Die US-Wahl ist Anlass für die Verbreitung einer Vielzahl an Gerüchten, Falschbehauptungen und Verschwörungserzählungen. Sie untergraben das Vertrauen in die Wahl und ihr Ergebnis – und werden teils gezielt eingesetzt. Der #Faktenfuchs prüft hier anhaltend Behauptungen.
Hinweis: Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert und entsteht im Rahmen der Kooperation der ARD Faktenchecker von ARD-Faktenfinder, BR24 #Faktenfuchs, und DW Fact check zur US-Wahl 2024.
5:30 Uhr: FBI warnt vor Fake-Inhalten mit Namen und Logo der Sicherheitsbehörde
Laut dem FBI, der zentralen Sicherheitsbehörde der USA, sind fingierte Videos und Mitteilungen im Umlauf, die mit dem Namen und den Insignien der Behörde Falschbehauptungen über angebliche Zwischenfälle und Probleme in Wahllokalen verbreiten. In einer fingierten schriftlichen Mitteilung, die als Erklärung des FBI ausgegeben wurde, wurden demnach Medien und Blogger zudem aufgefordert, keine Informationen über Angriffe auf Wahllokale zu verbreiten, da dies zu Gewalt führen könnte. Das FBI stellte in einer Pressemitteilung klar, dass das Statement falsch sei und nicht von der Sicherheitsbehörde komme.
In einem Fake-Video wurden laut FBI Schulen dazu gedrängt, ihre Bildungsaktivitäten bis zum 11. November auszusetzen, da ein Risiko von Gewaltausbrüchen, Unruhen und Waffenangriffen bestehe. In einem anderen Clip hieß es fälschlicherweise, beim FBI seien 9.000 Beschwerden über angebliche Pannen bei Wahlmaschinen eingegangen. Das FBI erklärte, keines der Videos stamme von der Behörde, die Inhalte seien erfunden.
Autor: Max Gilbert, mit Material von dpa
Mittwoch, 06.11.2024, 01.40 Uhr: Falsche Gerüchte über Melania Trump kursieren auf Social Media
Über die sozialen Netzwerke verbreiten sich falsche Gerüchte, Donald Trump sei von einer "Fake-Melania" zu seiner Stimmabgabe in Palm Beach, Florida, begleitet worden. Häufig werden überbelichtete oder schwachauflösende Videos von Trumps Wahl im Stimmlokal geteilt. Dort trägt Melania Trump eine große, schwarze Sonnenbrille. Durch die schlechte Qualität sind die Gesichter der Personen nicht gut zu erkennen. Doch für die Behauptungen, es handele sich bei der Frau an Trumps Seite um eine Doppelgängerin, gibt es keine Anhaltspunkte. Zu dieser Einschätzung kommt das US-Faktencheck-Medium "Politifact" und auch der BR24 #Faktenfuchs.
Bei dem Termin waren Journalisten vor Ort, außerdem gibt es von dem Auftritt des Trump-Ehepaars im Wahllokal auch zahlreiche hochauflösende Videos und Fotos, aufgenommen von Fotojournalisten und Kamerateams.
Auf diesen hochauflösenden Fotos sind die Gesichtszüge der Personen besser zu erkennen als auf den Videoschnipseln, die samt Gerüchten in den Timelines kursieren. Darauf wird deutlich, dass die Gesichtszüge, denen von Melania Trump entsprechen. Vor allem die bei Melania Trump gut sichtbaren Nasolabialfalten sowie die beim Lächeln ausgeprägten von der Wange zum Kinn verlaufenden Falten entsprechen denen, die auch auf anderen Fotos von einer lächelnden Melania Trump zu sehen sind. Auch das Größenverhältnis zwischen Donald und Melania entspricht dem, was auf anderen Fotos der beiden zu sehen ist.
Autor: Max Gilbert
Dienstag, 05.11.2024, 23.40 Uhr: Trump postet unbelegte Behauptung über angeblichen "Betrug" in Philadelphia
Donald Trump hat erneut Zweifel am Ausgang der Wahl gesät. "Es wird viel über massiven BETRUG in Philadelphia geredet. Die Strafverfolgungsbehörden kommen!!!", schrieb Kandidat der Republikaner rund anderthalb Stunden vor Schließung der ersten Wahllokale auf seiner Plattform Truth Social. Belege für diese Behauptung lieferte Trump nicht.
