Christian Gärtner ist neuer Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.
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Christian Gärtner ist neuer Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.

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Christian Gärtner ist neuer oberster Laien-Katholik in Bayern

Christian Gärtner ist neuer oberster Laien-Katholik in Bayern

Christian Gärtner ist zum neuen Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken in Bayern gewählt worden. Der Eichstätter will sich gezielt in politische Debatten einmischen und die Kirche davor bewahren, an der falschen Stelle zu sparen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Glauben Zweifeln Leben am .

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern hat einen neuen Vorsitzenden: Christian Gärtner, 58 Jahre alt, Volkswirt und langjähriger Vorsitzender des Diözesanrats im Bistum Eichstätt, erhielt bei der Frühjahrsvollversammlung in Passau am Wochenende 65 von 67 Stimmen. Er war der einzige Kandidat für den Posten, nachdem Joachim Unterländer nach acht Jahren nicht mehr zu einer dritten Amtszeit angetreten war.

Christian Gärtner ist dreifacher Familienvater und hat eine klassische katholische Ehrenamtskarriere durchlaufen: Pfarrgemeinderat, Dekanatsrat, Diözesanrat, Verbandsjugend. Im Landeskomitee arbeitet er seit 2006 mit, im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist er auch schon länger dabei und begleitete alle Reformdialoge der jüngeren Vergangenheit. Bei der Reform-Bewegung "Synodaler Weg" kämpfte er dafür, dass nicht-geweihte Katholiken mehr Entscheidungsbefugnisse auf allen Ebenen bekommen, insbesondere auch Frauen.

40 Prozent der Bevölkerung sind katholisch in Bayern

Laut amtlicher Statistik leben in Bayern 5,5 Millionen Katholiken. Trotz Überalterung und hohen Austrittszahlen sind das immer noch mehr als 40 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mit der Wahl zum Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken wird Christian Gärtner zum obersten Repräsentanten der katholischen Laien im Freistaat. "Ich finde es immer ein bisschen verkürzt, wenn Kirche nur durch die Bischöfe wahrgenommen wird, und ich denke, dass wir da als Laien schon auch etwas zu sagen haben", sagt Christian Gärtner im BR-Interview.

Christian Gärtner hat im Unterschied zu seinen beiden Vorgängern Joachim Unterländer und Albert Schmid kein Parteibuch. Auf einen konservativen Sozialdemokraten und einen liberalen CSU-Mann folgt ein parteipolitisch ungebundener Franke. Gärtner sagt: "Ich sehe die Aufgabe der Kirche, in der Politik die Stimme des Gewissens zu sein, vor allen Dingen das soziale Gewissen."

Christian Gärtner will einen guten Kontakt zu politischen Verantwortungsträgern pflegen. Das Landeskomitee werde sich unter seiner Führung auch weiterhin in gesellschaftspolitische Debatten einbringen, sagt er, vom Thema Lebensschutz über Suizidbeihilfe bis zu Ladenöffnungszeiten.

Wirtschaftliche Kompetenz hilft bei Spardiskussionen

Gärtner ist Kundenmanager bei der Gesellschaft für Konsumforschung. Für die kommenden Herausforderungen sei das eine gute Vorbereitung, meint er: "Wir stehen auch in der Kirche vor wirtschaftlichen Herausforderungen, die Kirchensteuereinnahmen gehen zurück. Ich erlebe, dass dadurch in der Kirche Spardiskussionen geführt werden. Das Geld fließt nicht mehr so einfach, und deshalb schadet wirtschaftliche Kompetenz in dieser Situation jetzt nicht."

Als langjähriger Vorsitzender des Eichstätter Diözesanrats befindet sich Gärtner in keiner einfachen Position. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zählt in den meisten kirchlichen Fragen zur Gruppe der konservativen Bischöfe, die viele Reformvorschläge ablehnt. Gärtner betont, dass man sich gegenseitig respektiere und schätze, aber sich auch regelmäßig klar die Meinung sage. Zuletzt wurde die gute Beziehung von Gärtner und dem Diözesanrat zu Hanke und der Bistumsleitung auf eine harte Probe gestellt. Durch die Ankündigung, die Jugendstellen und Dekanatsbüros in der Diözese Eichstätt zu schließen, fühlte sich der Diözesanrat dort vor vollendete Tatsachen gestellt - kein Einzelfall.

Im Landeskomitee der Katholiken wird Christian Gärtner möglicherweise öfter eine solche Frontstellung erleben. In Bayern gibt es mehrere Bischöfe, die als konservativ gelten und die Reformbestrebungen des Synodalen Wegs skeptisch sehen.

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