Mit seinem Film "Un Simple Accident" ("Ein einfacher Unfall") hat der iranische Regisseur Jafar Panahi die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes gewonnen. Der Film, in dem es um Erlebnisse im Gefängnis und die Gewalt des iranischen Regimes geht, setzte sich gegen 21 andere Wettbewerbsfilme durch. Entschieden hat eine Jury unter dem Vorsitz der Schauspielerin Juliette Binoche.
Minutenlanger Beifall für Jafar Panahi in Cannes
Der Film, den Panahi heimlich in seiner Heimat gedreht hatte, erhielt bei seiner Premiere in Cannes acht Minuten lang Beifall. "Ein einfacher Unfall" handelt von fünf ehemaligen politischen Gefangenen, die ihrem mutmaßlichen Folterer begegnen. Für sein Werk ließ Panahi sich von seinen eigenen Haftaufenthalten im Iran inspirieren.
Der Regisseur hatte mit früheren Filmen bereits die Hauptpreise des Filmfests Venedig und der Berlinale gewonnen. Dem 64-Jährigen war es zum ersten Mal seit 15 Jahren gelungen, persönlich in Cannes zu erscheinen. Die iranischen Behörden hatten ihm lange die Ausreise aus dem Land verweigert.
Deutliche Kritik an den Verhältnissen im Iran
Panahis Film ist eine deutliche Kritik an den Verhältnissen im Iran. "Am Ende macht der Film deutlich, dass es letztlich ein strukturelles Problem ist. Das Problem liegt bei der Regierung und nicht bei den Leuten, die im System gefangen sind", sagte Panahi im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
"Es geht darum, wie wir die Zukunft des Landes gestalten", sagte er. "Kommen wir irgendwann dorthin, wo niemand uns vorschreibt, was wir anzuziehen haben, was wir gestalten, was wir essen? (…) Niemand hat das Recht, dies zu bestimmen", fügte er hinzu. Er hoffe und vertraue darauf, dass es irgendwann so kommen werde.
Preis der Jury für "In die Sonne schauen"
Die Berlinerin Mascha Schilinski erhielt den Preis der Jury für "In die Sonne schauen". Der Film wurde in Cannes von Kritikern gefeiert. "Der Film zeigt uns, dass Kino sich immer noch neu erfinden kann", schrieb "The Hollywood Reporter". Der Film spielt auf einem abgelegenen Hof in der ostdeutschen Altmark, auf dem sich die Lebensgeschichten von vier Frauen verschiedener Generationen kreuzen. "Wir wollten herausfinden, wie Traumata über Generationen hinweg unsere Körper prägen", sagte Schilinski.
Wagner Moura als bester Schauspieler ausgezeichnet
Der Große Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging an "Sentimental Value" von Joachim Trier. Kleber Mendonça Filho erhielt für "O Secreto Agente" den Preis für die beste Regie. Einen Spezialpreis der Jury erhielt Bi Gan für "Resurrection".
Der Preis als beste Darstellerin ging an Nadia Melliti für ihre Rolle in "La Petite Dernière". Als bester Schauspieler wurde Wagner Moura für seine Rolle in "O Secreto Agente" ausgezeichnet. Für das beste Drehbuch wurden Jean-Pierre und Luc Dardenne mit "Jeunes Mères" geehrt.
Preisverleihung nach Stromausfall ohne Probleme
Die Preisverleihung der 78. Filmfestspiele fand wie geplant statt, nachdem es in Cannes am Samstag einen größeren Stromausfall gegeben hat.
Das Festival von Cannes war dieses Jahr vom 13. bis 24. Mai. Es ist neben Venedig und Berlin das bedeutendste Filmfestival der Welt.
Mit Informationen von dpa und AFP
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