Das Polizeipräsidium von Philadelphia sagte dem US-Sender CNN, es wisse nicht, worauf Trump sich beziehe und dass derzeit keine Vorfälle bekannt seien, die ein Eingreifen der Strafverfolgungsbehörde erforderten. Auch Seth Bluestein, republikanischer City Commissioner von Philadelphia, schrieb auf X, dass es sich dabei um Desinformation halte: "An dieser Behauptung ist absolut nichts dran."
Philadelphia ist die größte Stadt in Pennsylvania - der Bundesstaat wiederum gehört zu den für den Wahlausgang besonders wichtigen sogenannten Swing States, die in der Vergangenheit mal an die Republikaner, mal an die Demokraten gingen.
Autor: Max Gilbert
22.00 Uhr: Analystin findet Netzwerk KI-gesteuerter Bot-Accounts, die Trump unterstützen
Auf X, ehemals Twitter, sind Accounts aufgetaucht, die Künstliche Intelligenz nutzen, um die Unterstützung für den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu steigern, wie die Analystin Elise Thomas vom ISD Global herausgefunden hat. Sie hat sich mit staatlich gelenkten Informationsoperationen, Desinformation, Verschwörungstheorien und der Online-Dynamik politischer Bewegungen beschäftigt. Ihre Ergebnisse hat sie in diesem Thread dokumentiert.
"Man bekommt langsam ein Gespür dafür, wie es aussieht", sagte sie der DW. "Nachdem ich die ersten Konten gefunden hatte, konnte ich meinen Verdacht bestätigen, indem ich nach verräterischen Posts wie Verweigerungen und Geständnissen suchte."
Thomas sagte, sie habe mindestens mehrere Dutzend Konten gefunden, bevor sie den Thread auf X veröffentlichte, und habe seitdem weitere gefunden. Viele waren mit einem blauen Haken verifizierte Konten, was bei Spam-Netzwerken üblich ist, sagte sie.
Dafür dass es sich um KI-Accounts handelt, gibt verräterische Anzeichen wie Beiträge, die alte Hashtags wie "Trump20202 verwenden, aber oft ist es viel einfacher als das: Die Bots geben sich selbst preis.
"Ich bin ein KI-Assistent, der von OpenAI entwickelt wurde, um Nutzern bei verschiedenen Aufgaben zu helfen“, schreibt ein inzwischen suspendiertes Konto auf X. "Ich bin ein Sprachmodell, das von OpenAI erstellt wurde", postete ein anderes, inzwischen suspendiertes Konto.
ISD-Analystin Thomas berichtet auch, dass einige Konten mit sich selbst stritten oder Ablehnungen posteten, „obwohl das selten genug vorkommt, dass derjenige, der das Netzwerk aufgebaut hat, offensichtlich einen Weg gefunden hat, OpenAIs Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen, der ziemlich gut funktioniert.“
Autorin: Sarah Steffen, DW Fact check
16.30 Uhr: Lügen über tote Wähler
Das Wahlergebnis diskreditieren – schon vor der Bekanntgabe: Darum geht es auch bei dem Gerücht, dass es vor der US-Präsidentschaftswahl viele Versuche gebe, tote Menschen zur Wahl zu registrieren. Doch angebliche Zahlen dazu sind falsch.
Die Methode ist nicht neu: Lügen über tote Wähler verbreiteten Trump und seine Anhänger auch schon im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl 2020. Es ist eine von vielen Falschbehauptungen, die die Legitimität der US-Präsidentschaftswahl infrage stellen soll. Ein X-Nutzer schreibt etwa fälschlicherweise: "In Missouri gab es in nur einer Woche 78.421 Wahlregistrierungen, davon 23.253 von Toten." Dabei bezieht er sich auf einen Ausschnitt eines Videopodcasts, in dem diese Zahlen in einer Tabelle zu sehen sind.
