Donald Trump leidet an einer systemischen Schwäche gegenüber Wladimir Putin: Ganz offenkundig ist der Präsident der Vereinigten Staaten gegenüber dem Kremlchef nicht in der Lage oder nicht willens, seiner wiederholt vorgetragenen Absicht, "das Blutbad zu beenden", in irgendeiner Weise wirksam Nachdruck zu verleihen.
Kumpelhafter Umgang trotz Drohnen und Gleitbomben
Zu keinem Zeitpunkt hat der US-Präsident jemals auch nur ein einziges böses Wort über Wladimir Putin verloren, über den Mann, der für das Hunderttausendfache Töten, Zerstören und Niederbrennen originär und ausschließlich verantwortlich ist. Während die russischen Invasionstruppen Nacht für Nacht ihre Drohnenschwärme, ballistischen Raketen und Gleitbomben in zunehmender Anzahl auf die Ukraine herniederprasseln lassen, säuselte Trump in den vergangenen Tagen und Wochen auf seinem Onlinekanal allenfalls ein kumpelhaftes "Stopp it, Vladimir", wie stets in Großbuchstaben. Er könne auch Sanktionen verhängen.
Darüber dürften die versierten Putin-Berater zusammen mit ihrem Chef vermutlich nur breit gegrinst haben, konnten sie doch davon ausgehen, dass das unstrukturiert agierende Team des US-Präsidenten ohnehin nicht an einer wirklichen Verschärfung von Sanktionen interessiert sein dürfte. Der Druck Trumps lastete unverändert auf der Ukraine.
Investitionsträume statt Feuerpause
Vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, den Trump und sein williger Gehilfe J.D. Vance in einer beispiellos verächtlichen Weise im Weißen Haus verhöhnt und dann hinausgeschmissen hatten, verlangte und erhielt Trump die Zusage, sofort und ohne Vorbedingungen einer 30-tägigen Waffenruhe zuzustimmen. Auch die Europäer schlossen sich der Forderung nach einer Waffenruhe an.
Der US-Präsident hätte dann gegenüber Putin darauf bestehen können, dass Russland zumindest für 30 Tage seine Kriegsmaschinerie anhalten könnte. Nichts dergleichen geschah. Stattdessen unterhielten sich "Donald" und "Vladimir", wie sich die Beiden offenbar am Telefonat anzusprechen pflegen, lieber über einträglichere Dinge: über die Perspektiven einer künftigen finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Washington und Moskau. Also über Dinge, an denen der von EU-Sanktionen geplagte Putin ein existenzielles Interesse hat und von denen der Kriegsherr im Kreml umgekehrt weiß, wie empfänglich Donald Trump für goldene Investitionsträume ist.
Sollen sich doch andere darum kümmern
Jetzt, da es dem Weißen Haus dämmert, dass sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine eben nicht so rasch beendet lässt, da Putin nichts von Trump zu befürchten hat, jetzt schiebt Washington die eigentliche Arbeit weit vor sich. Das sollten jetzt mal die Ukraine und Russland besprechen – vielleicht sogar unter der Ägide des neuen Papstes Leo XIV.
US-Vize-Präsident Vance, der seinen vor wenigen Jahren angenommenen Katholizismus wie eine politische Monstranz vor sich trägt, hat vor wenigen Tagen schon fünf verräterische Worte fallen lassen: "Das ist nicht unser Krieg". Das klingt wie: Wir sind bald draußen.
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