Im Ringen um ein Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin erneut miteinander telefoniert. Beide Präsidenten äußerten sich nach dem mehr als zweistündigen Gespräch zufrieden, ein Durchbruch wurde jedoch nicht erzielt. Vereinbart wurde, dass es weitere Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew geben soll. Diese könnten nach Angaben Trumps im Vatikan stattfinden.
Putin zu "Memorandum" bereit
Putin erklärte laut russischen Agenturen, er habe am Montag ein "sehr, sehr, informatives und nützliches" Telefongespräch mit Trump geführt. Russland sei bereit, an einem "Memorandum" mit der Ukraine zu arbeiten, das einen Waffenstillstand beinhalten würde.
Moskau wolle die Kampfhandlungen beenden, es müsse aber der effektivste Weg zum Frieden gefunden werden. Dafür müssten Kiew und Moskau Kompromisse eingehen, die allen Seiten gerecht werden, meinte Putin. Wie diese Kompromisse inhaltlich seiner Meinung nach aussehen sollen, sagte er nicht.
Trump stellt Ukraine-Gespräch im Vatikan in Aussicht
US-Präsident Donald Trump erklärte auf seiner Plattform Truth Social, das Gespräch mit Putin sei sehr gut gelaufen. Russland und die Ukraine würden sofort Verhandlungen beginnen, die zu einer Waffenruhe und zum Ende des Krieges führen sollen. Nach seinen Angaben hat sich der Vatikan bereiterklärt, Gastgeber für die Gespräche zu sein. Er habe den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäische Partner entsprechend informiert. "Der Prozess kann beginnen."
Trump schrieb weiter, Russland wolle nach einem Kriegsende umfassenden Handel mit den USA. Nach Kreml-Angaben wurde zudem ein Gefangenenaustausch zwischen Moskau und Washington vereinbart, demnach sollen jeweils neun Inhaftierte freikommen.
Selenskyj zeigt sich verhandlungsbereit
Der ukrainische Präsident Selenskyj erklärte anschließend in Kiew, ein weiteres Treffen zwischen einer ukrainischen und einer russischen Verhandlungsdelegation sei möglich. Demnach sollten dann auch Delegationen der USA und europäischer Länder anwesend sein. Ein weiteres Gespräch könne in der Türkei, im Vatikan oder in der Schweiz stattfinden.
Man sei nicht bereit, seine Truppen von eigenem Gebiet abzuziehen, wie es Russland bei den Gesprächen in der Türkei von der Ukraine gefordert hatte, betonte Selenskyj zudem. Im ukrainischen Präsidialamt zeigte man sich enttäuscht darüber, dass der russische Machthaber erneut eine Waffenruhe abgelehnt habe und die USA keine neuen Sanktionen erlassen wollten. Die Ukraine bleibe dennoch verhandlungsbereit und begrüße den Vatikan als möglichen Vermittler.
Europäer kündigen neue Sanktionen gegen Russland an
Die Europäer bleiben unterdessen nach Angaben der Bundesregierung entschlossen, den Druck auf Moskau zu erhöhen. Trump habe unter anderen Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Selenskyj von seinem Telefonat unterrichtet, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. Man habe sich darauf verständigt, den abgesprochenen Verhandlungsprozess "eng zu koordinieren". Man wolle die Ukraine auf dem Weg zu einem Waffenstillstand "eng begleiten".
Dann heißt es in der Erklärung: "Die europäischen Teilnehmer kündigten an, den Druck auf die russische Seite durch Sanktionen zu erhöhen."
Telefonat nach Ukraine-Verhandlungen in der Türkei
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schrieb bei X, die Bereitschaft des Papstes, Verhandlungen im Vatikan zu beherbergen, sei positiv aufgenommen worden. "Italien ist bereit, seinen Teil dazu beizutragen, die Kontakte zu erleichtern und sich für den Frieden einzusetzen."
Seit seinem Amtsantritt im Januar hatte Trump bereits zuvor zweimal mit Putin telefoniert – Mitte Februar und Mitte März. Das neuerliche Telefonat folgte auf die ersten direkten Gespräche zwischen Delegationen aus Russland und der Ukraine seit mehr als drei Jahren, die am Freitag in Istanbul stattfanden. Dabei wurde der Austausch von jeweils 1.000 Gefangenen vereinbart. Das Treffen endete aber ohne Annäherung in der Frage einer Waffenruhe.
Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters
Im Video: ARD-Korrespondent Vassili Golod in Kyiv
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