Doch die Aussage ist falsch. Denn die Zahlen aus der Tabelle zeigen nicht die Anzahl der Wählerregistrierungen. Das hat das US-Faktencheckmedium "PolitifFact" recherchiert. Tatsächlich ist es umgekehrt: Die Tabelle zeigt, wie häufig der Staat Missouri in einer Woche im Februar 2024 bei einer Sozialversicherungsdatenbank angefragt hat, ob ein potenzieller Wähler noch lebt und noch im Staat lebt. Diese Anfragen helfen der Wahlbehörde dabei, ihre Wählerdatenbank aktuell zu halten – denn so können sie tote oder weggezogene Menschen aus der Kartei streichen.
Die Sozialversicherungsbehörde veröffentlicht (externer Link), wie viele dieser Anfragen einzelne Staaten machen – und, wie viele der angefragten Personen bereits verstorben sind. Diese Zahlen sind in der Tabelle zu sehen, auf die sich der X-Post bezieht. Sie haben keine Aussagekraft darüber, wie viele Menschen sich zur Wahl registrieren wollen.
Falschinformationen über angebliche tote Wähler könnten Trump und seine Anhänger nach der Wahl dafür nutzen, das Wahlergebnis in Zweifel zu ziehen. Ebenso wie die Gerüchte über Ausländer, die angeblich illegal wählen.
- Mehr dazu können Sie in diesem #Faktenfuchs-Artikel lesen.
All diese einzelnen Gerüchte gehören zu einem Gesamtpaket, mit dem seit Jahren die US-Präsidentschaftswahlen untergraben werden sollen (externer Link). Schon als die Stimmen der vergangenen US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 ausgezählt wurden, kursierten solche Behauptungen auf Twitter. Nutzer behaupteten fälschlicherweise, 14.000 tote Wähler hätten in einem County in Michigan gewählt. Trump selbst behauptete nach der Wahl, am 6. Januar 2021, fälschlicherweise, dass tausende Tote in Pennsylvania gewählt hätten (externer Link). Auch damals hat der #Faktenfuchs darüber berichtet.
Autor: Michael Schlegel
16.00 Uhr: Desinformation im Vorfeld der Wahl soll Ergebnisse diskreditieren
Dass bei einer Wahl der Wahlvorgang oder Teile des Prozesses Ziel von Desinformation sind, ist häufiger zu beobachten – übrigens auch in Deutschland, wie dieser #Faktenfuchs zeigt. Dadurch soll die demokratische Institution der Wahl – und ihre Ergebnisse – diskreditiert werden.
Experten wie David Becker gehen davon aus, dass Trump dadurch bereits im Vorfeld der Wahl falsche Behauptungen platziert, auf die er sich im Falle einer Niederlage stützen könnte. Becker ist Direktor des Center for Election Innovation and Research: "Sie können absolut darauf wetten, dass Trump, wenn er verliert, behaupten wird, dass es eine weit verbreitete Wahlbeteiligung von Nicht-Staatsbürgern gab, ohne dass es dafür irgendwelche Beweise gäbe", sagte Becker dem US-Radiosender NPR. "Und das wird zu Wut und möglicherweise zu Gewalt führen."
Autor: Max Gilbert
Trumps Strategie der "Big Lie"
Als Donald Trumps Strategie seit Jahren gilt es, eine Win-win-Situation herzustellen – und zwar mithilfe von Lügen: Entweder er gewinnt offiziell die US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 als Kandidat der Republikaner. Oder er wird sagen, er hätte eigentlich gewonnen, wenn nicht betrogen worden wäre. Dass er im Falle einer Niederlage den Ausgang der Wahl anzweifeln und dazu Lügen verbreiten wird, ist recht wahrscheinlich – denn Falschbehauptungen über angeblich manipulierte Wahlen verbreitet Trump seit vielen Jahren, insbesondere seit 2020.
Damals gewann der demokratische Kandidat Joe Biden und löste Trump ab. Dieser aber erzählte die Mär von der "Big Lie" (externer Link) – über eine vermeintlich große Lüge: Ihm sei die Wahl gestohlen worden. Und schon 2016, als er gewann, log er: Damals hatte er fälschlicherweise gesagt, Millionen von Menschen hätten illegal für Hillary Clinton gestimmt.
Auch auf der Zielgeraden des US-Wahlkampfs tauchen in den sozialen Netzwerken immer wieder Behauptungen über angebliche Wahlmanipulation auf. Dabei steht vor allem "X", das ehemalige Twitter, im Fokus. Das Netzwerk gehört dem Milliardär und Trump-Unterstützer Elon Musk.
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