Es ist, als würde ein einschneidendes Kapitel ein gutes Ende finden: Papst Franziskus empfängt in der Karwoche die Mitarbeiter der Gemelli-Klinik. "Danke, danke für alles, was Ihr getan gehabt!", sagt er zu den Anwesenden. Es ist dem Papst anzusehen, wie gerührt er ist. Und er schiebt gleich einen Scherz nach: "Wo Frauen das Sagen haben, läuft es!" Damit bezieht er sich auf die anwesende Rektorin der Katholischen Universität, zu der das Gemelli-Krankenhaus gehört.
Mehr als fünf Wochen lang war Franziskus dort wegen einer schweren Lungenentzündung behandelt worden, zweimal hatte er in akuter Lebensgefahr geschwebt. An sich sollte sich der Papst schonen, doch immer öfter zeigt er sich in der Öffentlichkeit.
Papst Franziskus überrascht mit seinen Auftritten
Vor rund 20.000 Menschen ließ sich Franziskus zum Beispiel am vergangenen Palmsonntag zum Ende der Festmesse im Rollstuhl auf die Altarbühne vor dem Petersdom fahren und wünschte einen frohen Palmsonntag sowie eine gesegnete Karwoche. Seine Stimme war schwach, aber er hatte keine Kanülen mehr in der Nase, die ihn mit Sauerstoff versorgten. Ein paar Tage zuvor war er plötzlich in der Basilika aufgetaucht - in schwarzer Hose, einem langärmeligen Shirt und einer Art Poncho darüber. Er begegnet einem Jungen, fragt ihn nach seinem Namen. Ebenso segnet er ein Baby.
Franziskus ist ein Papst der Nähe
Franziskus braucht diese Kontakte, davon ist der Vatikan-Korrespondent Hendro Munsterman vom Nederlands Dagblad überzeugt. Dieser Papst sei ein Papst der Nähe. Im Krankenhaus, wo er 38 Tage lang behandelt wurde, habe ihm diese Nähe gefehlt und damit das, was ihn als Papst ausmacht. Gerade auch wegen der fehlenden Kontakte sei der Krankenhausaufenthalt für ihn umso mehr eine sehr schwierige Zeit gewesen, so Munsterman.
Auftritte in der Öffentlichkeit als Botschaft
Zur Entlassung am 23. März hatten die Ärzte zwei Monate vollständige Schonung verordnet. Doch seit knapp zwei Wochen folgt ein Überraschungsauftritt auf den anderen. Den Anfang machte der Papst beim Jubiläum der Kranken Anfang April, auf den Petersplatz waren für die Festmesse Tausende gekommen. Der Auftritt des Papstes dauerte kaum zehn Minuten, doch er hatte eine Botschaft. Der Papst, so meint Vatikanexperte Munsterman, habe sich als Kranker unter den Kranken zeigen wollen.
Tatsächlich hat Franziskus mehrmals in Texten darüber geschrieben, dass er jetzt auch selbst spürt, wie eine Schwäche auch eine Stärke sein kann. Das könne helfen, die Wirklichkeit, in der wir alle leben und unsere Zerbrechlichkeit zu verstehen, vom Inneren her. "Dieser Papst ist auch ein solidarischer Papst", so Munsterman.
Jubiläumsjahr liegt Franziskus sehr am Herzen
Inzwischen empfängt Franziskus wieder offiziell zu Audienzen, zu Beginn der Woche gab der Vatikan erstmals einen Arbeitstermin bekannt. Selbst während seines Krankenhausaufenthalts hatte der Papst gearbeitet und etwa das britische Königspaar zu einer privaten Audienz empfangen. Überraschend natürlich. Franziskus tut, was geht. Und was er gerade als wichtig ansieht. Wie etwa das jetzige Jubiläumsjahr, das unter dem Motto "Pilger der Hoffnung" stattfindet.
"Es ist der Wunsch von Franziskus, wenigstens das ganze Jubiläumsjahr noch da zu sein und als Papst mit den Pilgern, mit den Gläubigen dieses Jahr zu feiern. Das ist sozusagen sein nächstes Ziel", sagt Marco Politi, der vor kurzem ein Buch über Franziskus und sein Pontifikat veröffentlicht hat.
Zu den wichtigen Osterfeierlichkeiten hat Papst Franziskus mehrere Termine bereits delegiert. So werden etwa die Osternacht, in der die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird, und die Ostermesse von Kardinälen geleitet. Möglicherweise wird er dennoch öfters erscheinen. Überraschend und unangekündigt - wie so oft.
Im Video: Gefängnisbesuch des Papstes am Gründonnerstag
Der Papst am Gründonnerstag.
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