiederum kann verschiedene Gründe haben: Die Inflation sorgt auch in Italien dafür, dass etwa Lebensmittel teurer werden. Auch die Stabilimenti müssen also mehr Geld ausgeben für ihr kulinarisches Angebot, das oft beim Cornetto beginnt und bis zu Hauptspeisen reicht.

Fehlender Wettbewerb als weiterer Grund

Den Kostenanstieg kennt auch Nicola Carosielli aus persönlichen Erfahrungen: Er ist Wirtschaftsjournalist bei Milano Finanza und hat die Entwicklung in seinen Urlauben mitbekommen. Neben der Inflation nennt Carosielli noch einen weiteren, wichtigen Grund: "Es gibt sicherlich einen Mangel an Wettbewerb", erklärt er, "fairer Wettbewerb würde helfen, das System zu verbessern".

Das Problem: Die Erlaubnis für die Strandbäder vergibt der italienische Staat in Form von Konzessionen: Sie legen fest, wer den Strand über einen bestimmten Zeitraum nutzen darf. Eigentlich sollten diese Konzessionen regelmäßig neu ausgeschrieben werden – doch italienische Regierungen setzen die EU-Richtlinie dazu seit Jahren nicht um.

Strandbäder seit Jahrzehnten in den gleichen Händen

So sind es oft seit Jahrzehnten die gleichen Familien, deren Konzessionen immer wieder verlängert werden, und das wohl oft sehr günstig. Neue Mitbewerber haben es in diesem Markt schwer. Italien will damit ein Kulturgut schützen, und Strandbadbetreiber argumentieren auch damit, dass sich Investitionen über Jahre hinweg lohnen müssen. Grundsätzlich braucht ein Unternehmen diese Planungssicherheit auch, das sieht auch Wirtschaftsjournalist Carosielli so. Aber: "Ich persönliche sehe diese Investitionen oft nicht, aber ich sehe, dass die Inflation als Ausrede verwendet wird, um die Preise ungerechtfertigt stark anzuheben".

Immerhin eine andere Option bleibt noch für diejenigen, die sich den Besuch im Strandbad nicht leisten können oder wollen: Zwischen den verpachteten Strandbadabschnitten gibt es immer wieder frei zugängliche Strandabschnitte. Und das Meer davor ist immerhin für alle das gleiche.

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