Schwere Waldbrände haben die Regierung in Athen veranlasst, auf der griechischen Ägäis-Insel Chios den Ausnahmezustand auszurufen. Diese Maßnahme wurde auch deshalb getroffen, weil die örtlichen Behörden dadurch die Feuerwehren zentral koordinieren, aber auch leichter Spezialkräfte aus dem Ausland anfordern könnten, erklärte Zivilschutzminister Giannis Kefalogiannis am Montag.
Laut Feuerwehr kämpften am Montag rund 190 Feuerwehrleute, 38 Löschfahrzeuge, 13 Hubschrauber und vier Löschflugzeuge gegen die Waldbrände. 170 weitere Feuerwehrleute und 30 weitere Löschfahrzeuge seien unterwegs, betonte der Minister. Verstärkung wurde auch per Boot vom Festland geschickt.
Starker Wind vereinigt Einzelbrände zu einem Großfeuer
Der Bürgermeister der fünftgrößten griechischen Insel, Giannis Malafis, sprach gegenüber dem Nachrichtenportal "iEidiseis" von einer "sehr schwierigen Lage". Die Brände würden von starkem Wind angefacht, der seit Sonntag ohne Unterlass wehe. Der starke Wind sei auch der Grund, warum sich zunächst drei einzelne Brände zu einem großen Wald- und Buschbrand vereinigten, berichteten örtliche Medien.
Brandstiftung wahrscheinlich
Es sei ausgeschlossen, dass die Brände zufällig entstanden seien, sagte ein Kommunalpolitiker dem Nachrichtensender "ERTNews". Die Tatsache, dass die Brände fast zeitgleich ausgebrochen seien, spreche klar für Brandstiftung. Ermittler seien bereits vor Ort.
Bereits 17 Ortschaften und ein Auffanglager für Migranten wurden wegen der starken Rauchentwicklung auf der nahe der türkischen Küste gelegenen Ägäis-Insel vorsorglich evakuiert. Hunderte Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Touristen waren den Berichten zufolge nicht gefährdet. Bislang scheint es keine Verletzten zu geben.
Sorge um einzigartige Mastix-Pflanzen
Gefährdet sind auch Häuser der Einwohner von Chios. Diese machen sich aber auch um ihre Mastix-Plantagen Sorgen. Die Sträucher der Pistazien-Pflanze "pistacia lentiscus" wachsen weltweit nur auf Chios und dort auch nur im Süden der Insel.
Aus ihnen wird das Harz Mastix gewonnen, das für Kaugummis, Likör, Süßspeisen, Kosmetik und medizinische Produkte verwendet wird. Bei Bränden im Jahr 2010 war bereits fast die Hälfte der Mastix-Haine zerstört worden, mit starken Auswirkungen auf die Insel-Bewohner, von denen viele in der Mastix-Produktion beschäftigt sind.
Hoffnung auf das Wetter
Der starke Wind in der Region soll zum Montagabend hin abflauen. Allerdings können die Löschflugzeuge und -hubschrauber nachts nicht fliegen, sodass der Brand kaum eingedämmt werden wird. Hoffnung besteht für Dienstagvormittag, weil der Wind laut Wetterprognosen schwach bleiben soll.
Alljährlich zahlreiche Waldbrände in Griechenland
Griechenland erlebt alljährlich zahlreiche Waldbrände, die durch starken Wind, Trockenheit und hohe Temperaturen angefacht werden. Experten gehen davon aus, dass der Großteil der Wald- und Buschbrände in Griechenland von Menschen verursacht wird – sei es durch fahrlässige Handlungen wie Grillen im Freien oder absichtliche Brandstiftung. Nur in wenigen Fällen können die Verursacher gefasst werden.
Mit Informationen von AFP und dpa
Zum Nachhören: Schlimme Waldbrände auf Chios
Brände auf griechischer Insel Chios.
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