Minh Khoa und sein Kumpel Max gehen in die 10. Klasse an einem Gymnasium im schwäbischen Illertissen. Die beiden machen sich heute schon Gedanken, ob das Geld im Alter reicht. "Meine größte Angst ist halt wirklich, dass ich – wenn ich älter bin – nicht genug Geld verdiene. Also ja, Altersarmut ist schon ein großes Ding bei mir", sagt Minh Khoa. Kumpel Max hofft auf beruflichen Erfolg: "Damit ich mir keine Sorgen machen muss, wenn ich dann Rentner bin!"
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Armutsängste – ja, aber auch der Wille, zu handeln
Die beiden Jugendlichen stehen nicht alleine da: Laut einer repräsentativen Studie der IG Metall Rente GmbH [externer Link], die bundesweit mehr als 2.500 junge Menschen zwischen 17 und 27 Jahren befragt hat, haben drei von vier Befragten Angst vor finanzieller Unsicherheit im Alter – unter den weiblichen Befragten geben das sogar 82 Prozent an. 62 Prozent fühlen sich der "Jugendstudie 2025" zufolge "schlichtweg auch überfordert" beim Thema Altersvorsorge, sagt IG Metall-Geschäftsführerin Kerstin Schminke. "In unseren Erhebungen spüren wir aber gleichzeitig ihren starken Wunsch nach Wissen, nach Klarheit, aber auch nach Unterstützung."
73 Prozent der Befragten geben an, bei Fragen rund ums Thema Altersvorsorge auf ihre Eltern zu vertrauen. Minh Khoa aus Illertissen läuft da allerdings ins Leere: "Weil sich meine Eltern da selbst nicht gut auskennen." Was also dann? Eine große Mehrheit der 17- bis 27-Jährigen (87 Prozent) sehen da die Schule in der Pflicht – und wünschen sich ein Schulfach "Wirtschaft und Finanzen", das auch über Altersvorsorge informiert. "Hier ist die Bildungspolitik gefragt", sagt Kerstin Schminke. "Die Finanzbildungsinitiative des Bundesministeriums der Finanzen aus der letzten Legislaturperiode sollte also schnellstmöglich wieder aufgenommen und Ideen entsprechend umgesetzt werden."
"Gehalt reicht oft gerade für das Nötigste"
Die aktuelle Lücke an Schulen schließt in München einstweilen das Projekt "Cashless" mit Klassenbesuchen, um Jugendliche – im Kern – über Schuldenprävention zu informieren. "In unseren Workshops an Berufsschulen taucht aber auch immer wieder das Thema Altersvorsorge auf", sagt Ruth Pfeffer vom "Cashless"-Team. "Viele haben Angst, dass ihnen das Geld im Alter einmal nicht reicht. Und da haben sie ja auch nicht unrecht", sagt Pfeffer und nennt bloß die Stichworte demografische Entwicklung, Rentenlücke und Inflation. "Und tatsächlich reicht bei Azubis in so einer teuren Stadt wie München das Gehalt oft gerade für das Nötigste, sodass es für sie wirklich schwierig ist, noch einen Teil davon in die private Altersvorsorge zu stecken."
Bei der Befragung der IG Metall Rente GmbH geben allerdings nur 47 Prozent der weiblichen Befragten an, gezielt fürs Alter zu sparen – gegenüber 59 Prozent der männlichen Befragten. Und das, obwohl Frauen im Rentenalter ungleich armutsgefährdeter sind als Männer: Rund 2,1 Millionen Rentnerinnen lebten im Jahr 2024 unter der Armutsgefährdungsgrenze – bei zeitgleich 1,3 Millionen Rentnern, wie aus einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes auf Anfrage des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) hervorgeht, über die der "Stern" berichtet hatte.
ETFs bei jungen Menschen immer beliebter
Ruth Pfeffer von "Cashless" rät jungen Menschen, die etwas zur Seite legen können, einstweilen zu ETFs, also zu an der Börse gehandelten Investmentfonds, weil das gegenüber einer privaten Lebens- oder Rentenversicherung die "kostengünstigere und flexiblere" Variante sei. Ein Tipp, der offenbar auch schon die Runde gemacht hat: Laut "Jugendstudie 2025" geben 62 Prozent derjenigen, die heute schon Altersvorsorge betreiben, an, in Aktien oder Fonds zu investieren. Das ist gegenüber dem Studienvergleichsjahr 2016 eine Vervierfachung.
Auch Minh Khoa aus Illertissen setzt darauf. "Ich geb' meinem Bruder halt bisschen von meinem Geld und dann legt er das einfach in ETFs und Aktien an", sagt er – im Vertrauen darauf, dass er dann auch im Rentenalter ein finanzielles Polster hat.
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