Sonntagnachmittag im Herzen von Schwabing: "Die Express Brass Band", eine vielköpfige bunte Truppe, bereitet auf der Straße ihre Instrumente vor, während Till Hoffmann, der Geschäftsführer der Lach- und Schießgesellschaft, schon ein wenig aufgeregt dem Umzug entgegenblickt. Kurz rekapituliert er nochmal den Streckenplan: U-Bahn an der Münchner Freiheit, am Marienplatz dann der Umstieg in die S-Bahn, "und dann steigen wir in Haidhausen aus und watscheln hin."
Trotz Umzug keine Wehmut im Ensemble
Vereinzelt wollen Autos durch die schmale Ursulastraße fahren. Ganz einfach ist das gerade nicht, denn mehrere hundert Menschen warten vor der ehemaligen Bühne der Lach- und Schießgesellschaft darauf, dass das alte Lokalschild gebracht wird. Ein Leiterwagen wartet auf dem Gehsteig, mit ihm soll das gute Stück transportiert werden.
Wehmut? Will sich zumindest bei Ensemblemitglied Christl Sittenauer nicht einstellen. Es sei doch "toll", dass es in München noch Orte gebe, wo man "sowas wieder zum Leben erwecken" könne, sagt sie.
Kaum ist das Schild verladen, setzt sich die Prozession in Gang. Einige ehrenamtliche Ordner sichern den Zug, der sich in einem Trauermarsch in Richtung U-Bahn bewegt. Der Leiterwagen mit dem abmontierten Schild wird von Mitgliedern des Ensembles gezogen, unterstützt von namhaften Kabarett-Persönlichkeiten. Darunter der Österreicher Josef Hader. In Begräbnisstimmung ist auch er nicht. "Das ist ja eine Leich', die wieder auferstehen wird", verrät er augenzwinkernd.
Dicht gedrängt in der S-Bahn: Die Lach-und-Schieß-Umzugsprozession nahm, ganz bodenständig, den öffentlichen Nahverkehr.
Auch Kabarettist Josef Hader mit dabei
Dann verschwindet dieser lustige Leichenzug in den Tiefen des U-Bahnhofes "Münchner Freiheit". Nach Haidhausen, zum alten Gasteig, geht es mit dem öffentlichen Nahverkehr.
Vor dem Gasteig warten unterdessen schon ein paar Dutzend Menschen darauf, dass die neuen Nachbarn kommen. Nach einer Weile tauchen die ersten Teilnehmer der Umzugsprozession auf, auch Josef Hader ist dabei. Den Kabarettisten hat die Fahrt sichtlich beschwingt. Noch sei das Gedränge in der U-Bahn schön gewesen, sagt er. "Selbst die Leute, die gar nicht wussten, was vor sich geht, waren besser aufgelegt."
Oberbürgermeister Reiter blickt optimistisch in die Zukunft
Feierlich wird das ehemalige Gasteig-Gebäude umrundet, das früher gerne leicht abschätzig "Kulturbunker" genannt und jetzt in das viel freundlichere "Fat Cat" umbenannt wurde. Dann gibt es natürlich Ansprachen und Festreden, unter anderem von Mitgliedern des Ensembles, vom Alt-Oberbürgermeister Cristian Ude, dem amtierenden Oberbürgermeister Dieter Reiter und dem Kabarettisten Claus von Wagner. Das alte Schild wird an neuer Stelle wieder aufgehängt und angeleuchtet und dann, endlich, wird die neue Spielstätte mit Schaumwein getauft.
Der Jubel ist groß, die Zuschauermenge ist inzwischen noch einmal angewachsen auf mindestens 500 Zuschauerinnen und Zuschauern. Und Oberbürgermeister Reiter freut sich über den Lärm. Endlich habe die Lach- und Schieß, eine Münchner Institution, wieder eine Heimat. "Man sieht ja, wie viel Menschen hier dabei sind, bloß beim Umzug von dem Schild - insoweit, glaube ich, gibt es eine gute Zukunft für die Lach- und Schieß."
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