Bob Geldof (Link zur ARD-Mediathek) ist genervt: "Es ging darum, eine politische Lobby zu schaffen, um das Thema Armut auf die Tagesordnung der G7 zu setzen. Aber auch darum, Geld zu sammeln, um den Tod von hungernden Menschen zu verhindern. In beidem waren wir erfolgreich: Die G7 haben 61 Prozent ihrer Versprechen umgesetzt – was nicht schlecht ist, da sie normalerweise nichts tun."
Geldofs Live Aid-Festival, das dem Sänger von The Boomtown Rats den Ritterschlag beschert hat, steht 40 Jahre später in der Kritik. Der Vorwurf: 150 Millionen Pfund an Spendengeldern seien nur zum Teil angekommen. Belege dafür gibt es nicht. Und der britische "Guardian" bezichtigt ihn gar des "weißen Rettertums": Hilfeleistung basierend auf Schuldgefühlen ob des eigenen Wohlstands. Ein Vorwurf, für den Co-Organisator Midge Ure wenig Verständnis hat. Er verweist auf das Innovative des Events: "Als wir Live Aid geplant haben, hatte noch niemand so ein globales Konzert auf die Beine gestellt. Und zu der Zeit hatte längst nicht jeder MTV, geschweige denn Internet oder einen direkten Zugang zu Informationen aus aller Welt, wie es heute der Fall ist."
Das erste globale Konzert der Geschichte
Über 70 Künstler nahmen am 13. Juli 1985 an den Konzerten in London und Philadelphia teil – darunter die Dire Straits, Paul McCartney, David Bowie, Madonna oder Elton John. Einige mit Auftritten, die in die Musikgeschichte eingingen – wie Queen oder U2. Und: Es war der erste Event, der 1,9 Milliarden Zuschauer in 150 Ländern erreichte. Eine technische Sensation und ein Who's who der Musikwelt, wie sich Altmeister Graham Nash erinnert: "Es war der Wahnsinn, wie viele Leute da teilgenommen haben. Und die meisten haben an das geglaubt, was Bob Geldof gemacht hat. Heute fragen sich einige, ob alle Gelder angekommen sind. Aber: Der Versuch zählt. Und ich werde den Tag nie vergessen, obwohl ich bei vielen interessanten Musik-Momenten dabei war."
Größte Benefizveranstaltung aller Zeiten
Trotz Kritik: Live Aid gilt als die größte Benefizveranstaltung aller Zeiten und hat viele Nachahmer gefunden – Farm Aid, Live Earth und erst vor wenigen Monaten: "Fire Aid", zugunsten der Waldbrandopfer in Los Angeles. Doch einen dritten Konzertmarathon, so Midge Ure, werde es nicht geben. Die Zweitauflage von Live Aid blieb 2005 hinter den Erwartungen zurück und die Zeit der großen Wohltätigkeitskonzerte sei eh vorbei: "Die Welt hat sich verändert. Würden wir ein Live Aid zum 40. Geburtstag veranstalten, wäre es fraglich, ob es noch einmal dieselbe Qualität hätte. Einen solchen Reinfall will niemand erleben. Schließlich haben wir alle fantastische Erinnerungen an Live Aid. Warum die ruinieren?"
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