Der Eingang der Bayerische Staatsbibliothek von der Ludwigstraße
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Bayerische Staatsbibliothek auch Opfer der Diebstähle russischer Klassiker

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Bayerische Staatsbibliothek: So gingen die Diebe in München vor

Bayerische Staatsbibliothek: So gingen die Diebe in München vor

Eine Diebstahlserie beunruhigt Bibliotheken in ganz Europa: Eine gut organisierte Diebesbande hat etwa 170 kostbare Bücher entwendet – vorwiegend historische Ausgaben russischer Klassiker. Stabi-Leiter Klaus Ceynowa über die Verluste in München.

Über dieses Thema berichtet: Kultur am .

Das Beuteschema der offenbar gut organisierten Diebesbande ist: Erstausgaben des russischen Dichters Alexander Sergejewitsch Puschkin oder anderer russischer Klassiker aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch die Bayerische Staatsbibliothek, die mit rund 1,4 Millionen Bänden über die größte osteuropäische Sammlung in ganz Deutschland verfügt, muss Verluste beklagen, wie der Leiter der Bibliothek Klaus Ceynowa im BR-Interview erklärt.

Gogol-Erstausgaben gestohlen

Aus der Staatsbibliothek sind zwei kostbare Bücher gestohlen worden, und zwar "Erstausgaben von 1842, aus einer Aufsatzsammlung von Nicolai Gogol“, so Klaus Ceynowa. Der Leiter der Bayerischen Staatsbibliothek beziffert den Wert der beiden gestohlenen Bände auf dem europäischen Markt bei 2.000 bis 4.000 Euro.

Im November 2023 ist - so Ceynowa - der Verlust der beiden Bände in der Staatsbibliothek entdeckt und sofort Kontakt mit dem LKA aufgenommen worden. Zu dem Zeitpunkt hätten die europaweiten und auch nationalen Vorwarnsysteme in kollegialen Kreisen sehr gut funktioniert. Vorgewarnt durch Berichte aus osteuropäischen Bibliotheken, aus Warschau, aber auch den baltischen Staaten, sei klar gewesen, dass man es vor allem auf Erstausgaben von Puschkin und Gogol abgesehen hat. Man hat sich gezielt die Ausleihhistorie dieser Bestände vorgenommen.

Bandendiebstahl in der "Stabi"

Bei der Sichtung der Ausleihhistorie ist ein User aufgefallen, der in größerem Umfang Erstausgaben aus der Puschkinzeit in die Lesesäle bestellt hatte: "Das waren insgesamt gar nicht so viele, deutlich unter 100", so Ceynowa. Bei der Revision dieser Titel seien sie auf den Namen des Diebes gestoßen. Das dann eingeschaltete LKA habe festgestellt, dass es sich nicht um einen Einzeltäter, sondern eine "Bande oder Gruppierung" handelt, "die systematisch in europäischen Bibliotheken" stiehlt. Aber wie sind die Diebe an die historische Beute herangekommen? Schließlich bedeutet Ausleihe bei den historischen Bänden stets: Ausleihe in Lesesäle.

Der Trick mit Original und Fälschung

Das Vorgehen sei "durchaus nicht unoriginell" gewesen, so Ceynowa und skizziert es wie folgt: Mit einem - mit nachweislich gefälschten Personalausweisen besorgten - Nutzerausweis leihen sich die Diebe Bände in den Lesesaal aus und machen dort mehr und weniger versteckt Fotos und Fotokopien. Damit verlassen sie die Bibliothek, "geben das Original auch ganz ordnungsgemäß an dem Ausleihschalter wieder ab" und stellen zu Hause aufwendige Kopien her. Bei der nächsten Ausleihe "geben sie dann nicht das Original zurück, sondern die gut gemachte Kopie. So was haben wir bis dahin noch nie erlebt. Und so können Sie da das Original mit aus den Räumlichkeiten der Bibliothek nehmen. Und die Kopie wird von uns erst einmal unerkannt wieder eingestellt."

Die Konsequenzen: mehr Kontrolle

Die Bayerische Staatsbibliothek will künftig Konsequenzen aus dem Diebstahl ziehen: Die Aufsicht im Lesesaal, "gerade auch im Ost-Europa-Lesesaal" werde verstärkt und es werde versucht - soweit es die Ressourcen zulassen - "qualifizierte Fachkräfte an die Leihschalter zu setzen, die Fälschungen eigentlich relativ rasch erkennen können". Außerdem müsse über Videoüberwachung nachgedacht werden. Aber das sei rechtlich nicht leicht umzusetzen.

Ob die beiden gestohlenen Werke bei dem Diebesgut sind, das Europol inzwischen in Lettland und Georgien sichergestellt hat, ist noch nicht bekannt: "Wir hoffen es", so Ceynowa im BR. Denn: "wir haben in den zurückliegenden Monaten nicht feststellen können, dass diese beiden Werke irgendwie in russischen Auktionshäusern angeboten worden sind".

Dieser Artikel ist erstmals am 30. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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