Ausschnitt aus der Doku über den koreanischen Medienkünstler Nam June Paik "Moon is the Oldest TV, der Mond ist das älteste Fernsehen".
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Ausschnitt aus der Doku über den koreanischen Medienkünstler Nam June Paik "Moon is the Oldest TV, der Mond ist das älteste Fernsehen".
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Doku über den koreanischen Medienkünstler Nam June Paik im Kino

Doku über den koreanischen Medienkünstler Nam June Paik im Kino

Er gilt bis heute als der bedeutendste Künstler aus Koreas, außerdem als Vater der Medienkunst und als Vordenker des Internets. Nam June Paik ist jetzt, 19 Jahre nach seinem Tod, eine Doku gewidmet, die nun in den deutschen Kinos zu sehen ist.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Da sitzt er, der bronzene Buddha. Er meditiert. Und wird gleichzeitig von einer Videokamera der 70er Jahre gefilmt. Das Bild wird auf einen Bildschirm übertragen, auf den wiederum der bronzene Buddha blickt. Fernsehen, das prägende Medium jener Jahre, dient gewissermaßen als Bildträger der Selbstreflexion Buddhas. Eine ähnliche Installation von Nam June Paik gibt es auch mit einer im Durchzug kalter Museumshallen flackernden Kerze als Bildmotiv. Mensch, werde dir deiner Existenz bewusst! Und ihrer Endlichkeit! Solch tiefgründige Aussagen wurden bei Paik immer mit einfachen technischen Mitteln realisiert: Da bricht schon einmal das Bild wegen eines Wackelkontakts ab. Oder alles beginnt zu flackern.

Einer seiner Sätze: "Wenn too perfect, lieber Gott böse"

Nam June Paik benutzte auch starke Magnete, um Fernsehbilder zu verzerren. Einer seiner Sätze: "Wenn too perfect, lieber Gott böse". Im typischen "Paikisch", einer Mischsprache aus Englisch und Deutsch. Die Zukunft, die er vorhersah, sei eine gewesen, in der jeder Künstler sein eigener Kommunikationskanal sei, heißt es in der Doku - und sieht im heutigen Selfie-Trend diese Vision Wirklichkeit geworden.

In der Dokumentation "Nam June Paik – Moon is the Oldest TV" sieht man, wie weit der Künstler seiner Zeit voraus gewesen ist. Er verstand sich als ständiger Kommunikationskanal, der die ganze Welt miteinander verbindet und ständig selbst sendet. Man denkt an heutiges Social Media und an das Internet. Mindestens 40 Jahre bevor sie erfunden wurden. Bald reichte Paik ein Bildschirm nicht mehr. Er baute viele TV-Geräte mit unterschiedlichen Programmen zu hohen Installations-Türmen zusammen. So stehen sie heute noch in den Museen. Der Kinofilm von Amanda Kim bildet in einer Art 107-minütigen Meditation, einer Ton- und Bilderflut, Leben und Werk von Nam June Paik adäquat ab und erteilt wichtigen Zeitzeugen wie Komponist John Cage, der Cellistin Charlotte Moorman – oder den deutschen Künstlern Bazon Brock oder Mary Bauermeister das Wort.

John Cage bei Kunstaktion die Krawatte abgeschnitten

Nam June Paik war der Sohn eines reichen Textil- und Stahlunternehmers in Korea, emigrierte mit der Familie während des Korea-Krieges 1950 nach Tokio. Hier studierte der Pianist unter anderem Musikwissenschaften, was er ab 1956 an der Münchner Musikhochschule fortgesetzt hat. Ab 1958 arbeitete er mit Komponist Karlheinz Stockhausen im WDR-Studio für elektronische Musik in Köln. Hier lernte er unter anderem den Amerikaner John Cage kennen, dem er zwei Jahre später bei einer Fluxus-Kunstaktion die Krawatte abgeschnitten hat. Gelegentlich ging bei den Aktionen auch mal ein Klavier zu Bruch, das der Künstler schlichtweg umgeworfen hatte. Die 60er Jahre und ihr Bruch mit allen traditionellen Seh- und Hörgewohnheiten.

Silvester 1983/ 84 produzierte Nam June Paik für TV-Kanäle in den USA, Deutschland, Frankreich und Korea eine Fernsehshow "Good Morning Mister Orwell", die in einem legendären stundenlangen Desaster endete. Paik entschuldigte sich, "er habe es einfach laufen lassen". Seither hat kein bildender Künstler mehr so eine Gelegenheit bekommen. In der hoch unterhaltsamen Film-Dokumentation "Nam June Paik – Moon is the Oldest TV" werden Zitate von ihm verlesen. Eines lautet: "Obwohl ich ein Künstler bin, beschäftigt mich die sogenannte Kunstwelt nicht. Mich beschäftigt die ganze Welt."

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