Pumuckl an einem Fahrradreifen
Pumuckl an einem Fahrradreifen
Bild
Pumuckl kommt zurück in die Kinos.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2025
Schlagwörter
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2025
Videobeitrag

Pumuckl kommt zurück in die Kinos.

Aktualisiert am
Videobeitrag
Erschien zuerst am
> Kultur >

Leinwand-Schabernack: "Pumuckl und das große Missverständnis"

Leinwand-Schabernack: "Pumuckl und das große Missverständnis"

Die Serie "Neue Geschichten vom Pumuckl" war ein derart großer Erfolg, dass bald eine zweite Staffel folgt. Vorab kommt der kleine Kobold auch ins Kino. Leider ist "Pumuckl und das große Missverständnis" nicht ganz so geglückt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Es war ein Wagnis, als Regisseur Marcus H. Rosenmüller im Sommer 2022 "Neue Geschichten vom Pumuckl" drehte. Denn wie sollte das gut gehen: eine Neuauflage der populären Fernsehserie aus den 1980ern – ohne Gustl Bayrhammer als Schreinermeister Eder? Und ohne Hans Clarin, der dem Pumuckl die kieksende Stimme lieh? Und doch: Es funktionierte, wider Erwarten. Dank Schauspieler Florian Brückner als Neffe vom alten Eder. Und dank Kabarettist Maxi Schafroth, der nun – durchaus kongenial zu Clarin – den Pumuckl spricht.

Das begeisterte sogar eingefleischte Fans, die den Kinderbuchklassiker bereits für sich entdeckt hatten, bevor er erstmals im Fernsehen seinen Schabernack trieb – auf Hörspiel-LPs nämlich. Zwei Abenteuer je Platte, auf jeder Seite eines, so war das damals. Und auch im Fernsehen blieb es dabei: nur knapp 25 Minuten pro Folge.

Behutsame Annäherung an die Gegenwart

Marcus H. Rosenmüller hat sich bei seinen "Neuen Geschichten" ans alte Kurzformat gehalten. Vor allem aber haben er und das Drehbuchteam um Korbinian Dufter es verstanden, den Pumuckl-Kosmos gerade so weit an die Gegenwart heranzuführen, dass die neue Serie nicht zum nostalgischen Abklatsch verkam; das aber, ohne sie auf neue Sehgewohnheiten hinzutrimmen. Der kleine Kobold ist nach wie vor eine Zeichentrickfigur, das Erzähltempo beschaulich.

Aber wenn Florian Brückner als Neffe vom verstorbenen Eder dessen Werkstatt übernimmt, weil er es satthat tagein tagaus in einem Baumarkt Latten zuzuschneiden, dann ist das einer der Momente, in denen man merkt: Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Eine gelungene Balance zwischen gestern und heute.

Video: Trainer "Pumuckl und das große Missverständnis"

Brückner und Schafroth als Eder und Kobold: Ein tolles Gespann!

Aber gilt die Freude auch für den Kinofilm? Keine Frage, Florian Brückner ist hier genauso gut wie in der Serie: weniger knorrig als einst Gustl Bayrhammer, dafür von einer liebenswert verschusselten Kauzigkeit. Und Maxi Schafroth erweckt den berühmtesten Nachfahren der Klabautermänner mit hinreißend anarchischem Witz zum Leben. Klar, seine Stimme wurde mittels KI der von Hans Clarin angeglichen, aber Duktus und Vitalität – die musste Schafroth schon selber hinbekommen. Und wie ihm das gelungen ist! Großartig! Funktionierte im Zusammenspiel mit Florian Brückners Eder ab Folge 1, Staffel 1.

Zu viele Motive zu dürftig "verleimt"

Der Film hat trotzdem ein gravierendes Problem, ganz einfach: dass er ein Film ist. Länge: über anderthalb Stunden statt einer knappen halben.

Die Handlung führt in Eders Heimatdorf, wo alte Freunde auf ihn warten, die ihn am liebsten dabehalten würden. Weil es dort ebenfalls eine verwaiste Werkstatt zu übernehmen gäbe. Und weil sie den Eder in der örtlichen Blaskapelle brauchen können. Dem Eder taugt das, dem Pumuckl überhaupt nicht. Er fühlt sich vernachlässigt. Das große Missverständnis! Daneben geht es um eine entlaufende Schildkröte, die der Pumuckl "Schildegard" tauft, den defekten Taktstock eines Dirigenten, den der Eder richten soll, einen Maibaumklau und so einiges mehr. Kurzum, der Film ist vollgepackt mit Ideen für gleich mehrere Serien-Episoden. Nur dass der dramaturgische Leim fehlt, der sie zu einem runden Ganzen fügen würde.

Bildrechte: Constantin Film
Bildbeitrag

Ein suspektes Objekt, diese Schildegard.

Kitsch lass nach!

Dafür kulminiert der Haupterzählstrang in einem pappsüßen Kitschmoment, wenn sich der Eder vor versammelter Dorfgemeinschaft zu seinem Kobold bekennt. Natürlich gingen auch schon die Pumuckl-Hörspiele stets gut aus. Schmalzig aber ging es damals nie zu; dafür einmal sogar ans Eingemachte – im Hörspiel "Der großen Krach und seine Folgen", das für den neuen Film als Anregung gedient haben mag; und das einzige Abenteuer, das sich über zwei LP-Seiten erstreckt. Da zoffen sich der Eder und der Pumuckl derart, dass man fürchten muss, sie werden sich nie mehr vertragen. Mit Cliffhanger zwischen Plattenseite eins und zwei. Harter Tobak fürs kindliche Gemüt. Ganz anders als das Feelgood-Flair bei Rosenmüller.

Unser Rat daher: Kinobesuch? Nein, muss eher nicht sein! Besser: Vorfreudig warten bis zum Start der abermals sehr gelungenen neuen Serienstaffel. Und bis dahin: die alten Hörspiele hören.

Im Audio: Pumuckl kehrt zurück

Szene aus dem Film "Pumuckl und das große Missverständnis": Zeichentrick-Kobold Pumuckl sitzt auf einer Schreibtischlampe in der Werkstatt von Meister Eder
Bildrechte: Constantin Film
Audiobeitrag

Am liebsten treibt der Pumuckl Schabernack - jetzt auch im Kino

"Pumuckl und das große Missverständnis": Ab 30.10. neu im Kino. Die zweite Staffel der Serie läuft Ende des Jahres auf RTL+ an. Und die alten Pumuckl-Hörspiele finden sie in der ARD Audiothek.

Dieser Artikel ist erstmals am 28. Oktober 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!