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Der Film "Stasi F.C." – Wie die Stasi den Fußball manipulierte

Der Film "Stasi F.C." – Wie die Stasi den Fußball manipulierte

Der Dokumentarfilm "Stasi F.C." erzählt, wie das staatliche Regime in der DDR den Fußball kontrolliert hat und zeichnet den Zerfall der DDR-Oberliga und des ganzen Staates nach.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Als im Dezember 1978, nach einem hitzigen Spiel in Dresden zwischen Dynamo Dresden und dem Berliner FC Dynamo Stasi-Chef Erich Mielke in die Umkleidekabine der Dresdner kommt, da gratuliert er ihnen nicht etwa, sondern sagt: "Jetzt ist Berlin an der Reihe. Ihr hattet euren Erfolg, aber jetzt ist der BFC dran", so erzählt es der kanadischer Historiker Alan McDougall im Film "Stasi F.C."

Mit in der Kabine sitzt damals Dynamo-Fußballer Gerd Weber, den die perfiden Stasi-Methoden später noch ins Gefängnis bringen sollen: "Wir haben in dem Moment gewusst, dass wir keine Chance mehr haben. Das wir keinen Meister mehr holen. BFC mit Mielke war's Mächtigste."

Die Stasi hilft bei den Schiedsrichtern nach

Seiner Ansage lässt Erich Mielke Taten folgen, im Nebenjob ist er Präsident des Berliner Fußball-Clubs BFC Dynamo. Er versammelt die besten Spieler und holt eine Meisterschaft nach der Anderen. Sollte es mal knapp sein für Mielkes Verein BFC, dann hilft die Stasi bei den Schiedsrichtern nach, das zeigen die vielen, aufwändig recherchierten Archivbilder überdeutlich.

"Die Bevorteilung der Schiedsrichter für den BFC Dynamo waren natürlich ein Thema, weil es war in einigen Aktionen auch peinlich, wo man gesagt hat, also ganz ehrlich: Haben wir das wirklich nötig?", sagt der damalige Berliner Spieler Falko Götz im Film. Angebliche Foulspiele der Gegner, Tore fallen aus meterweiten Abseitsstellungen.

Seinen Höhepunkt erreicht der Film, als zwei Fußballer von Dynamo Berlin die Republikflucht tatsächlich wagen, bei einem Auswärtsspiel in Belgrad, unter ihnen der spätere 1860 München Trainer Falko Götz: "Und dann sind wir aus der Tiefgarage unter Decken im Botschaftsauto nach Zagreb gefahren, wo man dann Pass/Ersatzpapiere fertig gemacht hat."

Selbst die eigenen Fans wenden sich ab

Der Film hat sowohl Einzelschicksale im Blick als auch den Niedergang des BFC Dynamo zum meistgehassten Verein der DDR. Selbst die eigenen Fans wenden sich irgendwann ab. Irgendwann schaut dann kaum mehr einer zu.

Wie die Stasi mit Chef Erich Mielke den DDR-Fußball kontrolliert hat, ist erschreckend, das erzählt dieser Film eindrücklich. Welches Eigentor die Machthaber damit am Ende schießen, ist so paradox, dass man auch mal lachen muss, wenn "Stasi F.C." den Zerfall der DDR-Oberliga und des ganzen Staates nachzeichnet.

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