Die zweite Staffel der Star-Wars-Serie "Andor" wird von Publikum und Kritik gefeiert. Vor allem die achte Folge geht den wenigsten aus dem Kopf: das Massaker auf dem Planeten Ghorman. Was dort als Protest gegen das Imperium beginnt, endet in einem Blutbad. Die Regierung in "Andor" hat es von Anfang an darauf angelegt, die Lage eskalieren zu lassen: Sie hat die Stadt mit Soldaten geflutet, schickt sie in die Menge - als diese ein Protestlied anstimmt - und gibt den Schießbefehl.
Das Vorgehen erinnert an Diktaturen aus der Geschichte. Zuletzt sahen manche in der Serie aber auch Bezüge zur Gegenwart. Denn kurz nach ihrem Erscheinen ging Anfang Juni die Nachricht um die Welt, dass Trump Soldaten und Marines nach Los Angeles schickt, gegen den Willen des kalifornischen Gouverneurs von den Demokraten, der die Entscheidung als Schritt in Richtung eines autoritären Regimes kritisierte.
Hat "Andor" den Einsatz der Armee vorhergesagt?
In US-amerikanischen Medien [externer Link] und auf Social Media heißt es seitdem, "Andor" habe die gewaltsame Antwort auf die Proteste gegen Trumps Migrationspolitik vorhergesagt. Anders als in der Star-Wars-Serie haben die von Trump entsandten Soldaten zwar nicht scharf geschossen, wohl aber Tränengas, Gummigeschosse und Schlagstöcke eingesetzt, auch gegen friedlich Protestierende und Journalistinnen und Journalisten. Und wie in der Serie wird als Rechtfertigung eine Infiltrierung von außen herbeifantasiert.
US-Präsident Donald Trump hat im Zusammenhang mit den Protesten gegen seine Einwanderungspolitik von einer "ausländischen Invasion" gesprochen. In der Serie "Andor" auf Disney Plus heißt es, ein Aufstand dieser Größenordnung sei nur möglich mit Hilfe von Rebellen von außerhalb.
Zentrale Botschaft von "Andor"
Das erste Opfer eines autokratischen Herrschers ist die Wahrheit. Das ist eine der zentralen Botschaften der Serie "Andor". Die Senatorin und spätere Rebellenführerin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) sagt in einer Rede: "Der Tod der Wahrheit ist der Sieg des Bösen." Denn dann sei man ihm hilflos ausgeliefert: "dem Monster, das am lautesten schreit."
Gemeint ist damit im Star-Wars-Kosmos der Imperator. In den USA gingen zuletzt Menschen mit "No Kings"-Schildern auf die Straßen, bei den bisher größten Protesten gegen Trumps Politik. Auf manchen Demoschildern stand auch "I have friends everywhere". Der Spruch ist das Erkennungszeichen der Rebellen und Rebellinnen in der Serie "Andor".
Serie und Realität ähneln sich in einem weiteren Punkt
Der Einsatz der Armee gegen die eigene Bevölkerung. Lügen, Desinformation und "Fake-News"-Vorwürfe von höchster Stelle. Und noch in einem dritten Punkt spiegelt sich die Realität in der Star-Wars-Serie: im Umgang mit Leuten ohne Papiere. Zu Beginn der zweiten Staffel müssen Titelfigur Andor (Diego Luna) und seine Nächsten untertauchen. Sie arbeiten schwarz als Erntehelfer. Obwohl es ohne sie keine Ernte gäbe, müssen sie die gewaltsamen Razzien der Einwanderungsbehörde fürchten.
Hauptdarsteller Diego Luna kommt selbst aus Mexiko. Montagabend sagte er in der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel: "Viel zu viele Menschen leben gerade in Angst." Sie hätten Angst, ihre Kinder zur Schule zu bringen oder zur Arbeit zu gehen, aus Angst, abgeschoben zu werden. "Diese Menschen sind eure Nachbarn, Freunde, es sind: Immigranten." Dabei seien sie es, die durch ihre Arbeit das Land am Laufen hielten: "Sie ernähren es, unterrichten Kinder, kümmern sich um die Älteren, arbeiten im Bauwesen, in der Gastronomie, in Küchen und Werkstätten." Und sie zahlten Steuern. "Dunkle Wochen liegen hinter uns", sagte Diego Luna. Familien zu trennen, Gewalt und Terror seien nicht akzeptabel.
Werden genug Leute aufbegehren, bevor es zu spät ist? Schaffen sie es, sich trotz aller Differenzen zusammenzuraufen, um die Demokratie zu retten? Das ist die handlungstreibende, die entscheidende Frage in der Serie "Andor". Aber vielleicht auch in einer "weit, weit entfernten Galaxis" – nämlich hier und jetzt.
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